Brauchtum Brüderliche Kontrahenten treten bei der Eierlage Schönecken an

Prüm · Die Junggesellensodalität Schönecken hat entschieden: Bei der 254. Eierlage treten Alexander Alf und Holger Meyer gegeneinander an.

 Holger Meyer (links) und Alexander Alf treten als Läufer und Raffer an.

Holger Meyer (links) und Alexander Alf treten als Läufer und Raffer an.

Foto: Junggesellensodalität Schönecken

Wenn Ostern in Schönecken wieder Läufer gegen Raffer bei der  254. Eierlage antreten, wird einer der ältesten Osterbräuche Europas wieder die Massen ins Nims­tal ziehen. Nicht ganz so alt wie der Brauch selber, aber mit 175 Jahren auch nicht mehr taufrisch, ist das Prozedere der Wahl der Wettkämpfer an Palmsonntag. Alexander Alf (30) und Holger Meyer (37) konnten die Versteigerung vor zwei Tagen für sich entscheiden und treten nun am Ostermontag, 2. April, um 14 Uhr im Bruderkampf gegeneinander an.

„Dabei wird Alex raffen, und Holger läuft nach Seiwerath“, sagt Stefan Hermes, Schriftführer der Jungesellensodalität. Die ersten schriftlichen Zeugnisse der Wahl sind ebenso alt wie der Junggesellenverein. Beide stammen aus dem Jahr 1843. Vermutlich waren die Junggesellen aber bereits 1764 bei der ersten schriftlichen Erwähnung der Eierlage in einer Bruderschaft organisiert (siehe Info).

Vorweg der überlieferte Ablauf: Akribisch genau werden auf der Von-Hersel-Straße exakt 104 Eier im Abstand von einer Elle (62,5 Zentimeter) ausgelegt. Nach dem Bruderkuss geht es los. Während der Raffer die Straße hoch- und runterflitzt und Ei für Ei einsammelt, also rafft, um sie dann einzeln in einen Korb zu legen, saust der Läufer los ins 7,6 Kilometer entfernte Seiwerath – und wieder zurück. Wer seine Aufgabe als Erster erfüllt hat, ist Sieger der Eierlage.

Los geht die Versteigerung damit, dass die Bruderschaft den Anwesenden den symbolischen Betrag von 25 Euro für die Teilnahme am Kampf anbietet – einst waren es drei Taler. Schritt für Schritt können nun die Junggesellen paarweise anbieten, für weniger Lohn an den Start zu gehen. Geleitet wird die Auktion vom jeweiligen Hauptmann – in diesem Jahr von Marco Schaal.

Hat der Versteigerungsleiter den Eindruck, dass ausreichend Gebote abgegeben wurden und drei aussichtsreiche Paare feststehen, zieht sich der Vorstand zur Beratung in ein Hinterzimmer zurück und gibt schließlich früher oder später die Sieger bekannt. Eine Prozedur, die Schaal im vorigen Jahr von der anderen Seite aus erleben durfte: Er trat als Läufer gegen den amtierenden Brudermeister Tobias Ullrich an – und unterlag. Was er zuvor, angesprochen auf den Trainingsstand der beiden, schon ahnte.

Und wie sehen die Chancen diesmal aus? Alexander Alf geht davon aus, dass es ein ausgewogener Kampf wird. „Beide sind wir wohl nicht die schnellsten, auch wenn wir in den letzten Wochen gut trainiert haben“, sagt er. Ohne Übung brauche man wohl nicht antreten, vermutet er. Allerdings gehe es ja auch weniger um Sieg oder Niederlage, als um das Dabeisein – der olympische Gedanke greift auch im Nimstal.

„Gewonnen haben wir ja schon wirklich beide, indem wir antreten“, sagt Holger Meyer. Ob er seinen Raffer bezwingen kann? „Schauen wir mal. Ich bin definitiv nicht mehr so gut im Training wie vor zehn Jahren“, sagt er. Damals habe er schon mal den Läufer als Tempogeber begleitet.

 Holger Meyer (vorne links) und Alexander Alf treten als Bruderpaar bei der 254. Schönecker Eierlage gegeneinander an. Foto: Junggesellensodalität Schönecken.

Holger Meyer (vorne links) und Alexander Alf treten als Bruderpaar bei der 254. Schönecker Eierlage gegeneinander an. Foto: Junggesellensodalität Schönecken.

Foto: Junggesellensodalität Schönecken.

„Eine Knieverletzung machte mir dann einen Strich durch die Rechnung. Nun ist aber alles gut, mein Arzt gibt grünes Licht.“ Er hoffe jetzt nur darauf, dass es keine bösen Wetterüberaschungen gibt. „Seitenwind oder noch viel schlimmer Schneefall wären fatal.“ Alles ist also offen. Die Zuschauer dürfen mit einem spannenden Kampf rechnen.

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