Radfahrer haben es in der Autostadt schwer

Bitburg · Bitburg rühmt sich damit, eine Autostadt zu sein. Nirgendwo in der Region ist die Dichte an Fahrzeughändlern so hoch wie dort. Wer also ein Auto sucht, sollte nach Bitburg kommen - allerdings nicht mit dem Fahrrad. Denn Radfahrer sind in Bitburg nicht wirklich willkommen.

Bitburg. Zum Einstieg ein gängiges Argument: "Wir brauchen keine Radwege, weil doch sowieso keiner Fahrrad fährt." Dieter Drees kennt diese Argumentation. Und er ist der Meinung, dass sie verkehrt ist. "Es fahren deshalb so wenige Fahrrad, weil keine Radwege da sind", sagt er. Schließlich würden Autos ja auch nur dort fahren, wo Straßen sind.
Auch Drees fährt Auto. Noch lieber aber Fahrrad. Wenngleich einem die Lust daran in Bitburg vergehen kann. Drees ist Vorsitzender der Radsportfreunde Bitburg. Ein Verein, zu dessen Mitgliedern auch Peter Berger gehört. Berger ist der wohl bekannteste Fahrradfahrer in Bitburg. Nicht nur weil es dort so wenige gibt, sondern weil Peter Berger fast alles mit dem Rad erledigt.
Aus diesem Grund weiß er auch, wo es in Bitburg für Menschen auf zwei Rädern besonders kritisch ist. Das sind zum einen die Straßen wie Albach-, Denkmal-, Heinrich- oder Echternacher Straße, wo Radfahrer von Autos zum Teil gefährlich überholt oder aber durch parkende Autos behindert werden.
Es sind aber auch die Kreisverkehre, von denen Bitburg mittlerweile fast so viele hat wie Autohändler. Diese Kreisel seien deshalb gefährlich, weil manche Autofahrer dazu neigen, die Radfahrer einfach innen zu überholen, wie Joachim Baensch erklärt. Auch er gehört zu den Bitburger Radsportfreunden. Und genau wie Berger und Drees ist auch Baensch der Auffassung, dass Bitburg keine fahrradfreundliche Stadt ist.
Dass die drei Radfahrer damit nicht ganz falsch liegen, belegt nicht nur die Tatsache, dass es in der Innenstadt derzeit keine Radwege gibt, sondern auch die Erkenntnis, dass offensichtlich nicht vorgesehen ist, daran etwas zu ändern. Bestes Beispiel dafür ist der geplante Innenstadtring, mit dem in einer einjährigen Testphase der Verkehr über Einbahnstraßen geführt werden soll (siehe Extra). Anstatt dabei versuchsweise auch die Einrichtung von Radwegen zu testen, sei die Existenz von Radfahrern bei der Planung völlig ausgeblendet worden, bemängeln Drees, Berger und Baensch.
Und das, obwohl ein Umsteigen aufs Fahrrad dazu beitragen könnte, den für Bitburg immer wieder prophezeiten Verkehrskollaps im Vorfeld abzuwenden.
"Ich finde es schade, dass in einer Autostadt nur das Auto Vorfahrt hat", sagt Berger. Er sei davon überzeugt, dass es auch in Bitburg möglich wäre, die Interessen von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern unter einen Hut zu bekommen.
Dass die drei Gattungen der Verkehrsteilnehmer auch in Bitburg untereinander nicht verfeindet sind, wird deutlich, wenn man mit Berger durch die Innenstadt radelt. Alle paar Meter grüßt ihn ein Bekannter. Manche winken aus dem Autofenster, andere vom Bürgersteig. Es gibt natürlich auch grüßende Radfahrer. Doch die sind eher selten.Extra

Um herauszufinden, inwieweit eine Einbahnstraßenregelung dazu beitragen kann, die Verkehrssituation in der Innenstadt zu verbessern, hat der Stadtrat Mitte August (mit sieben Gegenstimmen) entschieden, den so genannten Innenstadtring in einer einjährigen Testphase einzurichten. Etwa 1300 Meter lang wäre dieser Ring, der vom Borenweg über Denkmalstraße, Römermauer und Karenweg wieder bis zum Borenweg führen soll. Diskutiert wird darüber bereits seit Ende der 80er Jahre, doch war die Idee dieses Innenstadtrings immer an den Bau der Nord-Ost-Tangente gekoppelt - die große Umgehungsstraße, mit der die B 51, L 32, B 257 und B 50 verbunden werden sollen. So gab es die Ansicht, dass ein solcher Ring nur dann sinnvoll sei, wenn die Tangente den Innenstadtverkehr um täglich rund 7000 Fahrzeuge entlastet. Zwar hat die Tangente inzwischen Baurecht; ob und wann die rund 6,5 Millionen Euro teure Trasse gebaut wird, ist jedoch weiter offen. Nach Einschätzung des zuständigen Planungsbüros ist ein Innenstadtring aber auch ohne Tangente sinnvoll. uheExtra

Der Verein der Radsportfreunde Bitburg wurde Ende 1993 gegründet und hat derzeit rund 100 Mitglieder. Schwerpunkt der Vereinsaktivitäten sind das sportliche Rennradfahren im Sommer sowie Mountainbike-Fahren im Winter. Treffpunkt des Vereins, dessen Trainingstermine samstags (14 Uhr) und sonntags (10 Uhr) sowie in den Sommermonaten auch mittwochs (18 Uhr) sind, ist der ehemalige Kiosk auf dem Parkplatz gegenüber dem Gasthaus Simonbräu. uhe Informationen im Internet unter www.rsfbit.de

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