"Respekt vor einem gradlinigen Menschen"

BITBURG/WITTTLICH/DAUN. (har) Es war in vielen Pfarreien in der Region ein denkwürdiger Weißer Sonntag. In die Freude über die Erstkommuniion der Kinder mischte sich vielerorts Betroffenheit über den Tod von Johannes Paul II.

Er habe gerade in einer Papst-Biografie gelesen und dann gegen 22 Uhr den Fernseher angeschaltet, um etwas über den Zustand des Papstes zu erfahren, berichtet Pfarrer Klaus Kohnz. "Da wurde dann berichtet, dass der Papst gestorben ist." Sofort sei er in die Kirche gegangen, um die Glocken zu läuten, sagt der in Müllenbach am Nürburgring wohnende Seelsorger. So wie viele seiner Amtskollegen berichtet Kohnz von einer Mischung aus Betroffenheit und Respekt, mit der die Gläubigen die Nachricht vom Tod des Papstes aufgenommen hätten. Besonders habe ihn bewegt, dass noch am gestrigen Abend ein Jugendlicher anrief, der fragte, was denn jetzt mit dem geplanten Weltjugendtag in Köln ist. "Ich sagte ihm, dass das Treffen stattfindet - wenn auch mit neuem Papst", sagt Kohnz. Dechant Rudolf Halffmann aus Wittlich berichtet von einer spontanen Andacht in der Pfarrkirche St. Markus am Samstagabend. "Die Menschen, die in die Kirche kamen, waren betroffen. Aber trotzdem war die Stimmung irgendwie auch positiv", schildert Halffmann seine Eindrücke. Diese nur von außen betrachtet so unterschiedlichen Empfindungen seien auch am Sonntag in den Messen spürbar gewesen. "Es passte aber irgendwie zusammen", sagt Halffmann. Ähnlich wie der Dechant in Wittlich, erlebte auch Pfarrer Dieter Remy aus Kröv eine ganz besondere Stimmung bei der Erstkommunion, die in vielen Gemeinden in der Region Eifel-Mosel-Hunsrück gefeiert wurde. Es sei schon anders als sonst gewesen, sagt Remy. "Zum einen war eine tiefe Betroffenheit spürbar. Zum anderen war da auch der Respekt vor einem gradlinigem Menschen, der sehr glaubwürdig war." "Mehr ergriffen, als ich gedacht habe"

Bestürzt ist auch Pfarrer Joachim Walldorf aus Stadtkyll. "Ich durfte vier Mal ganz in der Nähe des Papstes sein, feierte mit ihm die heilige Messe", sagt der Stadtkyller, der auch für die Wallfahrten des Bistums zuständig ist. Und obwohl jedermann gewusst habe, dass es mit Johannes Paul II. zu Ende geht, "hat mich das doch mehr ergriffen, als ich gedacht habe". Deshalb nahm er sich vor, den Sonntag in Ruhe zu verbringen. Die üblichen Einladungen zu den Kommunionsfeiern nahm er deshalb nicht wahr. Pfarrer Klaus Bender (Kyllburg) nahm den Tod des Papstes mit in seine Sonntagspredigt in Badem auf. Er habe aus dem Fernsehen vom Tod des Papstes erfahren. "Da habe ich mich dann daran erinnert, dass ich vor 26 Jahren während meines Studiums ebenfalls aus dem Fernsehen von der Wahl des Papstes erfahren habe", sagt Bender, der Johannes Paul II. für "einen großen Papst in seiner Ganzheit" hält. Pater Egon Kettern von den Vinzentinern in Niederprüm fiel auf, dass sehr viele junge Menschen Anteil am Tod des Papstes genommen hätten. "Man war vorbereitet und hat seinen Tod auch ein wenig als ein Stück Erlösung empfunden", sagt Kettern.

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