"Puppen sind die besten Schauspieler der Welt"

Bitburg · Neville Tranter spielt gerne mit Puppen. Wenn er das tut, ist das aber alles andere als süß und lustig. Seine Handpuppen sagen "fuck you", nehmen Drogen und haben Sex auf der Bühne. Am Samstag, 9. Mai, tritt der gebürtige Australier im Rahmen der Eröffnung des Kultursommers in Bitburg mit seinem neuen Programm "The King" auf.

 Alles andere als süß: Neville Tranter mit seinen Puppen. Foto: Maarten Sitvast/Veranstalter

Alles andere als süß: Neville Tranter mit seinen Puppen. Foto: Maarten Sitvast/Veranstalter

Foto: P.J.M. Appelman - Woerden - NL (e_bit )

Bitburg. Neville Tranters Puppenspiel ist provokant, kritisch und irgendwie anders. Sein Stück "The King" erzählt vom Aufstieg und Fall eines Superstars. Am Samstag, 9. Mai, 20 Uhr, bringt der Australier das Stück im Haus Beda auf die Bühne. TV-Redaktionsmitglied Sarah München hat er vorab erzählt, warum Puppen die besten Schauspieler der Welt sind und weshalb er lieber nicht berühmt sein möchte.Sie sind nicht der klassische Puppenspieler. Wieso haben Sie sich gerade für diesen Beruf entschieden?Neville Tranter: Ich habe zuerst vier Jahre eine Ausbildung als Schauspieler in Toowoomba, Queensland, Australien gemacht. In meinem dritten Jahr hat ein älteres Ehepaar, Bill und Barbara Turnbull, ihr Puppenspiel vor meiner Schauspielklasse aufgeführt. Da wusste ich, dass ich mit Puppen arbeiten und gleichzeitig Schauspieler und Puppenspieler sein möchte.Was macht für Sie die Faszination eines Puppenspiels aus?Tranter: Das Puppenspiel geht zurück zu den Wurzeln aller Theaterstücke. Puppen sind für mich die besten Schauspieler der Welt. Das liegt daran, dass man ihre Charakteristika vergrößern und sie ausdrucksstärker machen kann. Man kann ihnen zum Beispiel große Nasen und Münder, aber keine Beine geben.Woher nehmen Sie sich Ihre Inspiration?Tranter: Meine Inspiration kommt aus vielen Quellen: aus Büchern, Filmen, Gemälden und Skulpturen, aber auch von Menschen und Tieren - und von allem, was mit dem Leben selbst zu tun hat.Was lieben Sie besonders am Puppenspiel?Tranter: Puppentheater ist in der Lage, das Publikum sehr tief zu berühren. Viele sind bereit, mehr Emotionen von Puppen zu akzeptieren, einfach nur, weil sie keine Menschen sind, und dies eine Distanz zwischen Publikum und Bühnenfiguren schafft. Das Publikum denkt, einen sicheren Abstand zu den Figuren auf der Bühne zu haben, und dann plötzlich haben sie doch das Gefühl dem Geschehen auf der Bühne nahe zu sein.Ist Ihr Puppenspiel auch etwas für Kinder oder nur für Erwachsene?Tranter: Alle meine Shows sind für Erwachsene und Kinder. Jede Altersgruppe wird Dinge finden, die sie interessieren. Allerdings ist es kein typisches Kinder-Puppenspiel. Ich lasse meine Puppen auf der Bühne sterben oder Sex haben. Es ist definitiv nicht alles süß und lustig.Sie führen fast alle Ihre Stücke in englischer Sprache auf. Gibt es da keine Verständigungsprobleme bei einem anderssprachigen Publikum?Tranter: Es war noch nie ein Problem, in Deutschland in englischer Sprache aufzutreten. Wenn ich aber sehe, dass manche Ausdrücke nicht verstanden werden, ändere ich sie. Viele Leute sagen außerdem, dass sie die Distanz mögen, die eine andere Sprache dabei schafft. Improvisieren Sie auch während Ihrer Auftritte?Tranter: Gerade bei einer neuen Show ist es wichtig zu improvisieren, um den richtigen Weg zu finden dem Publikum die Geschichte zu erzählen. Nach vielen Aufführungen kommt der Punkt, an dem die meisten Aktionen und Texte sitzen, aber es gibt immer wieder Momente, in denen man improvisieren muss, weil sich jedes Publikum in seinen Reaktionen unterscheidet.In Ihrem aktuellen Stück beschreiben Sie den Aufstieg und Fall eines Rockstars. Wären Sie mit Ihrem Puppenspiel auch gerne berühmt und ein Superstar, oder schreckt Sie Ruhm eher ab?Tranter: Meine Arbeit als Puppenspieler ist in der relativ kleinen Welt des Puppenspiels bekannt. Ich werde von meinen Kollegen und dem Publikum geschätzt. Das genügt. Natürlich wäre es schön, berühmt und reich zu sein, wie einige Rockstars es sind. Aber das würde bedeuten, meine Freiheit zu verlieren und ich glaube nicht, dass ich bereit wäre, diesen Preis zu zahlen. Die zentrale Frage all Ihrer Stücke ist: "Wie kann man überleben und zu welchem Preis?" Das klingt dramatisch, aber auch irgendwie traurig und melancholisch. Wieso stellen Sie sich gerade dieser Ausgangsfrage?Tranter: Mit Überleben meine ich, ohne Verbitterung und ohne das Selbstwertgefühl zu verlieren durch das Leben zu gehen. Das kann dramatisch, traurig und melancholisch, aber auch befriedigend und schön sein. Ich möchte Tragödien zeigen, aber immer kombiniert mit Humor, Freude und Unschuld.

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