Roter Joker

Einer strahlte nach der Vorstandswahl der Bitburger SPD besonders glücklich: Stephan Garçon. Es wäre auch sehr unpassend gewesen, wenn ausgerechnet der politisch agilste Bitburger Genosse als Totengräber des traditionsreichen Ortsvereins in die Geschichtsbücher eingegangen wäre.

Und das nur, weil der Staffelstab des Vorsitzenden zuletzt kommissarisch in seinen Händen lag und er als Fraktionschef im Stadtrat nicht länger die Mehrfachbelastung tragen wollte. Die städtischen Roten mussten sich sogar schon peinliche Spekulationen über einen Anschluss an den Ortsverein Bitburg-Nord (im Norden der Verbandsgemeinde Bitburg-Land) gefallen lassen. Mit Heiner Gillen schmettern die Bitburger Genossen einen Joker auf den Tisch. Die Überraschung ist gelungen, obwohl Gillen alles andere als ein Neuling ist. Der erfahrene Kommunalpolitiker kennt die Strukturen. Er wird keine größeren Probleme haben, sich zurechtzufinden, auch wenn ihm ein originäres Ratsmandat (noch) fehlt. Gelegenheit, ihr Profil zu schärfen, bekommt die SPD angesichts der vielen städtischen Projekte reichlich. Und das ist auch nötig, soll der Trend eines schwindenden Stimmenanteils im Rat umgekehrt werden. Bei der Wahl 2004 von sechs auf vier Sitze geschrumpft, nach dem Beigeordneten-Poker den langjährigen Fraktionschef Manfred Kürten als Partei- und Fraktionsmitglied verloren: Da wirkt das starke Landtagswahlergebnis auf Stadtebene wie Balsam auf den Wunden. Und die Vorstandswahl wie ein Versprechen: Wir packen es an. Aus demokratischer Sicht ist das auf jeden Fall zu begrüßen. Was in der Praxis daraus wird, bleibt abzuwarten. m.hormes@volksfreund.de

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