Rotes Kreuz berät Familien in Bildungsfragen

Bitburg · Nicht der Intelligenzquotient ist unbedingt entscheidend, wie sich Kinder in der Schule entwickeln, sondern das Milieu, in dem sie aufwachsen. Das DRK-Bildungswerk unterstützt deshalb ab sofort Eltern bei Bildungsfragen.

Bitburg. Jasmin K. ist alleinerziehende Mutter. Ihre Tochter Ay sha besucht den Kindergarten. Jasmin spricht schlecht Deutsch. Außerdem arbeitet sie viel und hat deshalb wenig Zeit, sich um ihre Tochter zu kümmern. "Wir wollen diesen Menschen helfen. Wir möchten mit ihnen zusammen Lösungen erarbeiten, Denkprozesse in Gang setzen", sagt Silvia Poth, Diplomsozialpädagogin beim DRK.Drei Kitas beteiligen sich

Das bundesweite Praxisprojekt "Stark für Erfolg" fördert Kinder und Familien bei Bildungsübergängen. Insgesamt 4000 sogenannte Elternberater werden dafür in Deutschland ausgebildet. Das DRK-Bildungswerk Eifel, zuständig für den Eifelkreis Bitburg-Prüm und den Landkreis Vulkaneifel, hat zusammen mit den Jugendämtern drei Kindertagesstätten je Landkreis ausgewählt, in denen entsprechende Angebote eingerichtet werden sollen. Projektpartner im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind die Kita Zuckerborn in Bitburg, St. Salvator in Prüm und St. Marien in Niederprüm. Im Landkreis Vulkaneifel sind es die Kita in Mehren, Lindenanlage in Gerolstein und die integrative Kita in Daun.

Typische Fragen wie "Ist eine Kita sinnvoll für mein Kind?", "Braucht es zusätzliche Sprachförderung oder Hausaufgabenhilfe?" oder "Welche Schule ist die richtige?" sollen durch die Elternberater beantwortet werden.
Eine Studie hat ergeben, dass in Deutschland der Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg bedenklich stark ausgeprägt ist. Aus Familien, die einen akademischen Bildungsabschluss als nicht erstrebenswert beurteilen, werden weniger Hochschulabsolventen hervorgehen, als aus Familien, denen dies wichtig ist.

"Wir wollen die Eltern in den Kindertagesstätten abholen", sagt Rainer Hoffmann, Leiter des DRK-Bildungswerks. Um den Eltern gerecht zu werden, habe man in sechs Kindertagesstätten Umfragen gemacht und nach deren Bedürfnissen gefragt. Die Elternberater wollen gezielt Familien mit Kindern und Jugendliche mit Migrationshintergrund ansprechen und fördern. "Da geht es zunächst um ganz einfache Dinge. Die Eltern wollen wissen, wo sie einkaufen können oder wo sie einen Arzt finden", erklärt Silvia Poth. Sie glaubt, dass man über die Kinder Kontakt zu den Eltern aufbauen kann. Wenn man diese mehr integrieren könne, käme das auch den Kindern zugute.

Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. In vielen Kitas gibt es bereits große Bemühungen, um ausländischen Familien das Leben in Deutschland zu erleichtern. So wird zum Beispiel in der Kindertagesstätte in Prüm ein Deutschkurs angeboten. "In den Kindertagesstätten in der Eifel passiert schon viel in dieser Hinsicht. Wir steigen in den Lücken ein", sagt Hoffmann. Langfristig laute das Ziel, eine nachhaltige Elternberatung in den Einrichtungen anzubieten. Das Familienministerium unterstützt das Projekt. "Weil man erkannt hat, dass, wenn man früh mit Hilfen ansetzt, man später weniger Probleme bekommt", sagt Hoffmann. "Der Rückgang der Bevölkerung ist dramatisch", sagt Silvia Poth, "und die Bedeutung an Migration wird zunehmen."Extra

Das Bundesfamilienminsterium fördert das Projekt "Stark für Erfolg" an 30 Standorten in Deutschland mit insgesamt 2,28 Millionen Euro (Laufzeit drei Jahre). Träger ist das DRK. Kinder und Jugendliche in Familien mit Migrationshintergrund sind besonders stark von ungleichen Bildungschancen betroffen. Hinsichtlich Schulleistungen schneiden Schüler aus Migrantenfamilien signifikant schlechter ab als deutsche Schüler. Nachgewiesen ist, dass eine Förderung umso effektiver und kostengünstiger wirkt, je früher sie einsetzt. 45,5 Prozent der jungen Menschen mit Migrationshintergrund (16 bis 24 Jahre) haben das Gefühl von fehlender Chancengleichheit in Schulen (Allensbach-Umfrage Zuwanderer in Deutschland 2009). 34,4 der Befragten glauben, dass ein Grund für die fehlende Chancengleichheit ist, dass viele Eltern ihre Kinder nicht ausreichend unterstützend können. 79 Prozent der Zuwanderereltern sagen, dass sie selbst nicht ihre Kinder beim Lernen und den Hausaufgaben unterstützen können (Allensbach 2010). Bei der Ausländerbehörde des Landkreises Vulkaneifel sind 324 Personen unter 18 Jahren registriert, im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind es 1050. Damit sind jedoch nicht alle Jugendlichen mit Migrationshintergrund erfasst, denn der weitaus höhere Anteil betrifft die Einwanderer aus Russland, die alle die deutsche Staatsangehörigkeit haben. sn (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

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