Rock-Oratorium auf dem Schloss: Vom Leuchten der Freiheit

Bollendorf · Die biblische Befreiungsgeschichte der Makkabäer in mitreißenden Soul-, Gospel- und Rockklängen: 300 Zuschauer haben auf dem Gelände von Schloss Weilerbach eine herausragende Aufführung des Rock-Oratoriums "Eversmiling Liberty" erlebt.

Bollendorf. Im Freiluft-Konzertraum zwischen den alten Mauern der ehemaligen Hüttenanlage von Schloss Weilerbach sieht alles zunächst nach einer mittleren Katastrophe aus: Es regnet in Strömen, Wasservorhang und Schirme versperren den Blick zur Bühne, dann unterbricht ein Stromausfall das erste Musikstück. Doch Akteure wie Zuschauer behalten die Nerven, mehr noch: Zuversicht - und alles wird gut.
Mit etwas Humor lässt sich hier durchaus eine Parallele zum Inhalt von "Eversmiling Liberty" ziehen. Im von den Dänen Jens Johansen und Erling Kullberg nach Textvorlagen aus Händels Oratorium "Judas Makkabäus" komponierten Werk geht es um eine von Glaubenszuversicht getragene Befreiung aus katastrophaler Lage. Angeführt von Judas Makkabäus gewinnen die Juden 166 vor Christus ihren Kampf gegen König Antiochus IV., der sie unterdrückt und ihre Religion verboten hat. Die moderne musikalische Fassung in 22 Einzelstücken erinnert ein bisschen an das Musical Hair oder die Rockoper Tommy. Wie diese arbeitet sie stark mit Gospel-, Soul- und Rock-Elementen, mit denen auch die einzige von Händel übernommene Melodie "Tochter Zion" bestens funktioniert.
Tragend in der von Christoph Schömig professionell geleiteten Aufführung ist der wunderbar harmonische Klangkörper aus rund 80 Mitgliedern des Kammerchors Westeifel und des Gospelchors Con Spirito. Mit Hingabe und viel Gefühl transportieren die Stimmen Klage, Lob, Triumph oder Jubel, geben Friedens- und Freiheitssehnsucht überzeugenden Ausdruck. In Dialog mit ihnen treten Nanni Byl und Wolfgang Hoff als Solisten: Die Mainzer Uni-Dozentin begeistert mit ihrem klaren, warm timbrierenden Gesang, der Band-Tausendsassa Hoff macht als echter Soulman eine gute Figur.
Das i-Tüpfelchen steuert das begleitende Instrumentalarrangement bei. Punktgenaue Bläsersätze (Florian Esch und Marco Rollmann, Trompete; Thomas Follmann, Saxofon) setzen pfeffrige, eine E-Gitarre (David Becker) dramatische Akzente. Stimmungsnuancen schaffen Violine (Regina Schömig) und Piano (Dominik Nieß). Und die Rhythmusgruppe (Alex Linster E-Bass, Martin Schäfer Schlagzeug) untermauert den Groove. Da kann auch die Sonne nicht anders als strahlen - wie die Zuhörer, die am Schluss stehend ihren Beifall spenden. ae

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