Reißende Flüsse, Wüsten und Eis

WITTLICH/BITBURG. 44 Expeditionen, teilweise bis ans "Ende der Welt": Der Wittlicher Abenteurer und Filmemacher Werner Jondral nimmt am 10. Oktober in Bitburg die Besucher mit auf die "Spuren der Entdecker".

30 000 Dias, fein säuberlich einsortiert in seinem Wittlicher Filmstudio. Und zu jedem hat Werner Jondral seine ganz persönlichen Erinnerungen. Da die Fahrt im Kajak durch kanadische Stromschnellen, dort der Besuch bei den letzten noch lebenden Nachfahren der Maya in Mexiko, hier das ewige Eis der Arktis, dort die schier unendlichen Wüsten in Libyen. Beeindruckende Zeugnisse von insgesamt 44 Expeditionen, die der Wittlicher Abenteurer und Filmemacher zwischen 1970 und 2003 unternommen hat. In vier Kontinenten (außer Australien) war der mittlerweile 71-Jährige unterwegs. Teilweise an Orten, die für Normalsterbliche nie erreichbar sind. "Es war die Lust aufs Abenteuer", beschreibt Jondral seine Motivation. 1970 wurde er von einem Freund aus British-Columbia angesprochen, ob er Interesse an einer Expedition durch Kanada habe. Und nach dieser dreieinhalbmonatigen Reise durch die einsamen Flüsse und ohne Verbindung zur restlichen Welt hatte der Wittlicher Blut geleckt. Vor allem Flüsse, aber auch südamerikanische Kulturen haben es Jondral angetan. "Meine Lieblingsländer sind Kanada, die Arktis, aber auch Mexiko und Chile", sagt der Pilot, der drei Mal seine Expeditionen nur knapp überlebte: In Alaska und Madagaskar wäre er fast ertrunken, in Kanada gab es eine haarsträubende Notlandung eines Wasserflugzeugs, das in Flammen aufging. Neues Zuhause in den Schluchten der Kyll

1980 begann Jondral seine Impressionen auf Zelluloid festzuhalten, seither veröffentlichte er 19 Filme, darunter auch den Maya-Film "Unter der Jaguarsonne", für den er 1994 vom mexikanischen Präsidenten ausgezeichnet wurde. Diesen und sein Werk "South Nahanni" wird Jondral am 10. Oktober in Bitburg der Öffentlichkeit präsentieren. "Seit zwölf Jahren hatte ich keine Filmvorführung und keinen öffentlichen Vortrag mehr, jetzt wurde ich von Bekannten überredet: Mach' es doch noch einmal, Werner'", sagt Jondral, den es mittlerweile aus den Schluchten des Grand Canyon in die Schluchten der Kyll verschlagen hat. Die letzte Reise ist schon in Planung

2001 hat er sich seinen Traum von einem Blockhaus in Hüttingen (Kreis Bitburg-Prüm) erfüllt. "Und wenn die Kyll Hochwasser hat, packe ich auch mein Kajak aus." Den Wunsch, einmal auszuwandern, verspürte er nie. "Immer wenn ich von einer Expedition zurückkam, war Deutschland für mich zu beengt, aber ich hatte ja Verantwortung für meine Familie und meine Firma", meint der frühere Besitzer von vier Autobahn-Raststätten: "Und nun bin ich zu alt, um auszuwandern." Aber fit ist der 71-Jährige, der jahrelang auch im Vorstand des FSV Salmrohr war, immer noch: Nicht nur durch sein fast tägliches Tennis-Training im Wittlicher Verein, dessen Vorsitzender er ist. 2004 wanderte er alleine von Hüttingen nach Erding - "vom Pils zum Weißbier", wie er sagt - in 30 Tagen. Aber einen Traum hat er immer noch: seine 45. Expedition. Geplant war sie für dieses Jahr, aber er bekam sein internationales Team nicht mehr rechtzeitig zusammen. Das Ziel ist schon klar: die unbewohnte Insel Elles Mare, halb so groß wie Deutschland, kurz vor dem arktischen Eismeer. "Da war ich vor 25 Jahren, da will ich noch einmal hin." Aber sein nächster Reiseort heißt erst einmal Bitburg - und dort will er die Besucher teilhaben lassen an seinen Reisen auf den Spuren der großen Entdecker, den Schluchten, reißenden Flüssen, Wüsten und dem ewigen Eis. Am Dienstag, 10. Oktober, 20 Uhr, zeigt Werner Jondral im Haus Beda in Bitburg die Filme "South Nahanni" und "Unter der Jaguarsonne". "South Nahanni" beschreibt die atemberaubende Natur in den kanadischen Nordwest-Territories, "Unter der Jaguarsonne" ist ein Film über die Geschichte der Maya in Mexiko. Zuvor berichtet Jondral in einem Vortrag über seine Expeditionen.

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