Rechnungshof: Zu viele Wehren

Prüm · In seinem Bericht zum Haushalt der Verbandsgemeinde Prüm hat der Rechnungshof unter anderem die Vielzahl an Feuerwehren kritisiert und eine deutliche Straffung gefordert. Doch die VG hält dagegen: Eine Zusammenlegung wäre wegen der notwendigen Aufrüstung am Ende sogar teurer.

Prüm. 54 Feuerwehren unterhält die Verbandsgemeinde Prüm in 44 Ortsgemeinden. Denn nicht nur die meisten Gemeinden unterhalten ihre eigene Wehr, sondern auch manche Ortsteile wie Niederprüm oder Hollnich. Bei 21 000 Einwohnern in der Verbandsgemeinde bedeutet das, dass auf 390 Einwohner eine eigene Wehr kommt - kein billiges Vergnügen. Ausrüstung, Gerätehäuser und Fahrzeuge verursachen jährliche Kosten für die VG von mehr als 400 000 Euro.
Nur selten mehr als 10 Einsätze


Der Bericht des Rechnungshofs widmete daher diesem Bereich ein eigenes Kapitel. Denn nur wenige Wehren haben regelmäßig mehr als zehn Einsätze pro Jahr. Zwei Drittel mussten im vergangenen Jahr weniger als fünf Mal oder gar nicht ausrücken. Der Rechnungshof rät daher dringend an, die Organisation zu straffen und beispielsweise "Ausrückebereiche" zu bilden. Diese umfassen das Gebiet von mehreren Gemeinden, in denen die Feuerwehren gemeinsam alarmiert werden. "Mit dieser Straffung ließe sich ohne Qualitätsverlust die Feuerwehrorganisation sowie das Ausbildungs- und Übungswesen verbessern", heißt es im Bericht des Rechnungshofes.
Insbesondere bei der Fahrzeugbeschaffung und -unterhaltung sowie bei den Gebäuden sehen die Prüfer Sparpotenzial. Mittelfristig sei daher eine Zusammenlegung von Wehren und damit die Konzentration der Standorte anzustreben, was vor allem die kleinen Wehren betreffe, die sehr wenige oder gar keine Einsätze zu verzeichnen hatten.
Aloysius Söhngen, Bürgermeister der VG Prüm, sieht das etwas anders. Er plädiert für den Erhalt auch der kleinen Wehren, "weil uns das im Ergebnis günstiger kommt". Denn bei einer Zusammenlegung müssten die neuen Einheiten besser ausgestattet werden. Bislang verfügen die kleinen Wehren vor allem über Spritzenanhänger, die an einen Traktor angekoppelt und zum Einsatzort gezogen werden. Weil in nahezu jedem Ort ein solcher Anhänger in einem Gerätehaus steht, sind die Anfahrtswege entsprechend kurz und die gesetzlichen Vorgaben, in welcher Zeit die Helfer nach der Alarmierung vor Ort sein müssen (acht Minuten), werden eingehalten.
Längere Anfahrtswege


Fallen die kleinen Wehren weg, werden die Anfahrtswege entsprechend länger, sagt Söhngen. In der Folge müssten die zusammengelegten Wehren eigene Fahrzeuge bekommen, um rechtzeitig da zu sein. Doch diese seien sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt deutlich teurer. Außerdem müssten die Gerätehäuser erweitert werden, um die Fahrzeuge unterbringen zu können. "Deshalb müssten wir bei einer Straffung gehörig investieren", sagt Söhngen. Denn zwei kleine Wehren ergäben nicht einfach eine große.
Wichtiger Faktor Ortskenntnis


Auch VG-Wehrleiter Reinhard Houscht plädiert für die Erhaltung der kleinen Wehren: "Sie sind für uns sehr wichtig. Allein schon wegen der Ortskenntnis." Bei Einsätzen seien sie für die Erstmaßnahmen zuständig, die von der Verlegung der Wasserleitungen bis zur Rettung von Tieren reichen können. Außerdem können sie als Erste vor Ort die genaue Lage durchgeben und so präzisieren, welche Hilfskräfte gebraucht werden. Zudem sei ihr Wissen über Gebäudegrundrisse und mögliche Bewohner von großer Bedeutung.
"Ein Stück Identifikation"


Ein weiterer Aspekt, der laut Söhngen für den Erhalt der kleinen Wehren spricht, ist ihre Bedeutung in den Orten. "Das ist oft die einzige Organisation, die sich regelmäßig trifft und örtliche Gemeinschaftsaufgaben übernimmt", sagt Söhngen. "Das ist auch ein Stück weit Identifikation." Diese könne nicht einfach auf eine zusammengelegte Wehr übertragen werden, sagt Peter Hillen, der zuständige Fachbereichsleiter der VG.
Aber: Eine unumstößliche Garantie für auch noch so kleine Feuerwehren gibt es nicht. Denn für einen Einsatz werden mindestens sechs Helfer gebraucht, die alarmiert werden können, sagt Hillen. "Wenn es weniger sind, wird es problematisch."
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Meinung

Nicht unterschätzen
Die Verbandsgemeinde Prüm soll einen großen Teil der kleinen Wehren zusammenfassen, um Kosten zu sparen. Das fordert der Rechnungshof in seinem Bericht über den Haushalt der VG. Doch ein genauerer Blick zeigt: Ganz so einfach ist es nicht. Denn die kleinen Wehren haben deutlich mehr als nur folkloristischen Wert. Mit ihrem detaillierten Wissen über Gebäude und Bewohner können sie Leben retten, allein das sollte die überschaubaren Ausgaben für eine größere Garage und einen Spritzenanhänger wert sein. Anstatt dort den Rotstift anzusetzen, sollte man lieber froh sein, dass sich auch in den kleinen Orten und Ortsteilen immer noch Menschen bereiterklären, sich Tag und Nacht für ihre Mitbürger zu engagieren. Denn wenn sich für diese wichtige Aufgabe nicht mehr genügend Menschen finden, löst sich die Frage nach den kleinen Wehren ohnehin von selbst. c.brunker@volksfreund.deExtra

 Übung: Die Freiwillige Feuerwehr Prüm simuliert einen Einsatz am Prümer Rathaus. TV-Foto: Archiv/Anne Henkes

Übung: Die Freiwillige Feuerwehr Prüm simuliert einen Einsatz am Prümer Rathaus. TV-Foto: Archiv/Anne Henkes

Feuerwehren in der VG Prüm: Insgesamt unterhält die Verbandsgemeinde Prüm 54 freiwillige Feuerwehren in 44 Ortsgemeinden. Davon sind drei Stützpunktwehren (Prüm, Bleialf und Schönecken) sowie fünf Hilfsstützpunktwehren (Auw, Olzheim, Pronsfeld, Wallerheim und Winterspelt). Insgesamt sind rund 1000 Bürger aktiv. Die VG-Feuerwehren unterhalten 32 Fahrzeuge und 37 Anhänger. Die Wehren verursachen jährliche Kosten für die VG in Höhe von rund 400 000 Euro. Zum Vergleich: In der Verbandsgemeinde Arzfeld gibt es 29 Feuerwehren in 43 Gemeinden. Die laufenden Kosten haben im Jahr 2011 114 000 Euro betragen. ch

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