Schule in Coronazeiten Die Lösung liegt in der Vergangenheit: Prümer Abi-Scherz von 1995 zeigt, wie man in den Schulen mit dem Coronavirus umgehen könnte

Prüm · So könnte das doch gehen mit dem Unterricht während der Pandemie: Der Prümer Abi-Scherz von 1995 weist den Weg – alles muss raus!

 Alles muss raus: Der Abi-Scherz von 1995. Wenn es draußen wärmer wird, wäre das doch die Lösung in diesen pandemischen Tagen ...

Alles muss raus: Der Abi-Scherz von 1995. Wenn es draußen wärmer wird, wäre das doch die Lösung in diesen pandemischen Tagen ...

Foto: privat

Die Gegenwart, die pandemische, ist wirklich nicht schön. Kein Wunder dass sich mancher da lieber an frühere Zeiten erinnert, die zumindest in diesem viralen Punkt sorgenfrei waren.

Das tat auch Peter Knörr: Er stammt aus Stadtkyll, machte im Sommer 1995 sein Abitur am Regino-Gymnasium Prüm, lebt in Köln und ist Architekt im Kölner Büro „v-architekten“, das bundesweit Schulbauten plant (passt ja perfekt).

Genau daran, sein Abi, erinnerte der 45-Jährige sich dieser Tage und hatte „auf dem zugegeben recht kurzen Weg zwischen Morgentoilette und Frühstückstisch“ eine Idee. Ihm war nämlich der Abi-Scherz von damals wieder eingefallen. Und die Fotos, die am letzten Schultag (Montag, 26. Juli) gemacht worden waren.

Und was die damalige Abiturientia – Motto übrigens: Ora NET labora! (frei übersetzt: Beten, aber net schaffen!) – dabei angestellt hatte.

Beziehungsweise: rausgestellt. Nämlich zahllose Klassenzimmergarnituren, sodass für Hunderte von Mittelstuflern der Unterricht im Freien gehalten wurde, alles „mit Sorgfalt über Nacht“ vorbereitet, sagt Knörr. Siehe unser beeindruckendes, wenn auch leicht verschwommenes Beweisfoto, das Knörrs Schulkamerad Bernd Burelbach aus Schönecken, heute Versicherungsbetriebswirt in Köln und ebenfalls 45 Jahre alt, für uns reproduzierte. Heute schaut man da drauf und denkt sofort: Himmel, was sitzen die nah beieinander!

Aber das wär’s ja vielleicht wirklich, wenn auch bei etwas mehr Distanz: Alle(s) nach draußen, wo die Aerosole flott verfliegen. Jetzt, da der Frühling doch auch in der Eifel antrabt, ginge das ja.

„Abi-Scherz 1995 - dem Virus keine Chance!“

Und weil zu jener Zeit Peter Pelz Direktor am Regino war, haben wir ihn angerufen. Was sagt er zum damaligen Scherz und zur Idee? „Ich erinnere mich dunkel.“ Aber dann hellt sich seine Erinnerung auf, er lacht: „Abi-Scherz 1995 - dem Virus keine Chance, intelligente Schülerinnen und Schüler trotzen der Pandemie – schon damals!“ Und jawohl, das sei ganz „im Geiste des Regino – die Prümer, immer ihrer Zeit voraus.“

Der heutige Regino-Chef, Albrecht Petri, erkennt auf dem Foto „eine unheimliche, beinahe prophetische Vorwegnahme der x-ten Coronabekämpfungsverordnung – Outdoor-Unterricht, Lüftung pur, wenn auch ohne Maske und mit bedenklich kleinen Abständen“. Weshalb heute „der Direx – rebus sic stantibus (sofern die Dinge bleiben, wie sie sind, Anm.) – da einschreiten würde.“

„Große Sprachkunst!“

Und wo wir schon beim Latein sind – Petri lobt auch das damalige Abi-Motto, da sei „die alte Klosterregel“, nämlich ora et labora, durch Einfügung des „N“ ausgehebelt worden: „Ein Buchstabe reicht dazu, große Sprachkunst!“

Und dann spielt er noch ein bisschen mit dem „net“ herum: „1995, das sind die frühen Zeiten des InterNET. Das erste Modem piepste nun auch zu Hause und ja, bevor die Arbeit beginnen konnte, war ein Stoßgebet die Regel. Reihenfolge: bete, versuche, das Internet stabil zu bekommen, arbeite. Und wenn das NET net funktionierte, war immer Zeit für einen Kaffee, eine Zigarette oder einen Plausch mit der oder den Lieben. Willkommene Entschleunigung.“

Die würde uns heute auch helfen. Deshalb kurz zum Stand der Dinge am Gymnasium: Auch dort wird getestet und dabei geht man in aller möglichen Ruhe vor. Man wisse um die Schwächen der freiwilligen Schnelltests, schreibt Petri in seinem aktuellen Brief an die Schüler. Sie seien „ein zusätzliches Mittel im Vorfeld, entscheidend ist der PCR-Test“.

Und dann folgt eine besonders wichtige Passage: Sollte ein Test positiv ausfallen, „wird die entsprechende Schülerin oder der entsprechende Schüler aus der Lerngruppe abgeholt. Und zwar in aller Ruhe und Besonnenheit. Denn es kann jede oder jeden von uns treffen. Sollte dies der Fall sein, ist das kein Grund zu einer Ausgrenzung etwa durch Spott oder Schuldzuweisungen. Zumal der Selbsttest ja nur feststellt, dass ein weiterer Test nötig wird.“

Richtig so. Aber jetzt schauen wir noch einmal auf das schöne Foto von damals und danken den Ex-Abiturienten, die es uns geschickt haben. Bernd Burelbach freut ich über Peter Knörrs gutes Gedächtnis und „dass unser Streich von damals noch mal auf diese Weise in Erinnerung gerufen wird“.

Außerdem, sagt Peter Knörr, falle das Durchhalten in der Pandemie ein bisschen leichter, wenn man seinen Humor nicht verliere. Wie alle Beteiligten ihn in diesem Fall bewiesen haben. Und deshalb: vielen Dank!

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