Reise in die Angst - Was Ausgrenzung bedeutet

Weißenseifen · Ein schwieriges Thema, mit Sensibilität und Ernsthaftigkeit inszeniert: Das Figurentheater Töfte hat im Kulturwerk Weißenseifen das Holocaust-Stück "Engel mit nur einem Flügel" gezeigt. Schauspieler Ralf Kiekhöfer hat es mit seinen Handpuppen geschafft, das Thema für Kinder und Jugendliche greifbar zu machen.

Weißenseifen. Das Figurentheater Töfte hat einen Weg gefunden, Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene zum Nachdenken anzuregen. Ohne Melodramatik und mit einer Prise Humor erfahren sie, was Ausgrenzung bedeutet, und was es hieß, einen Judenstern tragen zu müssen. "Engel mit nur einem Flügel" (inspiriert durch "Topor" von Konrad Beikircher) erzählt die Geschichte des jüdischen Jungen Robert. Schauspieler Ralf Kiekhöfer steht dabei als Schauspieler und Puppenspieler allein auf der Bühne. Er nimmt sein Publikum mit in die Vergangenheit: in die Schule, in den Wohnkeller, in den Waggon nach Theresienstadt. Das Publikum erfährt, wie sich der Judenhass langsam ausbreitete und in unvergleichlicher Gewalt gipfelte. Die Angst, die anfänglich nur leise mitschwingt, wird immer greifbarer. Wenn auch das Stück, zumindest für Robert und seinen Vater, gut endet, erhalten die Zuschauer dennoch eine Idee vom Ausmaß des Grauens während der Nazi-Diktatur. Maya Esch (12) hatte sich schon im Vorfeld für das Thema interessiert: "Mir hat die Zugszene am Besten gefallen. Man kann sich richtig vorstellen, dass es unheimlich schlimm gewesen sein muss. Ich hätte sehr große Angst gehabt." Wiebke Medau (35) war neugierig auf die Umsetzung als Figurentheater: "Ich finde besonders die Leistung, ein so komplexes Stück ganz alleine zu spielen, bemerkenswert. Obwohl ja immer die gleiche Stimme zu hören war, konnte man sehr gut die verschiedenen Personen erkennen." Auch Wiebke Harborth (70) war dem Figurenspiel anfangs gegenüber kritisch eingestellt: "Doch jetzt bin ich überrascht, wie gut das Thema umgesetzt werden konnte. Die Klappmaulfiguren nahmen die Härte des Themas ohne die Ernsthaftigkeit zu gefährden. Gleichzeitig schufen sie eine angenehme Distanz."
Das Stück wird regelmäßig seit 13 Jahren in Theatern und Schulen im gesamten Bundesgebiet aufgeführt. red

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