Regino-Schüler lassen sich typisieren

Prüm · Alle 16 Minuten erhält ein Mensch in Deutschland die Diagnose Blutkrebs. Am Donnerstag wurden die Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 des Regino Gymnasiums mit dem Thema konfrontiert. Außerdem erhielten sie die Möglichkeit, sich typisieren zu lassen.

Prüm. Was am Ende des letzten Schuljahres nur Thema der Projekttage für 13 Schüler war, wurde Donnerstag für die Stufen 12 und 13 des Regino-Gymnasiums Realität.
Blutkrebs ist zwar nicht die häufigste, aber eine der am schwierigsten zu behandelnden Krebserkrankungen. Der Krebs sitzt im Knochenmark und verhindert die normale Blutbildung und damit auch, dass das Blut seine lebensnotwendigen Aufgaben erfüllen kann.
Um dem Körper die Möglichkeit zu geben, ein neues und gesundes blutbildendes System zu entwickeln, müssen ihm Stammzellen gespendet werden. Der Weg bis zu dem Zeitpunkt der Spende ist lang. Denn diese Zellen sind nicht bei jedem Menschen gleich und die Wahrscheinlichkeit, eine Person mit ähnlichen Stammzellen zu finden, ist sehr klein.
Bericht einer Spenderin


Dafür gibt es die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Sie ermöglicht den Zugriff auf eine Datenbank mit fast fünf Millionen Spendern, die sich freiwillig registriert haben. Katharina Mahlstedt (23), aus Blankenheim, ist eine von ihnen und sie hat schon gespendet, an einen Mann, den sie nicht kennt. Davon berichtet sie, an diesem Tag, den Schülern des Gymnasiums. Als Katharina die Nachricht bekam, dass sie als Spender in Frage käme, musste sie sich zuerst noch einmal typisieren lassen. Diesmal aber nicht mit Speichel, sondern mit einer kleinen Blutabnahme.
Ein paar Wochen danach wurde sie dann nach der finalen Einverständniserklärung gefragt und sie willigte ein. "Man ist viel eher darauf bedacht, auf sich aufzupassen. Denn wenn mir was passieren würde, hinge ja noch ein anderes Leben mit daran", sagt die 23-Jährige. Sie erklärt, dass ihr die Stammzellen über das Blut entnommen wurden, nicht über das Knochenmark und dass die Hormone, die man zu der Zeit nehmen muss, Rückenschmerzen oder andere Grippe- Symptome verursachen. Aber das sei es wert: " Es wäre egoistisch, ein paar Rückenschmerzen über das Leben eines Menschen zu stellen. Wenn der Krebskranke mein kleiner Bruder wäre, würde ich doch auch helfen. Außerdem verschwinden die Symptome wieder."
Sie erklärt auch, dass die DKMS sehr viel Wert darauf lege,dass es den Spendern noch Monate nach der Entnahme der Stammzellen gut gehe.
Mit ihrem Vortrag inspiriert hat sie wohl die Schüler der Stufen 12 und 13. 116 von den 18- bis 20-Jährigen haben sich typisieren lassen. Darunter auch Johannes Scheuch (19) aus Prüm: "Ich hatte schon vorher die Idee, mir die Wattestäbchen nach Hause schicken zu lassen, damit ich registriert werde. Jetzt habe ich die Möglichkeit hier an der Schule, und es macht einem den Schritt leichter, es wirklich zu tun. Blutkrebs ist ein wichtiges Thema, und falls es mal so weit ist, würde ich auch spenden."
Aber um als Spender in Frage zu kommen, muss man auch gesund sein, das weiß Aliena Eichhorn (20) aus Kopscheid. Sie hatte Lymphknotenkrebs, und als ein Bekannter von ihr mit Blutkrebs diagnostiziert wurde, konnte sie sich nicht typisieren lassen, auch wenn sie ihre eigene Krankheit schon besiegt hatte.
Allerdings hat sie sich auf eine andere Weise für ihn stark gemacht. Sie rief in sozialen Netzwerken dazu auf, sich mit dem Thema zu beschäftigen und bat ihre Freunde darum, sich typisieren zu lassen. Mittlerweile geht es dem kleinen Jungen wieder gut, denn er hat über die DKMS jemanden gefunden, der ihm helfen konnte.
Extra

Um in die Datenbank der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) aufgenommen zu werden, muss man sich nur typisieren lassen. Das ist im Prinzip ganz einfach: Ein Päckchen mit zwei Wattestäbchen im Internet oder per Telefon bei der DKMS beantragen oder, wie das die Regino-Schüler jetzt getan haben, zu einer öffentlichen Typisierung gehen. Dort werden einem dann 50 Milliliter Blut abgenommen. Diese Typisierung nennt man auch Feintypisierung. Danach wird die Oberfläche der Körperzellen auf ihre Gewebemerkmale untersucht. Die Oberflächenstruktur der Spenderzellen und der Empfängerzellen sollten möglichst identisch sein, sonst besteht die Gefahr, dass die fremden Zellen abgestoßen werden. Nur in einem Drittel der Fälle kommt ein Familienmitglied in Frage. Die Wahrscheinlichkeit, jemand Fremden als Spender zu finden, ist dagegen sehr gering, denn es sind mehr als 10 000 unterschiedliche Ausprägungen der Merkmale bekannt. Wurde einmal ein passender Spender gefunden, ist in 80 Prozent der Fälle überhaupt keine Knochenmarkspende nötig. Die Stammzellen werden meistens über die Blutbahn entnommen. Dabei läuft das Blut aus einem Arm in einen Apparat, der die Stammzellen herausfiltert und über eine zweite Kanüle in den anderen Arm wieder zurück. lg

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort