Prümer Hahnplatz: Graben und Pflastern gegen die Zeit

Prüm · Die Arbeiten am Prümer Hahnplatz sind in Verzug. Trotzdem, sagt Planer Maik Böhmer, sollen die größten Umbauten bis Weihnachten geschafft sein. Offen bleibt, wie mit den alten Mauerresten vor der Basilika verfahren wird.

Schritt für Schritt, Schippe für Schippe, Stein um Stein - so geht es voran am neuen Prümer Hahnplatz: Die Pflasterer machen ordentlich Fläche, das trage deutlich dazu bei, sagt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy, dass sich ihre Nerven ebenfalls stabilisieren.
Außerdem haben die Mitarbeiter von RWE-Westnetz die neuen Laternen rund um den Platz montiert. Schlichte, schlanke Stelen - mehr an der Zahl als ihre gebogenen Vorgänger, dafür deutlich kürzer. "Dadurch", sagt Hahnplatz-Planer Maik Böhmer, fielen sie nicht so störend in den Blick wie die alten Lampen. "Hat's schon Kritik gegeben?", schiebt er vorsichtshalber hinterher, als wir mit ihm darüber sprechen. Nein, bisher ist nichts laut geworden. Wobei sich das in Prüm natürlich schnell ändern kann.

Dabei sehen die Laternen schön zurückhaltend aus - so war es ja auch von allen gewollt. Und wenn der Platz einmal fertig sei, sagt Böhmer, werde das Gehirn sie ohnehin ausblenden, "und man wird die Leuchten gar nicht mehr sehen".
Wie läuft es insgesamt auf der Baustelle? Naja - "wir haben ordentlich Verzug", sagt Böhmer. Hauptursache: das lange Warten auf die Pflastersteine aus Vietnam (der TV berichtete), wenn auch der Umstand, dass am Gymnasium jetzt die Keller saniert und davor allerhand alte Mauern von den Archäologen des Rheinischen Landesmuseums ausgegraben werden, zur Verzögerung beiträgt. Im Vergleich zu der Sache mit den Steinen falle das aber kaum ins Gewicht.

Böhmer sagt aber auch, dass man für europäische Steine - wegen der höheren Lohnkosten beim Zurechtschneiden - erheblich mehr Geld hätte bezahlen müssen: Das Pflaster macht rund ein Viertel der Gesamtkosten aus, knapp eine Million Euro also. Für Steine vom Kontinent hingegen "hätte man das Doppelte bis Dreifache rechnen müssen".
Das Ziel sei nun, bis Weihnachten die wesentlichen Arbeiten am oberen und unteren Platz bis hinab zur Basilika abschließen zu können und im kommenden Jahr, sobald sich der Winter verzogen habe, die Restarbeiten bis rüber zum Duppborn zu erledigen.

Und die Archäologen? Die haben in den vergangenen Wochen wieder ein großes Stück Mauerwerk vor der Basilika freigelegt - dort, wo künftig eine Reihe von Bäumen das Pflaster schmücken soll. Die Reste, sagt Grabungsleiter Lars Blöck, ließen darauf schließen, dass dort "etwas Repräsentatives" gestanden habe - vermutlich die frühere Abtsburg aus dem 16. Jahrhundert. Seiner vorläufigen - und vorsichtigen - Annahme zufolge sei dann später auf den Resten des Gebäudes das Prümer Zeughaus errichtet worden.

Leider habe man keine Fußböden mehr gefunden, daher sei es vorerst schwierig, die Gebäude zu datieren. Das müssten weitere Untersuchungen ergeben. Ganz aktuell aber habe man ein Stück nördlich davon eine Mauerecke gefunden, die offenbar aus noch älterer Substanz bestehe.

Nur: Was wird nun daraus? Viele Prümer wünschen sich, dass man die Relikte später, etwa durch eine Glasdecke hindurch, sehen kann. Oder dass es eine Markierung im Pflaster geben wird, die den Verlauf der Mauern zeigt. Blöck weist jedoch darauf hin, dass einige dieser Ideen "ohne finanziellen und planerischen Aufwand" nur schwer zu verwirklichen seien und rät zu Informationstafeln.

Ähnlich sieht es auch Maik Böhmer: Zwar verstehe er den Wunsch, "es ist ja auch beeindruckend, wenn man davor steht. Aber aus anderen Projekten weiß ich, was es bedeutet, das sichtbar zu machen." Ein Glasfenster im Boden einzusetzen, klinge schön, sei aber technisch und finanziell aufwendig: "Da muss man fast schon einen beheizten Raum bauen". Ohne Klimatisierung beschlage das Glas und man sehe gar nichts mehr. Am Rheinboulevard in Köln, den Böhmer ebenfalls geplant hat, werde das zwar gerade an einer Stelle gemacht - "das kostet aber mehrere hunderttausend Euro".

Da würde er sich eher noch auf eine Markierung im Pflaster einlassen - aber dazu müsse man erst einmal genau wissen, wie die tatsächlichen Mauerverläufe waren - und zu welchem Gebäude sie überhaupt gehörten.
Die wirklich bedeutenden historischen Zeugnisse übrigens, sagt Lars Blöck, lägen noch tiefer. Aber danach zu graben, würde dann richtig teuer.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stadt diesen Auftrag erteilt, hält sich in Grenzen. Erst einmal, sagt Mathilde Weinandy, sei Maik Böhmer in die nächste Ratssitzung (Dienstag. 12. September, 18.30 Uhr) eingeladen, um über den Stand der Dinge zu berichten. Und um mitzudiskutieren über die Frage, wie man mit den Relikten verfahren soll. Denn egal, was man damit mache, sagt die Stadtchefin, "das sind ja Hausnummern, über die gesprochen werden muss".

Meinung: Dran bleiben!
Gut, das mit der Glasplatte müssen wir uns wohl abschminken. Aber bei der Markierung im Boden hat Planer Maik Böhmer noch nicht nein gesagt. Dranbleiben, Prümer! Und wenn auch das nichts wird, hätten wir gern den schicken Bierkrug zurück, den die Archäologen vor ein paar Wochen ausgegraben haben - und der daran erinnert, dass die Prümer Äbte sich auch ihren Spaß gönnten. Den hängen wir dann neben die Sandalen Christi. f.linden@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort