Reise in die Römerzeit: Bitburg vor 2000 Jahren

Bitburg · Bei den Grabungen in der Kölner Straße in Bitburg ist das Landesmuseum Trier auf Siedlungsreste gestoßen, die in die Zeit des 1./2. Jahrhunderts nach Christus zurückdatieren. Daraus schließen die Archäologen, dass das Vicus Beda, der Vorläufer des römischen Straßenkastells, größer war als bisher angenommen.

Bitburg. Zurück in die Römerzeit, 20 vor Christus: Damals ist unter Kaiser Augustus (62 vor Christus bis 14 nach Christus) gerade die römische Fernstraße gebaut worden, die von Lyon und Metz über Trier bis nach Bitburg und weiter Richtung Köln und zum Niederrhein führte. Und an dieser Fernstraße, dort, wo heute Bitburg ist, hat sich ein kleines Zentrum entwickelt, das Vicus Beda, ein Straßendorf. "Das Vicus war der Vorgänger des römischen Straßenkastells, allerdings nicht mit Mauern und Türmen befestigt", sagt Hans Nortmann, der für die Grabungen in Bitburg verantwortliche Archäologe des Trierer Landesmuseums.
Ort mit 1000 Einwohnern


Bevor die Firma Eifelhaus an der Kölner Straße mit den Bauarbeiten für das geplante Altenheim (siehe EXTRA) beginnen kann, untersucht das Landesmuseum das mehr als 3000 Quadratmeter große Areal. Das liegt zwar außerhalb des Kastells, aber an der römischen Fernstraße, die dort verlief, wo heute die Kölner Straße ist. Nortmann vermutet, dass das Vicus ein kleiner Marktflecken mit etwa 1000 Einwohnern war, geprägt von Handwerk und Handel: "Tavernen, Hufschmiede, Sattler und alles sonst, was Reisende brauchten, hat es im Vicus gegeben." Während von dem 300 Jahre jüngeren Römerkastell Teile der Mauer und Reste der Befestigungstürme erhalten sind, sind sich die Archäologen über die genaue Ausdehnung des Dorfs noch nicht sicher. Es war jedenfalls größer als das Kastell.
"Wir haben auf dem Gelände an der Kölner Straße Siedlungsreste gefunden", sagt Grabungstechniker Marcus Thiel vom Landesmuseum. Reste von Häusern, die im 1./2. Jahrhundert in sogenannter Holz-Erde-Konstruktion, also ohne festes Mauerwerk, errichtet wurden. Gedeckt waren die Häuser mit Ziegeln. Sie standen entlang der Kölner Straße, waren etwa acht Meter lang und 15 Meter tief. "Das ist der nördlichste Punkt in Bitburg, an dem wir bisher Siedlungsreste des Vicus entdeckt haben", sagt Thiel. Der südlichste Punkt, an dem es solche Funde gab, war im Karenweg. Weil die Fundstelle Auskunft über die Ausdehnung gibt, sind die Grabungen für das Landesmuseum bedeutend. "Mit solchen kleinen Stichproben arbeiten wir uns Stück für Stück an die Wahrheit heran", sagt Nortmann. Jenseits der Siedlungsreste haben die Archäologen auch jede Menge Tonscherben sowie einige Münzen gefunden.
Das Ende kam für das Straßendorf um 275 nach Christus. "Damals sind plündernde Germanenhorden durch das Land gezogen und haben Siedlungen zerstört, auch das Vicus", sagt Thiel. Der Aufbau des römischen Straßenkastells folgte um 330 nach Christus unter Kaiser Konstantin (306 bis 340 nach Christus). Zum Schutz vor Eindringlingen wurde es mit einer Mauer, 13 Rundtürmen und Stadttoren befestigt.
Das Landesmuseum plant, die Grabungen Ende März abzuschließen. Dann ist wieder ein bisschen mehr über die mehr als 2000 Jahre alte Geschichte Bitburgs bekannt.Extra

Die Firma Eifelhaus aus Dockendorf plant in der Kölner Straße ein Altenheim. In einem drei- bis viergeschossigen Neubau sollen rund 100 Pflegeplätze entstehen. Das Altenheim soll 50 Arbeitsplätze schaffen. Einstimmig hat der Bauausschuss eine Änderung des Bebauungsplans auf den Weg gebracht. Die Pläne müssen nochmals öffentlich ausgelegt werden für Kritik und Stellungnahmen von Anliegern und Behörden. Läuft alles glatt, könnte das Sieben-Millionen-Euro-Projekt im April/Mai Baurecht erlangen. Und dann will die Firma Eifelhaus auch mit den Bauarbeiten beginnen. Mitte 2013 soll das Altenheim stehen. scho

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