Kampf den Borkenkäfern Prümer Ratsmitglieder auf Exkursion durch den städtischen Wald

Prüm · Der Stadtrat hat sich bei einer Exkursion über Zustand, Probleme und Zukunft des städtischen Forst vor Ort ein Bild gemacht. In einer der kommenden Sitzungen sollen kritische Punkte angesprochen werden.

 Mitglieder des Prümer Stadtrats haben sich von Forstamtsleiter Peter Wind (links) und Revierleiter Daniel Möller den städtischen Wald zeigen lassen.

Mitglieder des Prümer Stadtrats haben sich von Forstamtsleiter Peter Wind (links) und Revierleiter Daniel Möller den städtischen Wald zeigen lassen.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Beginnen wir direkt mal mit der guten Nachricht: Der städtische Prümer Wald ist sauber! „Wir gehen fast käferfrei ins nächste Jahr“, sagt Daniel Möller, Leiter des Forstreviers Sellerich. Doch wie ist das möglich, wo doch der Borkenkäfer gerade alle Waldbesitzer das Fürchten lehrt?

„Das lag vor allem an der starken Präsenz des Revierleiters, der regelmäßig den Bestand auf Käferbefall hin überprüft hat“, sagt Peter Wind, Chef des Forstamts Prüm. Der hatte die Mitglieder des Stadtrats eingeladen, sich gemeinsam die Waldgebiete anzusehen, die der Stadt gehören. Und dabei auch manche problematische Stelle vor Ort.

In der Akutphase hatte das Forstamt Prüm 50 freiwillige Helfer, die wöchentlich überprüft haben, ob den Bäumen Gefahr droht. „Wenn der Käfer mit dem Arsch noch aus dem Holz guckt, haben wir etwa sechs bis sieben Wochen Zeit, um den Baum zu entfernen“, sagt der Experte.

Das Forstamt Prüm betreut 20 000 Hektar Wald. 50 Hektar davon gehören der Stadt Prüm. Nicht gerade üppig, wenn man bedenkt, dass Wallersheim 600 Hektar besitzt und damit, laut Wind, größter kommunaler Waldbesitzer im Forstamt Prüm ist.

Doch auch mit 50 Hektar kann man ganz gut leben, warfen die doch in den vergangenen Jahren durchschnittlich 10 000 Euro Ertrag jährlich ab. In diesem Jahr wird es nicht so viel sein, prognostiziert Wind, denn durch das Käferholz sinken die Preise.

Den lästigen Krabbler wird man so schnell auch nicht ausrotten können. Ein Problem ist, dass 12 000 Hektar Waldfläche mehreren Tausend Privatbesitzern gehören. „Einige kümmern sich, aber es gibt auch Besitzer, die noch nicht mal wissen, wo ihre Parzellen liegen. So kriegen wir das Problem nicht in den Griff“, sagt Wind. Es gebe Gemarkungen, da gebe es keinen öffentlichen Wald. „Da sind mir faktisch die Hände gebunden“, sagt er.

Die erste Station, die vom Stadtrat besichtigt wird, ist ein Waldstück in Niederprüm. Dort dominiert vor allem eine Baumart – die Fichte. „Insgesamt wachsen im Stadtwald 66 Prozent Fichte, zwölf Prozent Douglasie, der Rest ist ein buntes Gemisch“, sagt Wind.

Doch in Prüm setzt man auf Stabilität. Das Konzept dazu klingt einfach: „Früh – mäßig – oft“, bringt Möller es auf den Punkt. Will heißen: „Bei uns wird permanent auf der ganzen Fläche Holz entnommen.“ Die Devise lautet, lieber häufig, dafür aber schwach eingreifen. Also werden einzelne Bäume entfernt, statt ganze Flächen kahl zu schlagen. So bekommen die anderen mehr Licht, die Stämme seien dicker und dadurch wesentlich stabiler. Platz und Licht sorgen dafür, dass der Wald sich von selbst verjüngt. „Wir wollen noch mehr Arten mischen. Wir müssen mehr Vielfalt anstreben“, sagt Möller.

