Radler müssen blechen

Da staunten die Aktiven des Radsportclubs "Fair Bikers Naturpark Ourdall" nicht schlecht. Um ihre Touristik-Tour 2007 grenzüberschreitend und damit auch durch den Neuerburger Forst zu führen, mussten sie eine Benutzungsgebühr in Höhe von 300 Euro berappen.

Neuerburg/Hosingen. Im Neuerburger Rathaus ist der Bürgermeister sauer, bei den Radsportfreunden in Geichlingen und Hosingen wundert man sich nur noch und im Forstamt geht der Chef in Deckung. Seitdem nach und nach durchsickert, dass die luxemburgischen Radsportfreunde aus Hosingen im September vergangenen Jahres für eine Touristik-Tour, die auch durch die Wälder des Neuerburger Landes führte, kräftig zur Kasse gebeten wurden, knistern in Biker-Kreisen die Speichen. Wie Manfred Groben, Vorsitzender der Radsportfreunde Geichlingen, auf TV-Anfrage bestätigte, mussten seine Freunde aus dem Nachbarland zur Gestattung ihrer Mountain-Bike-Tour 2007 beim Forstamt Neuerburg 300 Euro löhnen, also einen Euro pro prognostiziertem Teilnehmer.Dass sein Hosinger Amtskollege Arnold Hoffmann dies seinerzeit zunächst stillschweigend schluckte, ist Groben inzwischen regelrecht peinlich. Denn schon seit acht Jahren pflege man mit den Hosingern eine "wirklich gute und freundschaftliche Beziehung", was sich in den zahlreichen Treffen und grenzüberschreitenden Aktionen dokumentiere. Dass seine Kumpels nun beim Forstamt Neuerburg zur Kasse gebeten wurden, tut Manfred Groben Leid; nachvollziehen kann er dies schon gar nicht. Immerhin hätten die Luxemburger ihre Veranstaltung ordnungsgemäß anmelden wollen und aus reiner Höflichkeit nicht gegen die Höhe der Gebühr protestiert. In Luxemburg sei man großzügiger. Dort habe der Förster mit den Bikern kein Problem. "Da brauchen wir nichts zu bezahlen", betonte Groben.Neuerburgs Forstamtsleiter Michael Nuhn gab sich auf TV-Anfrage bedeckt. Er sprach lediglich von einem "Sturm im Wasserglas" und davon, dass er die Sache, nachdem die Medien Wind davon bekommen hätten, abgegeben habe. Nuhn: "Die Ministerialforstabteilung ist zuständig."Schneider blitzt bei Kraege ab

Dort hatte sich Neuerburgs Verbandsgemeinde-Bürgermeister Norbert Schneider bereits zeitig beschwert. Schneider, selbst passionierter Radsportler, blitzte allerdings im persönlichen Gespräch mit Umwelt-Staatssekretärin Jacqueline Kraege ab. Anschließend teilte ihm das Ministerium lediglich mit, "dass sowohl das grundsätzliche Vorgehen des Forstamts als auch die Höhe des Entgelts" sich "innerhalb des vom Ministerium vorgegebenen Rahmens" bewege.In einem Brief an den Hosinger Radsport-Chef Arnold Hoffmann hat Norbert Schneider sein Befremden inzwischen längst kundgetan: "Leider habe ich in dieser Angelegenheit keine Handlungsmöglichkeiten, hoffe aber, dass die gute und freundschaftliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit durch diese - aus meiner Sicht ohne Augenmaß - getroffene Entscheidung des Forstamts nicht leidet." Zudem sieht Schneider eine eklatante Ungleichbehandlung. Als im vergangenen Jahr Hunderte von Menschen beim SWR-Wandertag durch die Neuerburger Wälder streiften, sei jedenfalls keine Gebühr in Rechnung gestellt worden. Arnold Hoffmann war aus gesundheitlichen Gründen nicht erreichbar. Meinung Wohl nur ein Missverständnis Fast könnte man meinen, beim Öffnen des Fensters den Amtsschimmel durch die schönen Wälder des Neuerburger Landes lauthals wiehern zu hören. Denn in der Tat: Die Sache mit den Waldgebühren für die Radsportfreunde Hosingen ist schlicht ein Fauxpas und sollte schnellstmöglich korrigiert werden. Von der Papierlage her mag das Forstamt ja noch richtig damit liegen, den luxemburgischen Radsportlern ein "Waldbenutzungsentgelt" abzuverlangen. Allerdings hätten es, wenn überhaupt, 20 oder 30 Euro auch getan. Für einen Verein, der für einen kleinen Ort eminent wichtig ist und ohnehin von der Hand in den Mund leben muss, sind 300 Euro nämlich eine stattliche Summe. Ob das nun in Luxemburg ist oder in Deutschland - das spielt dabei keine Rolle. Noch peinlicher allerdings ist, dass es in diesem exemplarischen Fall einen luxemburgischen Verein trifft, der zudem noch seit Jahren eng mit deutschen Clubs zusammenarbeitet. Vor allem mit Blick auf die vielen in den vergangenen Jahren zum Teil mühsam angestoßenen Kontakte ist dieser Akt der Bürokratie ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich im Nachbarland Freundschaften aufgebaut und Vertrauen erworben haben. Vielleicht kann man aber schon bald sagen, dass es sich hier nur um ein kleines Missverständnis gehandelt hat. Deshalb sollten wir die Sache vielleicht mit Humor nehmen und an die Hosinger Radsportfreunde appellieren: "Dir léiwt Housener Vëlosfrenn. Dat mat de Souen deet eis leed. Mir wënschen, dat dir nach eng kéier and Neierburger Land kommt. Dann mësst dir néischt bezuelen. Mir hoffen, dir huet dann vill Pläsier!" m.reuter@volksfreund.de

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