Stadtentwicklung Hungerkur für Prümer Frischemarkt

Prüm · Er hatte einen tollen Start, aber nach zwei Jahren scheint die Luft raus. Das monatliche Angebot, an jedem ersten Mittwoch auf dem Hahnplatz, findet immer weniger Zuspruch. Und jetzt?

 Der Prümer Firschemarkt, im Mai erstmals auf dem Hahnplatz ausgerichtet, wird immer mehr zum Renner.

Der Prümer Firschemarkt, im Mai erstmals auf dem Hahnplatz ausgerichtet, wird immer mehr zum Renner.

Foto: Fritz-Peter Linden

Der Stadtbürgermeister ist nicht froh: „Das ist eine Negativschlagzeile“, sagt Johannes Reuschen. „Aber ich kann mir die Welt ja nicht schönreden.“ Also sagt er, was ist: „Der Frischemarkt scheint komplett abzuschmieren.“

Der Prümer Frischemarkt: Es war eines der ersten von Reuschen verwirklichten Vorhaben, nachdem ihn die Prümer 2019 zum Stadtbürgermeister gemacht hatten. Er reagierte damit direkt auf einen Wunsch der Bürger: Denn die hatten ihm erzählt, dass sie sich ein solches Angebot in der Stadt wünschten (der TV berichtete).

Noch dazu auf dem neuen Hahnplatz – im Prinzip perfekt. Schöner Standort, gute Produkte, und wer zum Beispiel als Besucher von außerhalb seinen Wagen auf dem Parkdeck an der Bahnhofstraße abstellte, war in kaum einer Minute mitten im Geschehen.

Im Mai 2020 ging es los, immer am ersten Mittwoch im Monat, kombiniert mit dem Krammarkt. Und es lief gut: An den besten Tagen boten fast 20 Standbetreiber ihre Erzeugnisse dar. Im Oktober jenes Jahres schrieben wir von einem gewachsenen Angebot und einem nahezu lückenlos mit Ständen gefüllten Hahnplatz – und von zufriedenen Händlern.

Eine davon: Angela Scherf aus Butzweiler, sie verkauft Blumen, Obst und Gemüse. Aber nicht mehr in Prüm: „Ich bin nicht mehr da, mit 200 Euro Umsatz kann ich keinen Markt machen“, sagt sie. „Dafür sind die Kosten zu hoch.“ Mitarbeiter, zwei Fahrzeuge, 60 Kilometer Anfahrt bei den aktuellen Benzinpreisen – das sei nicht zu machen.

Dennoch sagt auch sie: „Das erste Jahr war supergut. Da haben wir mit drei Leuten da gestanden und verkauft wie irre.“

„Es war alles dabei“, sagt Reuschen, „Fleisch, Fisch, selbstgemachte Nudeln, Blumen, Obst, Gemüse.“ Und noch allerhand mehr. Im zweiten Marktjahr, im März 2021, kam dann sogar ein zweiter monatlicher Termin hinzu.

Aber die Entwicklung hat nicht angehalten, inzwischen kommen deutlich weniger Standbetreiber, gerade mal eine knappe Hand voll seien es zuletzt gewesen, sagt der Stadtbürgermeister.

Einige halten dem Markt die Treue wie bisher: „Wenn wir konnten, waren wir immer da“, sagt Matthias Heinen aus Niederlauch. Mit seiner Familie verkauft er in Prüm Fleisch und Wurst von artgerecht gehaltenen Rindern.

Beim Frischemarkt sei man immer gerne gewesen, „und wir werden das auch weiter unterstützen“ (stimmt: Auch im Internet, unter www.weidefleisch-heinen.de wirbt der Hof für den Markt). Man sei bisher auch immer zufrieden gewesen, wenn auch vergleichsweise wenige Prümer dort zu sehen seien. Heinen: „Was kommt, kommt von außerhalb.“

Allerdings sagt auch er: Wenn er von den Marktverkäufen allein leben müsste, „dann könnte ich das nicht machen“. Und angesichts der Entwicklung des Markts lautet auch seine Einschätzung: „So langsam kippt das.“

Es wäre schade, findet Johannes Reuschen: „Es war ein sehr vielfältiger Markt. Aber da sind wir nicht mehr.“ Und schon sei bei ihm deswegen Kritik aus der Bürgerschaft eingegangen. Motto: Da lohnt es sich nicht mehr, hinzugehen, bei so wenig Angebot mittlerweile.

Das Gleiche sagen aber eben auch einige Marktleute. Es lohne nicht mehr, weil nicht genügend Kundschaft kam und kaufte. Reuschens Fazit: Den Markt, sagt er, „können wir als vorerst gescheitert ansehen“.

Wenn auch vielleicht noch nicht ganz: Inzwischen ist man wegen des Besucher- und Beschicker-Rückgangs zurück bei nur einem Termin pro Monat. Der nächste ist dann am Mittwoch, 1. Juni, von 8 bis 14 Uhr, wieder zusammen mit dem Krammarkt.

Und danach, wenn auch der nicht läuft? Soll der Frischemarkt abgeschafft werden? Reuschen hat das, bis auf Weiteres, nicht vor: „Ich werde das nicht aktiv kaputtmachen“, sagt er. Es gelte weiter: Man mache es den Standbetreibern leicht, so müssen diese keine Gebühr bezahlen. Es sei denn, sie brauchen Strom oder Wasser, dafür sei ein kleiner Obolus zu entrichten.

Noch will er dem Angebot deshalb eine Chance geben: „Wenn sich das wieder erholt, ist es gut.“ An Familie Heinen aus Niederlauch soll es nicht liegen: Sie ist am 1. Juni wieder dabei. Matthias Heinen: „Wenn nichts dazwischenkommt auf jeden Fall.“

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