Tourismus in Corona-Zeiten Die Krise trifft Reiterhöfe in der Eifel unterschiedlich hart

Bitburg · Experten schätzen, dass Dreiviertel aller Reiterhöfe längere Schließzeiten nicht überleben können. Wie steht es um die Betriebe in der Region?

 Zaumzeug und Sattel bleiben zurzeit oft ungenutzt, die Corona-Krise trifft auch die Reiterhöfe in der Eifel - wenn auch unterschiedlich schwer.

Zaumzeug und Sattel bleiben zurzeit oft ungenutzt, die Corona-Krise trifft auch die Reiterhöfe in der Eifel - wenn auch unterschiedlich schwer.

Foto: Vladi Nowakowski

Der Pferdetourismus sei in akuter Existenznot, so das Ergebnis einer Umfrage, die die Bundesarbeitsgemeinschaft „Deutschland zu Pferd“ Anfang April unter ihren Mitgliedern durchgeführt hat. Demnach ergeben sich alleine bei den 287 befragten Betrieben im Zeitraum März bis April finanzielle Einbußen in Höhe von rund sechs Millionen Euro. (siehe Info)

Auch in der Eifel herrsche Sorge um den Fortbestand pferdetouristischer Betriebe, sagt Rolf Roßbach, im Vorstand der DzP und Gründungsmitglied des Vereins „Eifel zu Pferd“ mit rund 60 Mitgliedsbetrieben. „Das Ostergeschäft ist uns komplett weggebrochen, aber auch alle Buchungen bis in den November hinein sind storniert“, sagt Roßbach. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Uschi bietet er auf dem „Reiterhof auf dem Dackscheid“ nahe Großkampenberg Kinderferien, Familienwochenenden und Gruppenfreizeiten samt Gastronomie an.

„Das alles ist wegen den Kontaktbeschränkungen zurzeit selbstverständlich nicht machbar.“ Die einhundert Bettendes Hofes blieben auf unbestimmte Zeit ungenutzt, sechs fest angestellte Mitarbeiter und vier Aushilfskräfte beschäftige sein Unternehmen, sagt er. „Wir beschäftigen uns im Augenblick mit Arbeiten, für die in der laufenden Saison normalerweise keine Zeit vorhanden ist.“

Dennoch: Die Betriebskosten liefen weiter: „Sie betragen rund 20♦000 Euro monatlich. Dazu kommt das Futter für die rund 80 Pferde“. Im Juli müssten sie eigentlich Heu ankaufen, erzählen Rolf und Uschi Roßbach, die den alleinstehenden Hof vor 25 Jahren erworben und schrittweise zu einem erfolgreichen Unternehmen ausgebaut haben. „Die Heu-Lieferung kostet uns 35♦000 Euro. Ehrlich gesagt: Das Geld haben wir zurzeit nicht.“

Der Verkauf von Pferden sei keine Option, sagt Roßbach, „denn für uns sind sie Familienmitglieder.“ Wie es weiter gehen soll, wisseman nicht. „Eine Soforthilfe von 15♦000 Euro, auf die wir Anspruch hätten, hilft in unserer Lage nicht weiter. Die Kosten summieren sich täglich.“ Auch eine Lockerung der zurzeit geltenden Regelungen in Deutschland bringe keine nachhaltige Erleichterung: „Fünfzig Prozent unserer Gäste kommen aus Luxemburg – und wann sie wieder einreisen können, das steht noch in den Sternen.“

Auch der Reiterhof Reuth in der Vulkaneifel ist betroffen, „wenn auch nicht so hart wie die großen Betriebe“, sagt Angelika Klein. Auch ihr Hof ist eine der Wanderreitstationen des Vereins „Eifel zu Pferd“ – ein Angebot, das zurzeit kein Gast in Anspruch nimmt. „Wir dürfen keine Übernachtungen und keine Verpflegung anbieten.“ Der Reiterhof Reuth bietet die Möglichkeit, Pferde unterzustellen – neben dem Reitunterricht eine der Einnahmequellen. „Die monatlichen Zahlungen für die Pensionspferde laufen weiter, fragt sich, wie lange noch“, sagt Angelika Klein. Je länger die Krise andauere und damit auch eventuelle Arbeitsplatzverluste oder Kürzungen der Gehälter ihrer Kunden drohten, umso wahrscheinlicher werde es, dass sie für Unterstellung, Pflege und Futter nicht mehr zahlen könnten. „Es ist in der Eifel relativ günstig ein Pferd zu halten“, sagt Klein. „Das sieht anderswo, besonders in den Städten ganz anders aus. Vielen bleibt nur noch die Wahl, ihr Tier zu verkaufen.“

 Zaumzeug und Sattel bleiben zurzeit oft ungenutzt.

Zaumzeug und Sattel bleiben zurzeit oft ungenutzt.

Foto: Vladi Nowakowski

Auch nach dem Lockdown könne der Betrieb nur ganz allmählich wieder anlaufen, sagt sie: „Die Pferde haben in der Zwischenzeit an Kondition verloren. Stundenlanges Ausreiten ist ihnen dann erst einmal nicht zuzumuten.“ Inzwischen sei es wieder möglich, Reitunterricht zu geben: „Einzelstunden unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen und mit Mund-Nase-Schutz sind erlaubt.“

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