Quo vadis, Eifeltourismus?

Bitburg · Beim 13. Forum in der Bitburger Stadthalle haben Experten Konzepte für die Zukunft des Fremdenverkehrs in der Eifel vorgestellt. Was ist geplant? Warum muss sich etwas ändern? Und wer sind eigentlich Bernd und Ulrike?

 Unterwegs auf dem Kylltalradweg: Sind das etwa Bernd und Ulrike? Foto: Eifel Tourismus GmbH

Unterwegs auf dem Kylltalradweg: Sind das etwa Bernd und Ulrike? Foto: Eifel Tourismus GmbH

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Bitburg "Fragen Sie Bernd und Ulrike ruhig mal: ‚Wohin geht's denn heute?‘ Das wollen die", erklärt Anja Wendling, stellvertretende Geschäftsführerin der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Die etwa 140 Besucher des 13. Bitburger Tourismusforums nicken zustimmend, fast jeder im Saal kennt Bernd und Ulrike Blum persönlich. Doch wer sind die Blums eigentlich? Wendling nennt sie "aktive Naturgenießer", sie sind sehr kontaktfreudig, wandern gerne, fahren Rad - und existieren nicht. Denn Bernd und Ulrike Blum sind sogenannte "Personas" - idealtypische Vertreter von Zielgruppen, die gerne in der Eifel Urlaub machen. Wendling stellt in ihrem Vortrag verschiedene Personas vor, die Hotelbetreibern, Gastronomen und anderen touristischen Betrieben helfen sollen, ihr Angebot auf die Bedürfnisse spezifischer Personengruppen zuzuschneiden. Roswitha Schwab zum Beispiel ist ganz anders gestrickt als die Blums, sie geht in ihrem Eifelurlaub ausschließlich wandern und interessiert sich kaum für andere Aktivitäten, sie plant ihre Reise im Voraus genau und lässt sich nicht spontan inspirieren. Für die Erstellung der Personas wurden fast zwei Jahre lang Studien, Workshops und Umfragen ausgewertet. Steckbriefe, Videos und Checklisten sollen den touristischen Betrieben der Region einen Überblick verschaffen. Wolgang Reh, Prokurist der Eifel Tourismus GmbH, Gästeführer Andreas Kube und Thomas Herrig, der Inhaber des Gasthauses Herrig in Meckel, halten gemeinsam einen Vortrag über das Konzept des "Geschichtenerzählens" in der Tourismusbranche. Besondere Punkte an Wanderwegen sollen mit Schildern, Sitzbänken und interaktiven Installationen zum Verweilen einladen und so Momente schaffen, die im Gedächtnis bleiben. Darum dürfen Gästeführer heute auch nicht mehr wie früher "einfach Fakten runterrattern", sagt Kube, "sondern müssen auch Emotionen ansprechen", etwa durch Geschichten mit lokalem Bezug. Auch in der Gastronomie sei das Erzählen wichtig, erklärt Herrig, der mit seinen Gästen gerne über die Herkunft ihres Essens spricht. Geschichten könnten jedoch auch zu Missverständnissen führen: Herrig habe etwa in seinem Newsletter als Ankündigung der Wildwoche die Gedanken eines fiktiven Jägers beschrieben, der eines Abends einen Hirsch schießt. Kurze Zeit später habe der Jagdpächter einen Brief von der Kreisverwaltung bekommen. "Weil nach Sonnenuntergang kein Rotwild geschossen werden darf."Wolfgang Reh findet, eine Urlaubsregion muss den Besuchern genau das bieten, was sie unverwechselbar macht: "Man muss ganz viel Eifel bekommen, wenn man hier ist." Und die Eifel stehe in erster Linie für Natur und Auszeit. Ein Zitat aus einer TV-Kolumne bringe den Charakter der Eifel wunderbar auf den Punkt: "Et jit net jerannt." KommentarMeinung

(Wander-) Wegweisend?Der Tourismus ist eines der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine der Eifel. Doch klassische Wanderwege und Führungen alleine reichen heutzutage eben nicht mehr. Veranstaltungen wie das Tourismusforum zeigen, dass der Wille da ist, mehr zu tun, als einfach nur den Zusatz "premium" oder "deluxe" an den Namen jedes erschlossenen Stückchens Natur zu hängen. Eine persönliche emotionale Ansprache der Touristen ist sicher der richtige Weg. Etwas mehr Mut zu Experimenten jenseits der ausgetretenen Wanderpfade wäre aber angebracht. Bei dem Vorschlag, Infoschilder an Wanderwegen aufzustellen, muss man sich fragen, warum das nicht längst der Standard ist. Und was das mit Geschichtenerzählen zu tun hat.

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