Rettungsring für Bitburgs Verluste-Bad Cascade gesucht

Bitburg · Die gute Nachricht zuerst: Eine Erhöhung der Eintrittspreise ist im Cascade nicht geplant. Keine Selbstverständlichkeit. Denn das Bad schreibt, obwohl es mit rund 214.000 Besuchern im Jahr ein Publikumsmagnet ist, rote Zahlen. Für 2017 wird mit Verlusten von 640.000 Euro gerechnet, die die Stadt ausgleichen muss.

 Poolparty im Bitburger Cascade. TV-Foto: Klaus Kimmling

Poolparty im Bitburger Cascade. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

VBitburgs großes Erlebnisbad hat schon Schlagzeilen gemacht, da war es noch nicht gebaut. Während sich die einen erhofften, dass ein größeres modernes Schwimmbad unter dem Strich auch wirtschaftlicher ist, haben die Kritiker befürchtet, dass die "Schwimm-Oper" ein "Millionen-Grab" wird. Das Cascade wurde gebaut, ist inzwischen 21 Jahre alt und in Teilen sanierungsbedürftig - und macht Jahr für Jahr Verluste. Die Hoffnung, dass sich mit einem moderneren Bad vielleicht eine schwarze Null erwirtschaften lässt, hat sich nicht erfüllt.

Der Markt hat sich anders entwickelt. In Trier ist 2009 mit dem Saunagarten richtig Konkurrenz zum Cascade entstanden, gleiches gilt auch für die Sauna im luxemburgischen Hosingen. "Zudem laden auch immer mehr Fitness-Studios und Hotels zum Schwitzen ein und die Zahl privater Saunen steigt", sagt Elfriede Grewe, Geschäftsführerin des Bads.

Hinzu kommt: Für Jugendliche gibt es längst ein viel größeres Freizeitangebot und natürlich Internet, Smartphone und mehr. Da steht Schwimmen offenbar nicht mehr ganz oben auf der Liste, wenn es um das Nachmittagsprogramm geht. "Während sich die Zahl der erwachsenen Besucher stabilisiert, ist die Zahl der Jugendlichen rückläufig", sagt Grewe, die mit ihrem Team immer weiter an Angeboten wie Aqua Fitness und langen Saunanächten feilt, Öffnungszeiten anpasst und Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern plant, um das Bad auf Kurs zu halten.
Dennoch: Die Entwicklung der Gästezahlen ist rückläufig: Hatte das Cascade 2006 fast 270.000 Besucher, waren es 2016 "nur" noch 210.000. Damals waren unter den Besuchern 53.000 Saunagäste - zehn Jahre später waren es nur knapp 33.000. Das drückt natürlich aufs Ergebnis.

Rein rechnerisch verdient das Bad an jedem Saunagast im Schnitt 10,75 Euro, bei den Schwimmbadgästen sind es 4,52 Euro. Hätte das Bad heute noch genauso viele Gäste wie vor zehn Jahren, hätte es knapp 400.000 Euro mehr in der Kasse.

Preise schon auf Trierer Niveau

Durch Preiserhöhungen ist das nicht aufzufangen. Zumal sich die Preisschraube nicht beliebig nach oben drehen lässt, wenn man nicht riskieren möchte, dass auch das dazu führen kann, dass die Besucher ausbleiben. Grewe sagt: "Wir sind da schon an der oberen Kante."
Zum Vergleich: Eine Tageskarte kostet 18 Euro; im Saunagarten in Trier zahlt man 20,50 Euro. Bei den Eintrittspreisen fürs Schwimmbad nimmt man mit 6,10 Euro für drei Stunden schon mehr als im Trierer Stadtbad, wo dreieinhalb Stunden 5,90 Euro kosten. Für Grewe steht fest: "Bevor wir überhaupt noch mal darüber nachdenken, die Preise zu erhöhen, müssen wir erstmal das Angebot verbessern."

Und da kommt auf die Stadt richtig was zu. Denn in dem 21 Jahre alten Schwimmbad gibt es einen ordentlichen Sanierungsstau. Wie viel Millionen Euro die Stadt in die Hand nehmen müsste, um den zu beseitigen, ist noch nicht durchgerechnet. "Da sind große Spannbreiten von Summen möglich, je nachdem, was man bereit ist, anzugehen", sagt Grewe.
Im Januar treffen sich die Mitglieder des Bauausschusses vor Ort mit Fachleuten, die mal aufzeigen, was alles gemacht werden könnte, sollte und müsste und wie viel das grob kosten würde - von optischen Verbesserungen wie neuen Fliesen und neuen Sitzmöbeln bis hin zu technischen Angelegenheiten wie der Erneuerung von Lüftungsanlage und Wasserleitungen bis hin zum Brandschutz - und der verschlingt ja meist stattliche Summen.
Erste Schätzungen, wie viel die anstehende Generalsanierung des Schwimmbads kosten könnte, wird es also im Januar geben. Und dann ist immer noch offen, was davon wann gemacht wird.
Meinung

Von Dagmar Schommer

Bad braucht starke Partner

Das Cascade gehört mit mehr als 214.000 Besuchern im Jahr zu den beliebtesten Freizeiteinrichtungen im Eifelkreis. Während Einheimische wie Touristen aus der ganzen Eifel von der Einrichtung profitieren, bleibt die Stadt Bitburg Jahr für Jahr alleine auf den Kosten hängen. Nun könnte man sagen, dass es eben einfach zu den Aufgaben eines Mittelzentrums gehört, ein solches Schwimmbad für das Umland vorzuhalten. Aber Fakt ist: Der Betrieb eines Schwimmbads ist eine freiwillige Aufgabe und die Stadt Bitburg ist - wie andere Kommunen auch - eben klamm. Sonst gäbe es wohl kaum einen solchen Sanierungsstau in dem Bad. Sicher ließe sich der finanzielle Aufwand für die Stadt etwas leichter stemmen, wenn sie nicht schon eine satte Kreisumlage von mehr als zehn Millionen Euro zahlen müsste. Wenn der Kreis auf der einen Seite bei der Umlage so zulangt, sollte er auf der anderen Seite auch kreisweit bedeutende Einrichtungen wie das Cascade unterstützen. Denkbar wäre etwa ein Zweckverband, in den dann natürlich auch die Verbandsgemeinde Bitburger Land gehört. Es reicht, wenn die Stadt Unterhaltungs- und Sanierungsarbeiten alleine stemmen muss. Die Kosten dafür steigen schließlich je älter das Bad wird. Immer nur gerade mal das Allernötigste zu machen, reicht auf lange Sicht nicht aus. Die Konkurrenz schläft nicht. Deshalb: Ein starkes Bad braucht starke Partner. d.schommer@volksfreund.de 

EXTRA Gäste
Wo sie herkommen: Nach einer Erhebung des Cascade-Bads kommen jeweils rund 18 Prozent der Gäste aus der Stadt Bitburg und dem Bereich der ehemaligen Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land, also dem direkten Umland. Elf Prozent kommen aus dem Raum Kyllburg, Speicher und Neuerburg, gut sieben Prozent sind Amerikaner, sechs Prozent reisen aus Welschbillig, Kordel und Mehring an. Nochmals sechs Prozent sind Luxemburger. Aus dem Prümer Raum stammen 4,5 Prozent der Gäste. In den Sommermonaten zählt das Bad unter seinen Besuchern 20 Prozent Urlauber - darunter vor allem Niederländer.

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