"Prümtal-Pisa" ist Geschichte

LÜNEBACH. Die Sanierung des Lünebacher Kirchturms ( TV vom 1. Oktober 2004) wird teurer als geplant: Die Dachspitze muss komplett neu gebaut werden. Dabei wird sie ihr markantestes Merkmal, die bisherige Schieflage, verlieren.

"Prümtal-Pisa" - das war einmal, der schiefe Turm von Lünebach ist Geschichte: Nachdem die marode Spitze (Fachbegriff: Helm) der St.-Gertrudis-Kirche am 29. September per Kran entfernt worden war, stellte sich heraus, dass sie komplett erneuert werden muss. Damit verschwindet allerdings auch die Schieflage, die der Kirche bisher überregionale Bekanntheit verschafft hat. Bei einer Teil-Sanierung wäre sie erhaltbar gewesen. Aber: "Das kann man leider nicht machen", sagt Peter Philippe, Chef der im Dekanat fürs Finanzielle zuständigen Rendantur Niederprüm. "Den Turm mit schiefer Nase neu zu bauen, wäre zu schwierig. Man müsste ja die Hölzer schräg schneiden. Die Lünebacher kriegen jetzt einen geraden und glatten Turm, der sich nicht mehr neigt."Einsturzgefahr ist gebannt

Dafür bestehen keine Gefahren mehr: "Man kann nur froh sein, dass der Turm jetzt runter ist", sagt Philippe. "Da hätte in der nächsten Zeit irgendetwas Schlimmes passieren können, er war schon einsturzgefährdet." Morsche Balken, bröckelnder Schiefer - der wackelige Zustand ist nun vorbei. Ein Zimmerei-Betrieb in Dreis bei Wittlich baut zurzeit den neuen Turm. Dieser soll dann per Kran wieder auf seinen Schacht gesetzt werden. Die Komplett-Sanierung wird teurer als geplant: 120 000 Euro waren zunächst veranschlagt, aber die werden nicht ausreichen. Peter Philippe weiß noch nicht, wie viel der Neubau kosten wird und gibt daher nur eine vorsichtige Schätzung preis: "Über den Daumen sind es etwa 150 000 Euro." 60 Prozent der Kosten übernimmt das Bistum Trier. Umgerechnet bleiben deshalb rund 60 000 Euro, die von der Pfarrgemeinde aufgebracht werden müssen. Deren Rücklagen reichen dafür aber nicht - daher hat Pastor Karl Spangenberg bereits zum Spenden aufgerufen. Nass werden Spangenbergs Schäflein während der Gottesdienste inzwischen nicht: Der untere, breitere Teil der Turmspitze, etwa drei Meter hoch, sitzt bereits wieder auf dem Schaft-Mauerwerk. Das Loch darüber wurde mit einer Notabdeckung versehen."Helm auf" im Frühling

Auch das soll bald vorbei sein. "Wenn das Wetter es zulässt, hoffen wir, dass der Turm im März oder April wieder drauf ist", sagt Rendantur-Chef Peter Philippe. Beim Bistum ist eine "schiefe" Sanierung des Lünebacher Kirchturms offenbar ohnehin nie ein Thema gewesen. "Mit mir hat da keiner drüber gesprochen", sagt Hans-Berthold Busse beim Bistums-Amt für kirchliche Denkmalpflege. "Es gibt zwar Zeitphänomene, die man als Konservator erhalten will. Aber in Lünebach stand der Turm einfach schief, weil die Auflager verfault waren." Der Turm sei definitiv nicht schräg gebaut worden, auch wenn mancher das glaube. Busse: "Das sind volksetymologische Ansichten. Faktisch ist der Balken verfault, der Turm geriet in Schieflage." Die heutige Gertrudis-Kirche stammt aus dem Jahr 1759. Beim Bau wurde der vorherige spätgotische Turmschaft aus dem Mittelalter mit einer barocken Spitze versehen - ein damals üblicher Vorgang, wie Busse berichtet. Und zwar aus Spargründen: "Ein Turm ist erstens sehr teuer und zweitens normalerweise sehr stabil gebaut." Es folgten zwei Erweiterungen, 1875 und 1965, außerdem erhielt die Kirche 1983 eine neue Orgel. Spenden zugunsten der Turmsanierung sind möglich auf das Konto mit der Nummer 500 146 79 bei der Kreissparkasse Bitburg-Prüm, Bankleitzahl 586 500 30.

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