Reuth rechnet mit Wind

Reuth · Bis zu vier Windenergieanlagen sollen ab spätestens 2016 im Reuther Gemeindewald Strom produzieren und den Bürgern bares Geld bringen, doch zur Informationsveranstaltung des Ortsgemeinderats kommen nur wenige Einwohner.

 Eines der vier geplanten Windräder muss in östliche Richtung verschoben werden und rückt den Bewohnern des Ortsteils Neureuth dichter an die Pelle.TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Eines der vier geplanten Windräder muss in östliche Richtung verschoben werden und rückt den Bewohnern des Ortsteils Neureuth dichter an die Pelle.TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Reuth. Insgesamt sind 16 Windenergieanlagen (WEA) im Windpark Obere Kyll I geplant: Zehn der rund 200 Meter hohen Anlagen sollen ihren Platz auf dem Gebiet des Arenberger Forstes finden, zwei in der Gemarkung Kerschenbach und vier im Norden der Ortsgemeinde Reuth. Wird der Windpark im aktuell geplanten Umfang realisiert, erzeugen die 16 WEA vom Typ GE-2,5, die eine Nabenhöhe von 139 und einen Rotordurchmesser von 120 Metern haben, jährlich 40 Megawatt Strom. Die Netzeinspeisung soll in Baasem erfolgen.
Kunstgriff der VG


Möglich wird der Bau des Windparks durch einen Kunstgriff der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll: Die ursprünglich für den Bau von Anlagen zugrunde gelegte Windgeschwindigkeit von 6,8 Metern pro Sekunde in 100 Metern Höhe ist laut dem aktuellen Windatlas der Landesregierung an der Oberen Kyll nirgendwo gegeben. Im November beschloss der VG-Rat eine Änderung des Flächennutzungsplans: Nun dürfen auch dort WEA aufgestellt werden, wo eine Windhöffigkeit von 6,4 Metern pro Sekunde in 140 Metern Höhe erreicht wird. Drei der bisher geplanten Windräder im Reuther Gemeindewald erfüllen diese Voraussetzung. Der Standort der vierten WEA muss jedoch in östliche Richtung verschoben werden und rückt damit den Bewohnern des Ortsteils Neureuth dichter an die Pelle. Die Mindestentfernung zur Ortsbebauung ist mit 600, die zur Wohnbebauung mit 1000 Metern festgelegt. "Noch liegt für diesen neuen Standort keine Umweltverträglichkeitsprüfung vor", sagt Bürgermeister Ewald Hansen. "Wir rechnen damit, dass der überarbeitete Raumordnungsplan im Sommer 2014 vorliegt." Für die Errichtung der drei anderen Anlagen werde die Investorengruppe, die sich aus den Stadtwerken Trier (SWT) und dem Unternehmen Juwi zusammensetzt, zügig einen Bauantrag stellen. Spätestens 2016 soll im Reu-ther Wald Wind geerntet werden, der Vertrag dazu wurde im August dieses Jahres unterzeichnet. Eine Karte der geplanten Standorte wollen Juwi und SWT nicht zum Abdruck freigeben, "Damit warten wir, bis der endgültige Standort der vierten WEA genehmigt ist", sagt Juwi-Projektmanager Jens Baecker.
Beim gemeinsamen Infoabend des Ortsgemeinderats und der Investoren bleiben viele Stühle leer. Lediglich zehn Einwohner des Dorfes nehmen teil. "Ich habe mehr erwartet", sagt Hansen. "Es geht schließlich um Geld und um massive Eingriffe in das Landschaftsbild."
Bürger profitieren


An den Pachteinnahmen, deren endgültige Höhe erst mit der Genehmigung der vierten WEA feststeht, will die Ortsgemeinde ihre Bürger teilhaben lassen: "Wir werden jedes Jahr 20 000 Euro auf die Bevölkerung aufteilen", sagt der Bürgermeister. Pro Jahr entfallen auf jeden Stromzähler in den etwa 80 Haushalten 100 Euro Stromkostenerlass, für jede Person mit Hauptwohnsitz in Reuth kommen noch 60 bis 65 Euro hinzu. Ein Drei-Personen-Haushalt könne seine Energiekosten auf diese Art um rund 290 Euro senken, erläutert Hansen. Sobald der Reuther Haushalt dank des Geldsegens aus der Windkraft ausgeglichen sei, erhielten alle Stromabnehmer einen Zuschuss von zwei bis drei Cent pro Kilowattstunde - für die Gewerbetreibenden im Ort eine spürbare Erleichterung. Den größten Teil der Pachteinnahmen aus der Windkraft hat die Gemeinde ohnehin schon fest eingeplant: Zunächst sollen die Kosten für das neue Dorfgemeinschaftshaus, die nach Abzug von Eigenleistungen und Fördergeldern und dem Einsatz einer Haushaltsrücklage von 200 000 Euro noch rund 80 000 Euro betragen, beglichen werden.

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