Regionalgeschichte im Schnelldurchgang

Prüm · Seit fast 20 Jahren werden montags im Prümer Ratssaal Urlauber zur Gästebegrüßung empfangen. Mitglieder der Initiative Frauenschuh geben dann eine Stunde lang eine Einführung in die Geschichte Prüms und der Region und stellen Freizeitangebote vor. Das Angebot wird öfters auch von Einheimischen genutzt.

 Willkommen in Prüm: Andrea Triendl (links) erklärt Familie Seidel aus Sachsen und anderen Gästen die Geschichte der Stadt und empfiehlt Ausflugsziele in der Region. TV-Foto: Frank Auffenberg

Willkommen in Prüm: Andrea Triendl (links) erklärt Familie Seidel aus Sachsen und anderen Gästen die Geschichte der Stadt und empfiehlt Ausflugsziele in der Region. TV-Foto: Frank Auffenberg

Prüm. Warmes Licht fällt durch die ehrwürdigen Buntglasfenster in den Ratssaal im Haus des Gastes. Leise klingen Straßengeräusche in den Raum, vom Flur aus ist Geschirrklirren zu hören. "Unsere Bürgermeisterin Mathilde Weinandy bereitet gerade noch etwas in der Küche vor", erklärt Andrea Triendl.
Seit 2002 empfängt Triendl im Juli und August montags um 10.30 Uhr Besucher Prüms und der Region bei der so genannten Gästebegrüßung im alten Ratssaal. Das Angebot der Initiative Frauenschuh gibt es noch länger - seit 1995. "In all den Jahren hat sich die Begrüßung hier sehr gut etabliert. Mal ist der Raum voll, dann ist es wieder etwas überschaubarer, einschätzen, wie viele denn kommen, kann man aber nie genau", sagt Triendl und lächelt ihre Besucher - die vierköpfige Familie Seidel aus der Nähe von Dresden - freundlich an. "Wollen wir anfangen?"
Tipps und Geschichtchen


Eine Stunde lang dauert Triendls Vortrag. Quasi im Galopp führt sie ihre Gäste durch die Geschichte Prüms - ausgehend von der Klostergründung Bertradas im Jahr 721 bis hin zur großen Explosionskatastrophe von 1949. Viel Stoff für eine kleine Einführung, doch Triendl weiß die geschichtlichen Fakten durch einige Anekdoten aufzupeppen und nimmt ihre Zuhörer auch noch mit auf eine kleine Reise über die Grenzen Prüms hinaus. Sie erzählt von der Schönecker Burg, preist das Besucherbergwerk in Bleialf und die Birresborner Eishöhlen. Wunderschön seien die, aber Urlaubern mit Platzangst könne es durchaus in den schmalen Gängen mulmig werden.
Persönliche Tipps und Geschichtchen machen den Reiz von Triendls Vortrag aus. So referiert sie beispielsweise nicht trocken von der Sanierung der ehemaligen Prümer Klostergebäude im Auftrag Kaiser Wilhelms des Zweiten, sondern spickt die schnöden Fakten gleich mit einer überlieferten Kuriosität. Der Kaiser habe zwar selbst die Instandsetzung des Baus in Auftrag gegeben und sei auch zur Einweihung vor Ort gewesen, sei aber enttäuscht gewesen, als er vor dem altehrwürdigen Gebäude gestanden habe: "Der Kaiser bemerkte anscheinend erst in Prüm, dass er einen Barockbau sanieren ließ - selber bevorzugte er die Gotik."
Details und Geschichtchen wie dieses würden immer wieder von den Besuchern gelobt, erzählt Triendl und erklärt. "Natürlich kann man auch alles im Internet lesen, hier vor Ort sei es aber einfach etwas Anderes, sagen mir immer wieder Besucher."
Anschaulicher als im Internet


Falk Seidel bestätigt: "Hier vor Ort von der Gegend zu erfahren, ist einfach reizvoller und macht mehr Spaß, als sich die Sachen nur im Netz rauszusuchen." Erst am Vorabend habe die Familie von dem Angebot erfahren und es gleich gern in ihr Ferienprogramm aufgenommen. "Wir sind in Schönecken im Urlaub und nehmen wohl einige Anregungen mit."
Ob nur Urlauber bei der Begrüßung vorbeischauen? "Iwo, auch Einheimische waren schon hier. Das Angebot ist ja offen, wir freuen uns über jeden Gast," sagt Triendl.
Die Gästebegrüßung beginnt im Juli und August jeweils um 10.30 Uhr im alten Ratssaal im Haus des Gastes. Eine Anmeldung ist nicht nötig, die Veranstaltung ist kostenlos.

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