Rettung in letzter Minute

Wolsfeld · Jahrzehnte lang stand es leer, schien dem Verfall preisgegeben. Dann haben die Schlossherren von Wolsfeld es in die Hand genommen, das denkmalgeschützte Bauernhaus aus dem 18. Jahrhunderts zu retten. Die Restaurierung wurde im August abgeschlossen. Im Herbst geht das Haus ins Rennen um den Denkmalpreis der Handwerkskammer in Trier.

Wolsfeld. Die wenigsten Menschen werden ein Haus kaufen, das einzustürzen droht. Carlo und Nicole Sente-Ligbado haben es getan, um es zu retten. 2008 haben sie das Haus Nummer 7 in der Hubertusstraße, das früher als Bauernhof zu Schloss Wolsfeld gehörte, gekauft. Kurz danach sind die Dächer von Scheune und Wohnhaus tatsächlich eingestürzt.
Abriss kam für die leidenschaftlichen Denkmalschützer aus Luxemburg nicht infrage. Für die Region sei diese Abrissmentalität gefährlich, warnen sie. Dörfer ohne architektonische Authentizität verlören ihren Charakter, Attraktivität und Lebensqualität.
Eifeler Bauschätze


Das Ehepaar leitete gleich die ersten Rettungsmaßnahmen für Mauern und Dach ein, die letzte Renovierung liegt immerhin mehr als 200 Jahre zurück. Erbaut wurde das Haus vermutlich um das Jahr 1700, das ergab eine Untersuchung der ältesten Hölzer.
Bis ins letzte Jahr herrschte Ruhe auf der Baustelle. Seitdem erhielt das Haus eine komplette Rundumerneuerung. Im Juni war der Innenausbau fertig. Im Herbst wollen die Besitzer es für den Denkmalpreis der Handwerkskammer Trier ins Rennen schicken.
"Der Großbaumarktvirus ist wie eine Pandemie", kritisiert Carlo Sente-Ligbado das Einkaufsverhalten vieler Hausbesitzer. Er und seine Frau dagegen suchen Baustoffe bei Händlern, die sich auf altes Material spezialisiert haben. Am liebsten verzichten sie ganz auf Plastik und Beton. Für die Küche haben sie einen freistehenden Holzofen im Jugendstil besorgt, der auf elektrischen Gebrauch umgerüstet wurde. . Sente-Ligbados richten ihre Häuser stilecht ein und lassen alles, was noch erhalten ist, fachmännisch restaurieren. Detektivisch spüren sie Umbauten auf und lassen den Urzustand wieder herstellen. Alle Materialien und Einrichtungsgegenstände sucht das Ehepaar selbst aus. "Das ist zeitaufwendig, aber es macht Spaß."
Inzwischen haben sie ein Dutzend historischer Gebäude restauriert. Fünf ihrer Immobilien stehen allein in Wolsfeld, darunter auch das Schloss, das sie zeitweise bewohnen. Die übrigen Gebäude richten sie für Käufer oder Mieter her. Dabei geben sie seit fast zehn Jahren regionalen Handwerksbetrieben Aufträge.
"Solche Häuser sind ein direkter Draht zu unseren Vorfahren. Wie viele Leute standen schon hier und haben sich an diesen Türen geküsst", gibt Sente-Ligbado zu bedenken und streicht dabei über die Türzarge an einem der Schlafzimmer. "Es ist einfacher, ein neues Haus zu bauen", gibt er zu. Die Materialsuche, Planung und Finanzierung sei beim Restaurieren schwieriger. "Aber es ist das Resultat, das zählt."
Im Flur sind noch alte Fliesen erhalten. Es gibt zwei originale Kamine und einen historischen Backofen in der Wand. Zu dem Alten fügt das Ehepaar behutsam Modernes hinzu, um einen hohen Komfort zu schaffen. Daher gibt es auch einen hohen, verglasten Anbau, der mehr Licht ins Haus bringen soll, Fußbodenheizung, TV-, PC- und Telefonanschlüsse in allen Räumen. In dem sanierten Haus stehen 14 Räume mit 400 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.

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