Eine Baumart mit vielen Chancen sei die Weißtanne, die sehr viel klimastabiler ist, als die Fichte. Doch es gibt auch Probleme: Da diese Baumart ein absoluter Leckerbissen fürs Wild sei, müsse man die Anpflanzung schützen, erklärt Möller. „Wir sprechen hier von einem jährlichen Aufwand von 500 bis 1000 Euro für die Stadt“, ergänzt der Forstamtsleiter. Das sei verhältnismäßig günstig und verspreche großen Erfolg.

Einige Stadtratsmitglieder wundern sich über Haufen mit Astabschnitten und anderen „Naturmüll“ der scheinbar wahllos zerstreut oder in Haufen im Wald herumliegt. „Im Wald wird nicht gedüngt. Wir lassen einen gewissen Teil an Biomasse da, damit sich daraus Nährstoffe bilden können“, sagt Möller.

Das sei übrigens nicht zu vergleichen mit Grünzeug, das die Bürger illegal in der Natur entsorgen. Was da passieren kann, zeigten die beiden Forstamtsmänner anhand eines Beispiels im Ortsteil Walcherath. Dort lagert der Bauhof an einer Stelle den städtischen Grünabfall ab. Als Folge dessen wuchern meterhoch mehrere Herkulesstauden, auch bekannt unter dem Namen Riesen-Bärenklau. Berührungen können bei Menschen zu schmerzhaften Quaddeln und Blasen führen, die schwer heilen und wie Verbrennungen erscheinen.

Die Stadtratsmitglieder macht der Anblick nachdenklich. Zumal dort nicht nur Grüngut sondern auch Steine abgekippt wurden. „Das klären wir mit dem Bauhof“, sagt Johannes Reuschen, Bürgermeister der Stadt Prüm. Der Rat will in einer der kommenden Sitzungen darüber sprechen.

Zwei weitere Waldstücke in Dausfeld, wo es Beschwerden von Bürgern und einer Firma gab, werden ebenfalls besichtigt. Dort soll in beiden Fällen durchforstet werden. Über weitere Maßnahmen wird der Stadtrat sich Gedanken machen.

Letzter Stopp ist am Kalvarienberg, unterhalb des Explosionskraters. Das Problem: Immer wieder wächst der Krater zu. Die Stadt möchte ihn aber gerne dauerhaft erlebbar machen. Nun gibt es die Idee, das Gelände von Ziegen beweiden zu lassen.

Während die Ziegen also alles wegknabbern dürfen, was nicht Baum ist, versuchen die Forstbeamten weiterhin Wild und Käfer im Wald in Schach zu halten. „Wir brauchen einen feuchten, warmen Winter“, sagt Wind. Denn den möge der Käfer nicht. Frost dagegen könne ihm nichts anhaben. „Wir haben schon welche in Beutel gesteckt und zwei Wochen lang eingefroren. Sobald die auftauen, fangen die wieder an zu krabbeln“, sagt Wind.

 Das kann passieren, wenn man Grüngut wahllos in den Wald wirft, so wie in Walcherath. Dort hat sich die giftige Herkulesstaude ausgebreitet.

Das kann passieren, wenn man Grüngut wahllos in den Wald wirft, so wie in Walcherath. Dort hat sich die giftige Herkulesstaude ausgebreitet.

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Diese Äste wurden nicht vergessen, sondern von den Waldarbeitern als natürlicher Dünger absichtlich liegengelassen.

Diese Äste wurden nicht vergessen, sondern von den Waldarbeitern als natürlicher Dünger absichtlich liegengelassen.

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Im städtischen Wald werden regelmäßig, aber nur vereinzelt Bäume gefällt. Dadurch gibt es Platz und Licht für neue Bäume, die natürlich nachwachsen.

Im städtischen Wald werden regelmäßig, aber nur vereinzelt Bäume gefällt. Dadurch gibt es Platz und Licht für neue Bäume, die natürlich nachwachsen.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Und regnen müsste es auch noch mehr. „Der Regen hat das Wasserdefizit der letzten zwei Jahre noch lange nicht ausgeglichen“, sagt er.

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