Rasantes Hobby jenseits der Straße

Oberkail · Vor zwei Jahren in der Küche der Familie Steines gegründet, zählt der MCV Oberkail heute bereits mehr als 60 Mitglieder. Sie alle verbindet die Liebe zum Motocross - und das zum Teil sogar schon seit dem Kindergartenalter.

Oberkail. Nein, er selbst fahre kein Motocross mehr. Dazu fehle ihm einfach die Zeit, sagt Uwe Steines. Und mittlerweile auch die Kondition. "Wenn ich nur ein Motorrad sehe, bekomme ich schon Muskelkater", fügt der 43-Jährige grinsend hinzu. Die Zeiten, in denen er selbst auf der Piste unterwegs war, liegen mittlerweile schon 25 Jahre zurück. Im "Cross-Milieu" hängen geblieben ist Steines aber trotzdem. Das liegt in der Familie. Und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass auch Sohn Marius schon sehr früh auf einem geländefähigen Zweitakter unterwegs war. Mit drei Jahren hatte Marius bereits eine Cross-Maschine unter sich, mit fünf Jahren ist er sein erstes Rennen gefahren. Der heute Zwölfjährige hat in der Entwicklung seiner Mobilität einen eher ungewöhnlichen Weg zurückgelegt: "Ich konnte schon Motorradfahren, bevor ich Fahrradfahren gelernt habe."
Jüngstes Mitglied ist fünf Jahre


Genau wie seine Freunde Tim Thiedig und Robert Schäfer aus Wolsfeld sowie Tim Schäfer aus Masholder ist Marius Steines in der 50-bis-85-Kubikzentimeter-Klasse unterwegs. Doch mit den Mopeds, die in dieser Hubraumklasse auf den Straßen bewegt werden, sind die Cross-Maschinen der Jungs nicht zu vergleichen. Knapp 30 PS hat die Maschine von Marius. Möglicherweise etwas zu viel Leistung für besorgte Eltern, oder?
"Meine Mutter wollte anfangs nicht, dass ich fahre", sagt Tim Thiedig, doch inzwischen habe sie sich daran gewöhnt. Und bei Robert Schäfer war es so, dass auch der Vater früher Motocross gefahren ist. Solche familiären Vorbelastungen haben einen nicht unerheblichen Einfluss auf die gegebenenfalls zu leistende Überzeugungsarbeit. Zudem wird sehr viel Wert auf Sicherheit gelegt.
Überzeugt haben die Mitglieder des Motocross-Vereins (MCV) Oberkail übrigens schon, bevor es den Verein überhaupt gab. Die Initialzündung, die zur Gründung führte, war nämlich eine Cross-Veranstaltung im Sommer 2010. Der Deutsche Amateur Motocross Verband (DAMCV) habe nachgefragt, ob die Oberkailer Lust dazu hätten, ein Rennen zu organisieren, erklärt Uwe Steines. Und dann kam eins zum anderen, was letztlich dazu führte, dass schließlich 250 Fahrer aus allen DAMCV-Leistungsklassen nach Oberkail kamen, um sich dort in einem Meisterschaftsrennen zu messen. Ort der Veranstaltung war ein Stoppelfeld, aus dem zuvor eine Crossstrecke geschaffen wurde. "Wir haben damals mit vier Leuten alles organisiert", sagt Steines, wobei ihnen die Landwirte aus dem Ort sehr geholfen hätten.
Und weil alles so gut geklappt habe, sei man dann mit ein paar Leuten wenig später auf die Idee gekommen, selbst einen Verein zu gründen, sagt der 43-Jährige, in dessen Küche dieser Verein schließlich ins Leben gerufen wurde und zu dessen Vorsitzendem Steines auch gewählt wurde. Das war im Oktober 2010. Zwei Jahre später zählt der Verein bereits 60 Mitglieder, die aus allen Ecken der Eifel kommen. Das jüngste Mitglied ist fünf, das älteste 60 Jahre alt. Und wer glaubt, Motocross sei eine reine Männerdomäne, der irrt.
"Ich fahre seit zweieinhalb Jahren", sagt Andrea Schon. Sie ist Mitglied des Vorstands und zählt mit ihren 23 Jahren zu denjenigen, die vergleichsweise spät mit dem Motocross angefangen haben. Und das, obwohl auch sie familiär geprägt wurde. "Mein Vater ist bereits seit 30 Jahren im Motocross aktiv", sagt Schon, und auch sie selbst habe es als Kind versucht, bis dann das Moped irgendwann zu klein für sie gewesen sei. Als Erwachsene hat sie dann einen zweiten Anlauf gewagt und ist nun in der Damenklasse auf einer 125er Kawasaki unterwegs. Dass es so kommen musste, war im Grunde klar: "Irgendwie haben wir das Zweitakt-Öl im Blut."
Extra

DAMCV: Der Deutsche Amateur Motocross Verband (DAMCV) ist ein Zusammenschluss verschiedener Motocross-Vereine mit einer eigenen Rennserie. Der MCV Oberkail, von dessen Mitgliedern einige bereits vorher im DAMCV aktiv waren, ist der derzeit jüngste Verein des Verbands. Aktuell beteiligen sich 17 Vereine an der DAMCV-Meisterschaft, von denen wiederum in diesem Jahr sechs Vereine gemeinsam mit dem Verband eine Meisterschaft veranstaltet haben. Insgesamt sind im Verband rund 450 Lizenzfahrer in 17 Klassen sowie weitere 20 Seitenwagen-Teams am Start. Meisterschaftsfeier: Da der MCV Oberkail in diesem Jahr keine eigene Rennveranstaltung anbieten konnte, hat er stattdessen vergangenes Wochenende die Meisterschaftsfeier ausgetragen, bei der die Sieger der 17 DAMCV-Klassen geehrt wurden. Unter den Preisträgern waren vom MCV Oberkail in der Junioren-Klasse (50 bis 85 Kubik) Robert Schäfer aus Wolsfeld und Jakob Scheulen aus Willich sowie in der Youngtimerklasse Dominique Michels aus Trier. uhe

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