Robert Seethalers „Das Feld“ Was vom Leben bleibt

Was bleibt von einem Leben? Das ist eine Frage, die wir alle uns schon einmal oder sogar öfter  gestellt haben, und auf die es so viele unterschiedliche Antworten gibt wie Menschen und deren Biographien.

 Robert Seethaler Das Feld

Robert Seethaler Das Feld

Foto: tv/Peter-Andreas Hassiepen, plainpicture/Nature PL/Lassi Rautiainen

 Allerdings kann man die Frage erst abschließend beantworten, wenn man auf dem Sterbebett liegt. Oder, wie in Robert Seethalers „Das Feld“, gar schon unter der Erde. Seine Protagonisten liegen auf einem Friedhof in der fiktiven Kleinstadt Paulstadt.

Von dort aus sprechen die Verblichenen zur Nachwelt  – über ihre unerfüllten Träume, Versäumnisse, vergebene Chancen, Schuld, Reue und Schicksalsschläge, aber auch über das Glücklichsein, das Schöne und — natürlich — die Liebe. Und könnte man es schöner sagen als Seethaler in der Rolle der verblichenen Gerda Baehr? „Dich lieben, dann neben dir liegen, im Bett, im Gras, im Schnee. Das war alles.“

Aber Seethaler kann auch anders. Er spricht auch aus verhärmten, enttäuschten, traurigen Seelen. Seelen von Menschen, die aus ihrer Sicht gescheitert sind – am Schicksal, an der Freundschaft, an der Liebe. So wie eine 105-Jährige, die gesteht: „Im Grunde genommen verstehe ich nichts von  der Liebe, und vom Leben weiß ich nur, dass man es zu leben hat. Aber immerhin habe ich jetzt vom Sterben eine Ahnung: Es beendet die Sehnsucht, und wenn man stillhält, tut es gar nicht weh.“

Am Ende sind es vielleicht gar nicht die  Ereignisse, die das Leben bestimmen, sondern die Art, wie wir sie betrachten, ausblenden oder wichtig nehmen: Diese Erkenntnis zieht sich durch Seethalers Buch wie ein roter Faden. Das macht es so spannend und lesenswert. Ebenso beeindruckend ist, wie Seethaler sich in verschiedene Menschen einfühlen kann – in ihre Sprache, in ihre Haltung.

So entsteht ein Kaleidoskop einer Kleinstadt, in der Schicksale miteinander verwoben sind, in der Menschen sich wirklich nah waren, aber in der Menschen nie wirklich wussten, was andere bewegt. Ulrike Löhnertz

Robert Seethaler: Das Feld, 2018, Hanser, ISBN 978-3-446-26038-2.

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