"Psst... die können mich nicht sehen"

BITBURG/ZEMMER. Alle Jahre wieder steigt er in sein Nikolauskostüm und ist ab 1. Dezember bis Weihnachten fast ausgebucht. Der Amerikaner Larry Barnwell macht amerikanische und deutsche Kinder glücklich.

Kinder, denen es die Sprache verschlägt, strahlende Augen, "die für einen Augenblick die Zeit zum Stehen bringen", das ist Larry Barnwells Welt. Seit mehr als zehn Jahren schlüpft er ab 1. Dezember in sein Nikolauskostüm und spielt den Weihnachtsmann. Dann wird auf der Air Base in Spangdahlem der Weihnachtsbaum erleuchtet und mit einer Parade die Saison eingeleitet. Das gleiche Szenario wiederholt sich am folgenden Tag in der Housing in Bitburg. Ab dann geht's von einer Nikolausfeier zur nächsten.Larry kommt aus Florida, arbeitet auf der Air-Base Spangdahlem, wohnte viele Jahre in Prüm und lebt heute in Rodt bei Zemmer, wo er sich mit seiner Lebensgefährtin ein älteres Haus kaufte, das er eigenhändig renoviert. Doch dafür - und für seine anderen Hobbys, Computer und Miniaturmöbel basteln - hat er momentan wegen seiner Nikolaus-Auftritte kaum Zeit.

Dass der amerikanische Santa Claus in seinem roten Anzug, den schwarzen Stiefeln und der roten Zipfelmütze deutsch spricht, ist nach 25 Jahren Aufenthalt in Deutschland keine Frage. Deutschland ist seine zweite Heimat geworden, "hier kann ich atmen", und hier will er bleiben, nachdem er viele Länder gesehen hat, als er noch aktiver Militärangehöriger war. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass auch deutsche Familien ihn am Nikolaustag zu sich nach Hause bitten, um ihre Kinder zu beglücken.

Die Kinder sind begeistert "und verlieren die Sprache", wenn sie auf dem Schoß des Weihnachtsmanns sitzen dürfen, denn der hat einen echten weißen Bart, "den trage ich seit 1987 das ganze Jahr über, aber ab Oktober lasse ich ihn länger wachsen", sagt Larry.

Und so nähern sich Sammy wie auch Jonas und Lena mit scheuem Blick und offenem Mund dem Heiligen Mann, der am Samstag vor dem dritten Advent liebevoll Süßigkeiten in einem Restaurant in Bitburg-Mötsch verteilt. Gerade mal ihre Namen kommen zaghaft über die Lippen, alle anderen Fragen des Weihnachtsmanns sind entweder mit einem Kopfnicken oder gar nicht zu beantworten, denn die Kleinen sind in einer anderen Welt und glücklich.

Woher der Nikolaus nun weiß, dass sie ihrer Mama helfen oder das Zimmer aufräumen, ist für alle unbegreiflich, was die erstaunten Gesichter verraten. "Aus glücklichen Kindern werden auch glückliche Erwachsene", sagt Larry, und als Santa Claus möchte er seinen Teil dazu beitragen. Für seinen Auftritt nimmt er keinen Cent. Von Zeit zu Zeit komme es vor, dass Kinder ihn außerhalb der Weihnachtssaison wiedererkennen. "Sie zupfen ihre Eltern am Ärmel und sagen: Da ist Santa Claus", erzählt Larry. Während die Eltern zur Antwort geben, nein, das sei nur ein Mann mit einem Bart, flüstere er ihnen zu: "Psst…die können mich nicht sehen", und wieder habe er ein Kind glücklich gemacht.

"Merry Christmas" und Frohe Weihnachten wünscht er beim Abschied dann auch den Erwachsenen, die ebenfalls verklärt lächeln.

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