Radvergnügen zwischen Eifel-Jodler und Reibekuchen

OLZHEIM/WAXWEILER. Der achte autofreie Erlebnistag "Lustiges Prümtal" machte am Sonntag seinem Namen alle Ehre. Bei bestem Spätsommerwetter waren nach Schätzungen der Organisatoren rund 25 000 Radfahrer und Inline-Skater zwischen Olzheim und Waxweiler auf der Piste. Und fast alle waren in bester Laune.

"Ist das dein Fahrrad?", will Verkehrsamtschef Georg Sternitzke wissen, als ich kurz nach zehn Uhr vor der Volksbank in Prüm meinen ersten Stempel abhole. "Nein, es gehört meiner Tochter, aber ich fahre trotzdem mit", entgegne ich und räume kleinlaut ein: "Aber nur bis Pronsfeld." Auch "Mister Remington" Günter Friedrich, Chef des Lichthauses Wirzfeld, nickt anerkennend: "Das macht Spaß. Ich fahre heute auch noch ein Stück", kündigt er an, bevor er mal wieder eine Verlängerungsschnur an den Mann bringt. Und während ich mich mit meinem Kumpel Werner und unseren Söhnen auf den Weg Richtung Pronsfeld mache, denke ich noch: "Günther Friedrich ohne Stromkabel oder Seitenschneider in der Hand ist so unwahrscheinlich wie ein autofreier Erlebnistag ohne Fahrrad." Am "Lustigen Prümtal" nehme ich derweil zum ersten Mal teil. Also staune ich nicht schlecht, dass fast alle Leute, die bei inzwischen 20 Grad Celsius unterwegs sind, tatsächlich lustig sind. Außerdem geht die Fahrt ziemlich schnell durch das leise Prümtal. Kein Wunder, dass mich in Pronsfeld der Übermut packt und ich mich entschließe, mindestens bis Kinzenburg mitzufahren. Weiter aber nicht! Schließlich muss ich noch meinen Artikel schreiben. Dass ich vor lauter Spaß am "Lustigen Prümtal" erst gegen 16.30 Uhr dazu komme - und das auch noch zum ersten Mal im Leben mit ölverschmierten Fingern und kurzer Hose, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jedenfalls entschließen wir uns nach ausgiebiger Rast bei Kinzenburg, wo Landfrauen Kartoffeln schälen und Reibekuchen backen, eine rote Hüpfburg sich in der Talaue wiegt und die ganz Mutigen ihr erstes Bierchen trinken, bis nach Waxweiler zu radeln. Trotzdem liegen wir noch gut im Rennen, so dass sogar noch Zeit bleibt für einen kleinen Plausch mit den radelnden Polizisten Gerhard Kauth und Berni Bohlen, die am Morgen schon in Olzheim waren und wieder dorthin zurückradeln wollen. Sie werden am Abend 100 Kilometer auf dem Buckel haben, da nehmen sich unseren 45 doch eher bescheiden aus. Ein Blick zur Uhr verrät indes, dass meine Kollegen in Trier nervös werden könnten, wenn ich sie noch länger auf die Folter spanne. Nachdem wir gefragt werden, ob wir vom ClickMe-Team des Trierischen Volksfreunds fotografiert werden dürfen ("Lass' mal, ich bin einer von euch") geht es zurück Richtung Prüm. Bei inzwischen 30 Grad Celsius fällt das Atmen langsam schwer. Also schalte ich einen Gang zurück und treibe kleine Studien. Zum Beispiel sehe ich zum zweiten Mal den Träger des Gerolsteiner Trikots, der so verbissen guckt wie Jan Ulrich weiland am Col de la Madeleine. "Ist das Georg Totschnig?", frage ich mich, finde aber schnell die richtige Antwort: "Ne, so 'ne Wampe hat der nicht." Mit etwas Zeitnot werden die Pausen nun kürzer. Auch Pronsfeld passieren wir ziemlich schnell, wo der Eifel-Jodler gerade unterhält. Nichts gegen den Eifel-Jodler, aber da ich eine andere Musikrichtung bevorzuge, bitte ich Werner und die beiden Jungs: "Schnell weiter!" 17.15 Uhr: Artikel auf Zeile, Bilder im System. Ich bin fertig. Auf der ganze Linie allerdings. Und trotzdem: Es war lustig. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!

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