Banken Die Raiffeisenbank Westeifel ist während der Pandemie gewachsen

Arzfeld/Schönecken · Die Zeiten sind schwer, die Zahlen dennoch gut: Die Raiffeisenbank Westeifel hat das erste Coronajahr bilanziert, diesmal ohne zürnendes Publikum. Und ein neues Vorstandsmitglied steht schon in der Tür.

 Die Geschäftsstelle der Raiffeisenbank Westeifel in Arzfeld, wo auch die Bosse arbeiten. Sitz des Instituts ist Schönecken.

Die Geschäftsstelle der Raiffeisenbank Westeifel in Arzfeld, wo auch die Bosse arbeiten. Sitz des Instituts ist Schönecken.

Foto: Fritz-Peter Linden

Das war vor genau einem Jahr noch völlig anders: Mehr als 100 Mitglieder und Kunden demonstrierten damals vor und in der Arzfelder Geschäftsstelle der Raiffeisenbank Westeifel gegen die gerade beschlossenen Filialschließungen in Daleiden und Waxweiler. Eine Bilanz-Pressekonferenz mit zornigem Publikum und langer Diskussion (der TV berichtete).

Heute sitzt man einander beim gleichen Anlass an Bildschirmen gegenüber – Coronanormalität. „Wir haben ja schon Erfahrung in diesem Medium“, sagt zu Beginn Klaus Peters, zusammen mit Mark Kaffenberger Vorstand der Bank.

In der Tat: Das Virus ist der große Beschleuniger in Sachen Digitalisierung. Immer mehr Online-Bankgeschäft, immer mehr Beratung am Telefon oder per Video, immer mehr kontaktloses Bezahlen und demzufolge weniger Bargeldabhebungen an den Automaten – alles Entwicklungen, die sich im vergangenen Jahr rasant verstärkten.

Corona, sagt Kaffenberger, habe die Raiffeisenbank „über Nacht zu einigen neuen Themen gedrängt“. Und das Haus am Ende „verändert, aber auch gestärkt“. Deutlich gespürt haben sie das auch intern: Die Herausforderungen der Pandemie hätten einen ganz neuen Teamgeist und ein stärkeres Miteinander bei den 106 Beschäftigten hervorgebracht. Eine gute Nachricht jenseits aller Zahlen.

Und Corona trug vielleicht auch dazu bei, dass am Ende von den Bankkunden nicht einmal ein halbes Dutzend, wie Peters und Kaffenberger am Mittwoch darlegen, ihre Konten oder Mitgliedschaften kündigten. Die Verluste durch gestorbene Genossenschaftler sind größer.

Unterm Strich aber wurden sie mehr: Aktuell zählt die Bank 10 989 Mitglieder, 140 mehr als Anfang 2020. Wachstum auch in den anderen wesentlichen Punkten: Bei der Bilanzsumme, sagt Peters, „haben wir ganz knapp die 500-Millionen-Grenze geschrammt“ – mit exakt 497,141 Millionen. Ebenfalls eine Steigerung im Vergleich zu 2019, als man bei 459 Millionen landete.

Mehr Kundenkredite: Geplant gewesen, sagt Peters, sei dort eine Steigerung um drei Prozent, geworden sind es 9,1 und insgesamt 309 Millionen Euro – ein Plus von 26 Millionen. Und auch das hänge zumindest teilweise mit der Pandemie zusammen. Denn immerhin fünf Millionen seien Sonderkredite aus dem ersten Hilfspaket vom Frühjahr 2020. Außerdem habe man Tilgungen ausgesetzt, Raten gestundet und weitere Schritte „zum Schutz des Kreditnehmers initiiert, um da auch eine gewisse Entlastung in schwieriger Zeit hineinzubringen,“ sagt Peters.

Fast zehn Prozent mehr auch bei den Kundeneinlagen: Sie stiegen um 32 Millionen auf 365,4 Millionen Euro. Werner Aßmann, Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Raiffeisen Waren GmbH, ist bei der Pressekonferenz terminbedingt nicht dabei.

Statt seiner verkündet Klaus Peters, und zwar „mit Stolz“, das Ergebnis des abgelaufenen Jahrs: 49 Millionen Euro Umsatz an den sechs Standorten, erwirtschaftet von 94 Mitarbeitern in den vier Sektoren Energie, Baustoffe, Agrarprodukte und in den Tankstellen mit angeschlossenen Märkten. Damit sei man stabil ausgerichtet und könne auch Schwankungen auffangen, falls einmal eine der Sparten schwächele.

Während die Pandemie die Bank im Vorjahr zu Veränderungen trieb, will man die kommenden Jahre selbstbestimmt gestalten und neue Geschäftsfelder beackern: Ein „Innovation Lab“, also ein Erneuerungslabor, soll von Waxweiler aus Ideen entwickeln – eine ist bereits am Start, die „Eifel-Rente“, eine Anlagemöglichkeit mit Altersvorsorge.

Alle Prozesse und Produkte sollen geprüft und verbessert, die Bearbeitung von Kreditanträgen beschleunigt werden. Und mit der – so der Arbeitstitel – „Raiffeisen Westeifel GmbH“ will die Bank in Immobilienprojekte, Vorhaben zur regenerativen Energie und manches mehr einsteigen und alles begleiten.

Mit 90 000 Euro unterstützte die Raiffeisenbank vergangenes Jahr wieder regionale Initiativen und Vorhaben. Und überhaupt wolle man sich stärker in den Gemeinden, in der Eifel, einbringen – ein Vorhaben, das die Genossenschaftler bundesweit unter dem leicht irreführenden Namen „regionales Ökosystem“ betreiben.

Nur an zwei Stellen werde man, jedenfalls in absehbarer Zeit, nichts ändern: Weitere Filialschließungen, sagt Mark Kaffenberger, „sind aktuell nicht im Gespräch“. Und nein, auch an Fusionen, sagt Klaus Peters, denke man nicht. Jedenfalls nicht „derzeit“.

 Die Chefs der Raiffeisenbank Westeifel (von links): der designierte Vorstand Manfred Heinisch, Mark Kaffenberger und Klaus Peters.

Die Chefs der Raiffeisenbank Westeifel (von links): der designierte Vorstand Manfred Heinisch, Mark Kaffenberger und Klaus Peters.

Foto: Detlef Maiers

Dritter im Bunde bei der Pressekonferenz ist Manfred Heinisch: Der Arzfelder Familienvater, 40 Jahre alt, machte 2000 im Haus seine Lehre zum Bankkaufmann, bildete sich in den Folgejahren weiter, stieg auf zum Chef der Firmenkunden-Abteilung – und wird im Oktober den Vorstandsposten von Klaus Peters übernehmen, der im Frühjahr 2022 in den Ruhestand gehen will.

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