Reichlich Platz für alte Schätzchen

Speicher · Die Herausforderung war größer als gedacht. Nachdem die Sanierung des Heimatmuseums in Speicher 2011 abgeschlossen war, dauerte es noch einmal zwei Jahre, bis das schmucke Haus wieder eingerichtet war. Noch immer wird geräumt und gerückt. Eröffnung soll laut Verbandsgemeinde Speicher, die Träger des Museums ist, in diesem Sommer sein.

Speicher. Der Geruch von frischer Farbe und Holz zieht durch die Räume. Darunter mischt sich ein alter Duft - nach alten Büchern, Möbeln, Metall. Der Duft nach jahrhundertealter Geschichte verschwindet auch durch die komplette Sanierung des ehemaligen Gebäudes der Verbandsgemeinde in Speicher nicht. Denn das sonnengelbe Haus beherbergt seit 1988 das Speicherer Heimatmuseum mit Tausenden Exponaten aus vielen Jahrhunderten. Das älteste Stück ist ein Eifeler Schrank aus dem Jahr 1869. "Natürlich sind die römischen Fundstücke mit ihren mehr als 2000 Jahren noch viel älter", sagt Harald Knopp von der Verbandsgemeinde (VG) Speicher, die seit 2013 Träger des Museums ist. Vorher war die Stadt Speicher für das Museum verantwortlich. Ganz besondere Schmuckstücke seien die über 3500 Jahre alten keltischen Goldmünzen, so Knopp.
Mit der Sanierung des Museums wurde 2010 begonnen. Das gesamte Gebäude wurde neu verputzt, erhielt neue Fenster, Böden und eine neue Heizung. Eine komplette energetische Sanierung wurde an dem Haus vorgenommen.
Die Wärme kommt von einer sogenannten Deckenstrahlheizung. Knopp: "Die ist besonders energiesparend. Es gibt weniger Staubbildung in den Räumen und keine störenden Heizkörper an den Wänden." Ende 2011 war das Gebäude baulich fertig, so Knopp. Bereits im vergangenen Jahr sollte Eröffnung sein. Doch die verzögerte sich immer wieder. Knopp: "Wir waren sehr euphorisch und mussten unsere Erwartungen zurückschrauben. Wir haben die viele Arbeit anfangs klar unterschätzt."
Zwar war das Museum innerhalb weniger Wochen ausgeräumt. Doch die Wiederaufbereitung der Exponate wie das Säubern oder Entfernen von Schimmel und Verfallspuren kostete viel Zeit und Arbeit. Etwas blauäugig sei man gewesen, weil man keine Erfahrungswerte von so einem Museumsumbau und der Wiedereinrichtung hatte.
"Das meiste läuft hier außerdem ehrenamtlich", erklärt Knopp weiter. "Werner Streit ist dabei federführend und macht alles mit ganz viel Enthusiasmus." Dem Rentner und Hobby-Geschichtsexperten zur Seite stehen einige ehrenamtliche Helfer.
Das Heimatmuseum ist Streits Baby, dass er seit nunmehr 25 Jahren hegt und pflegt. Der 89-jährige Rentner kennt alle Exponate genau und hat jedes einzelne Stück ausgewählt. Allein 1000 Stücke, die meisten sind in der Ausstellung "Not macht erfinderisch" enthalten, kommen aus seiner eigenen Sammlung. Die ist nicht nur kurios, sondern "auch einzigartig", sagt Streit. Wie die Kaffeemühle aus dem Jahr 1946, die aus einer Gasmaskenbüchse gefertigt wurde. Oder das Messing-Likörservice (1943), das findige Leute aus Granatkartuschen geformt haben. Auch aus Pa tronenhülsen zusammengebaute Feuerzeuge sind zu sehen. Und allerlei Haushaltsgeräte aus Kriegsgerätschaften. "So wurden aus zerstörerischen Gegenständen nützliche Dinge gefertigt", sagt Streit.
Auf drei Etagen - Keller, Erdgeschoss und zweites Geschoss - wird bald ausgestellt. Zur Eröffnung im Sommer dieses Jahres wird nur das Erdgeschoss freigegeben. Die Keramikausstellung im Obergeschoss wird laut Knopp voraussichtlich 2015 fertiggestellt sein. Im Keller wird die Handwerkerausstellung ihre Pforten Mitte dieses Jahres öffnen.
Insgesamt wurden in die Sanierung des Museums 850 000 Euro investiert. Davon wurden über das Konjunkturprogramm II 750 000 Euro gefördert. Den Rest bestreitet nach Übernahme der Trägerschaft die Verbandsgemeinde Speicher. Jährlich fallen rund 5000 Euro an laufenden Kosten an.
Und die Öffnungszeiten? "Wenn wir das Haus am Leben halten wollen, muss es täglich geöffnet sein", sagt Streit. Dafür brauche man jedoch Menschen, die ehrenamtlich mithelfen. Wer mithelfen will, so Knopp, kann sich bei der VG Speicher melden.

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