Radarstation am Schwarzen Mann: Betreten verboten, Abriss geplant, Windräder möglich

Prüm/Sellerich · Die ehemalige Radarstation der US-Luftwaffe am Schwarzen Mann (Eifelkreis) verfällt immer mehr. Woran sich, trotz Betretungsverbots, auch ungebetene Besucher kräftig beteiligen. Aber was wird aus dem Gelände?

 Duster: Ruine auf der Radarstation.

Duster: Ruine auf der Radarstation.

Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm/Sellerich. "Plunk…" - Von irgendwo oben fällt ein dicker Tropfen Wasser herab. Es ist das einzige Geräusch, das man hier hört. Oder … Moment, war da nicht noch was anderes gerade?
So genau will man es dann doch lieber nicht wissen. Unheimlich sind einige der Bauten mit ihren dusteren Gängen, Räumen und Treppenschächten auf dem verlassenen Gelände der ehemaligen Radarstation mitten im Schneifelwald.

Seit die amerikanischen Streitkräfte hier abgezogen sind, gehört alles wieder der Bundesrepublik. Zuständig ist heute die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BimA). Das Gelände darf man nicht betreten, darauf weist Erhard Schäfer, Chef der BimA in Bad Kreuznach, mit Nachdruck hin: Der Aufenthalt ist gefährlich.

Nicht jeder hält sich daran: Schon allerhand Unbefugte haben dort, genau, Unfug getrieben. Fenster sind zerschlagen oder geklaut, Wände eingetreten, an vielen Stellen liegen Schrott, Abfall, Installations- und andere Trümmer herum. Offene Versorgungsschächte laden regelrecht dazu ein, hinunterzustürzen und sich übel zu verletzen.

Die Radarstation - kaum vorstellbar, dass sie einmal von insgesamt 1000 Menschen bevölkert und betrieben wurde - ist längst aufgegeben, nachdem sie sechs Jahrzehnte lang den Streitkräften zur Flugüberwachung und der Ermittlung von Wetterdaten diente (und zu was sie sonst noch diente, ist nicht bekannt).Zurück in die Republik


Nach dem Abzug der Amerikaner war die Station, in der angeblich keine Altlasten mehr schlummern, an die Bundesrepublik zurückgegeben worden. Seitdem passiert dort nichts mehr. Vor vier Jahren richtete zwar der Hundeverein Arzfeld ein internationales Training aus, aber das war eine Ausnahme. Man dürfe nicht mehr aufs Gelände, sagt Horst Geisen vom Verein.

Und sonst? Die Verbandsgemeinde Prüm würde den Turm gern übernehmen und eine Aussichtsplattform für Besucher bauen: Man sei im Gespräch, sagt Bürgermeister Aloysius Söhngen. Und prüfe die Statik: "Wenn, dann wollen wir es richtig machen, damit die Leute da auch gut hochkommen." Zurzeit ginge das nur über Leitern - viel zu gefährlich.

Die Bundesanstalt hat vor, im kommenden Jahr die Gebäude abzureißen, das Gelände zu renaturieren - und Windräder aufzustellen. "Maximal zwei",sagt Erhard Schäfer. "Wir sind da nur ein ganz kleiner Player."
Weitere - und deutlich mehr - Anlagen sollen auf den benachbarten Flächen des Landes (größter Grundbesitzer auf der Schneifel) und der Gemeinden Gondenbrett und Sellerich gebaut werden. Ob es aber dazu kommt und wie viele Rotoren es am Ende werden, steht ebenfalls noch nicht fest: "Wir sind ja noch im Verfahren", sagt Söhngen. "Der genaue Zuschnitt des Gebiets auf der Schneifel hängt davon ab, wie nachher die naturschutzfachlichen Untersuchungen ausgehen."Thema demnächst im Rat


Der Bund, so der Wunsch der Verbandsgemeinde Prüm, soll auch dem Solidarpakt beitreten, den alle Ortsgemeinden bereits unterzeichnet haben. Der Rat der Verbandsgemeinde wird sich in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause am Dienstag, 29. September, mit dem Thema befassen.
Es wird also noch etwas dauern, bis sich auf dem Gelände etwas tut. Bis dahin behält es seine schaurige Faszination. Und bleibt Tabuzone.Extra

 Überall auf dem Gelände findet man Trümmer …

Überall auf dem Gelände findet man Trümmer …

Foto: Fritz-Peter Linden
 Eingeworfene Scheiben

Eingeworfene Scheiben

Foto: Fritz-Peter Linden
 Zerschlagenes Glas.

Zerschlagenes Glas.

Foto: Fritz-Peter Linden

Die Zeiten der "Prüm Air Station" sind lange vorbei: Im Jahr 2004, nach bis dahin etwa 50 Dienstjahren, wurde sie von den amerikanischen Streitkräften aufgegeben und an das damalige Bundesvermögensamt zurückgegeben (heute Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der TV berichtete). Zuletzt hatte die Station, zuständig unter anderem für Radarüberwachung und Funkverbindung zu den Flugplätzen Bitburg und Spangdahlem, offiziell nur noch der Wetterbeobachtung gedient. In den stärksten Jahren waren bis zu 1000 amerikanische Militärangehörige in und um Prüm stationiert, sie lebten in der Housing am Stadtwald oder in den Eifeldörfern rundherum. Viele Eifeler, zeitweise bis zu 100 Zivilisten, arbeiteten in dieser Zeit ebenfalls für die Amerikaner. fpl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort