Interview Neues Buch: In der Eifel gehts mal „oller“, mal „doller“ zu

Herforst · Rosi Nieder hat ein neues Buch geschrieben, in dem es ums Alter geht und den Umgang damit.

  Hier in ihrem Wohnzimmer, am Laptop, entstehen die Bücher von Rosi Nieder. Ihr neuestes ist gerade erschienen.

 Hier in ihrem Wohnzimmer, am Laptop, entstehen die Bücher von Rosi Nieder. Ihr neuestes ist gerade erschienen.

Foto: Tv/Christina Bents

Ihr dreizehntes Buch hat Rosi Nieder mit „Oller oder doller?“ überschrieben. Diesmal geht es um die verschiedenen Facetten des Alters. Heitere Episoden sind darin zu finden, wenn zum Beispiel „Willi“ auf Reisen geht. Erkennen kann  sich der Leser sicher  bei der Geschichte zum Klassentreffen. Die Dorfkirmes, moderne Medien  und wie Senioren damit umgehen  oder die kleinen Wehwehchen sind  im Buch thematisiert. Mit genauem Blick, Bodenständigkeit, Humor und eingängigem Schreibstil hat sie sich dem Thema Alter genähert.

Wie lange haben Sie an „Oller oder doller?“ geschrieben?

ROSI NIEDER: Das Buch ist so nach und nach entstanden – nicht so wie ein Roman, in dem es fließt. Ich vermute, dass es fast zwei Jahre  gereift ist, bis ich wusste, welche Form es haben sollte. Eigentlich wollte ich ihm ja mal den Titel geben „Ich bin dann mal grau” und mir gleichzeitig die grauen Haare rauswachsen lassen. Und damit anderen Mut machen, einfach zu ihrem Alter zu stehen. Aber dann... ehrlich gesagt, ist mir dann doch noch  ein wenig Eitelkeit geblieben. Ich dachte, dann sehe ich noch älter aus und werde nur noch zu Senioren-Lesungen eingeladen. Ansonsten hat mich auch die Frage meines Enkels inspiriert, über das Alter nachzudenken. Er fragte mich: „Oma, bist du auch noch da, wenn ich mal groß bin?”

Gibt es reale Personen, die Sie vor Augen haben, wenn Sie schreiben, oder erfundene Charaktere?

ROSI NIEDER Da meine Figuren und Handlungen oft mitten aus dem Leben gegriffen sind, gibt es möglicherweise irgendwo Personen, auf die gewisse Eigenschaften und Äußerlichkeiten zutreffen können. Ich achte aber darauf, Protagonisten nie so zu beschreiben, dass man jemanden erkennen könnte, wenn ich schon mal wahre Begebenheiten mit einfließen lasse. In diesem Buch wechselt es: meine eigenen Gedanken und recherchierte Fakten, verbunden mit erfundenen Geschichten und Gedichten.

Welche ist in Ihrem neuen Buch  Ihre Lieblingsgeschichte?

ROSI NIEDER Ich mag gerne heitere Geschichten, wie beispielsweise die von Willi und seiner etwas verunglückten Urlaubsreise. Es war mir aber auch ein Anliegen, Erinnerungen festzuhalten  und meiner Mutter (symbolisch für alle Mütter) zum Abschluss ein Gedicht zu widmen.

Warum ist Ihnen der Eifeler Dialekt so wichtig?

ROSI NIEDER  Die Sache mit dem Dialekt: In meiner Jugendzeit war es mir peinlich, wenn mich jemand von meiner Familie oder meinem Umfeld im Büro anrief, und ich vor meinen Kollegen Platt sprechen musste. Damals galt Mundart und dörfliche Herkunft eher als minderwertig. Menschen merken immer dann, wenn etwas droht, verlorenzugehen, dass es doch erhaltenswert ist. So ist das auch mit der Mundart. Sie ist ein Kulturgut, das in der immer globaler werdenden Welt droht, unterzugehen. Die Menschen suchen heute wieder nach kleineren Welten, mit denen sie sich identifizieren, in denen sie sich geborgen fühlen.

Ist es eigentlich schwierig ein Buch in Dialekt zu schreiben?

ROSI NIEDER: Die Schwierigkeit, Bücher in Mundart zu schreiben ist, dass es keine wirkliche Schriftsprache gibt, und dass die moselfränkische Mundart ja von Dorf zu Dorf variiert und in verschiedenen Gegenden manchmal ziemlich unterschiedlich ist.

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

ROSI NIEDER Wenn ich mir bei Lesungen Gedanken darübermache, wie die Eifeler so sind, dann beschreibe ich sie als bescheiden, gutmütig, bodenständig, gastfreundlich. Und sie haben meistens mehr drauf, als sie zugeben. Sie hauen nicht auf den Putz, übertreiben nicht, stellen ihr Licht eher unter den Scheffel. In diesem Sinne denke ich, bin ich auch eine echte Eifelerin.

Was möchten sie mit ihren Büchern bei den Lesern erreichen?

ROSI NIEDER Ich freue mich, wenn Leser Sätze sagen: „Genauso ist es”, oder „es hat mich so an meine Jugend erinnert” oder wenn die ein oder andere Problematik sie genau getroffen hat. Manchmal gibt es in Büchern auch Lösungen, Lebenshilfen, Aufmunterungen, manche Leser erkennen sich selbst und könnten daraus womöglich ein Fazit ziehen. Manche Bücher, vor allem die in Mundart, sollen Leser einfach nur erheitern. Und natürlich ist es ein schönes Gefühl, wenn ich erfahre, dass die Dialoge von Opa und Enkel überall in der Region gelesen und vorgelesen werden.

Haben Sie schon Ideen für neue Projekte?

ROSI NIEDER  Neue Projekte: ja klar, da gibt es immer irgendwelche Ideen. Vielleicht gibt es mal wieder ein Kurzgeschichten-Buch, ich habe schon eine ganze Sammlung. Und dann habe ich noch etwas im Sinn mit angedachtem Titel wie “An diesem Tag”-Verschiedene Menschen, die an einem Tag die unterschiedlichsten Erlebnisse haben, und irgendwie miteinander verflochten sind. Oder „Das Dorf”, „Dorfstraße” oder irgendeine Straße. Dort, wo ganz normale Menschen Haus an Haus leben. Die alleinstehende alte Dame, die junge Familie mit Kindern und ihren Sorgen, die einzelnen Bewohner, Geschehnisse, Alltag, Probleme.

Christina Bents

·Das Buch Oller oder doller? Gedanken und Geschichte rund ums Älterwerden ist in der Edition Winterwork erschienen. Es hat 231 Seiten und kostet 11,90 Euro.

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