Raus aus der Schublade!

Dass Deutschpunk nicht nur Dosenbier, dumpf artikuliertes Dagegensein und schlechte Musiker bedeutet, beweist die regionale Band "Popperklopper": Mit kritischem Blick auf Gesellschaft und Politik rockt die in Bollendorf gegründete Band seit zwei Jahrzehnten durch die Szene.

 Lars, Carsten und Poeppel (von links) feiern 20 Jahre „Popperklopper“. TV-Foto: Christina Förster

Lars, Carsten und Poeppel (von links) feiern 20 Jahre „Popperklopper“. TV-Foto: Christina Förster

Trier/Bollendorf. (cf) Mal rot, mal grün, mal orange - klar hatten sie früher alle Irokesenschnitte. In den 90er Jahren, zu Gründungszeiten der dreiköpfigen Punkband "Popperklopper" von der Sauer, ging es eben vor allem darum: sich vom Mainstream abzugrenzen. Vor allem von den "Poppern". Die heute kaum mehr bekannte, schmalzgelockte "Schnösel"-Community gab dem rebellischen Trio die Inspiration für seinen Bandnamen.

"Die Popper waren schmierig und konform", sagt Schlagzeuger Lars; Gitarrist und Sänger Carsten fügt grinsend hinzu: "Für uns kam was anderes als Punkrock gar nicht infrage. Schon wegen der spielerischen Fähigkeiten." So saß die anfangs sechsköpfige Band zu Beginn der Proben erstmal zusammen und überlegte, wer überhaupt welches Instrument spielen sollte. "Ich hatte drei Wochen vorher zum ersten Mal eine Gitarre in der Hand", sagt Carsten lachend. Aufgrund der mangelnden musikalischen Erfahrung wurden folglich zunächst Cover-Versionen etwa von den Toten Hosen oder den Goldenen Zitronen gespielt. Nach wilden Auftritten in Grillhütten und Kneipen und einigen Besetzungswechseln begann die inzwischen auf drei reduzierte Truppe, eigene Songs zu schreiben.

Das erste Album "Kalashnikov Blues" (1996) schlug prompt in der Szene ein. Sogar in Russland ist der Name "Popperklopper" ein Begriff: "Es ist schon krass, wenn man vor 600 Leuten in Moskau abgefeiert wird, die sogar die Texte mitsingen", meint Poeppel (Bass). "Die Punk-Szene hat sich im Lauf der Jahre aber total verändert. Früher haben alle alles zusammen gemacht, und heute sind das zerstrittene kleine Grüppchen, von Emos bis Hardcore-Leuten."

Auch die Band hat sich weiterentwickelt: "Wir haben zwar immer noch die gleiche Einstellung, aber früher ging es eben um Standard-Themen wie Polizei, Staat und Nazis. Jetzt schreiben wir eher über Sachen, die uns persönlich aufregen, zum Beispiel das blinde Streben nach mehr Profit, wo dann menschliche Schicksale auf der Strecke bleiben. Punk heißt, sich Gedanken zu machen." Auch habe der Beruf großen Einfluss auf die Band: "Wir haben alle Vollzeitjobs. Speditionskaufmann, Mediengestalter und Arzt. Und Konzerte gehen schon an die Substanz. Früher haben wir 50 im Jahr gespielt, heute sind es noch zehn."

"Wir stecken zwar immer noch in dieser Schublade des schnellen Deutschpunks drin, haben aber schon längst andere, melodischere Stile und Gitarrensoli mit dabei", sagt Carsten. Auf dem neuen Album "Was lange gärt, wird endlich Wut!" sei für alle was dabei: krachende Riffs für die Fans aus den Ursprungstagen, aber zunehmend auch melodischere Klänge.

Am Samstag, 9. Januar, beim "20 Years Festival" können sich pogofreudige Fans im Trierer Exhaus davon überzeugen. Zur Party eingeladen sind noch sieben weitere Bands wie die Szenegrößen Molotow Soda (Bonn), Antidote (NL), Cut my skin (Berlin), Fahnenflucht (Ruhrpott), A.C.K. (Frankfurt), Hagbard Celine (Mosel) und Deckname 17. Juni aus Trier. Beginn 19 Uhr.

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