Rudolf Becker tritt unerwartet zurück

Speicher · Politische Überraschung in der Südeifel: Rudolf Becker (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher, wird sein Amt vorzeitig niederlegen. Statt 2017 wird Becker schon 2014 in den Ruhestand gehen. Er will, dass sein Nachfolger genügend Zeit hat, sich auf die heiße Phase der Kommunalreform vorzubereiten.

 Bürgermeister Rudolf Becker in seinem Büro. TV-Foto: Archiv/Nina Ebner

Bürgermeister Rudolf Becker in seinem Büro. TV-Foto: Archiv/Nina Ebner

Speicher. "Fünf Kilometer laufe ich in weniger als 26 Minuten", sagte Rudolf Becker (CDU) 2008 im Gespräch mit dem Volksfreund stolz. Auch wenn der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Speicher in diesem Jahr 60 geworden war - reif für die Ruhebank fühlte er sich damals noch lange nicht. Nein, er wollte Bürgermeister bleiben.Kommunal reform

Und die Wähler unterstützten ihn: 2009 wurde er mit 82 Prozent der Stimmen wiedergewählt und könnte daher einfach bis 2017 im Chefsessel des Speicherer Rathauses sitzen bleiben.
Doch das wird er nicht tun. Becker hat am Dienstagabend in einer nichtöffentlichen Sitzung des Hauptausschusses bekannt gegeben, dass er vorzeitig in den Ruhestand gehen wird - und damit für eine große Überraschung gesorgt. Sein Beweggrund: Der Bürgermeister will, dass sein Nachfolger schon zu den Kommunalwahlen 2014 gewählt werden kann. Der oder die Neue soll mehrere Jahre Zeit haben, sich einzuarbeiten, ehe für die VG im Jahr 2019 die heiße Phase der Kommunalreform beginnt.

Die VG Speicher steht inzwischen nämlich nicht mehr auf der Liste jener kleinen Verbandsgemeinden, die 2014 zu einer kommunalen Hochzeit gezwungen werden. Über ihr Schicksal soll ab 2019 in der zweiten Stufe der Reform entschieden werden, wenn auch die Kreisgrenzen zur Debatte stehen. Die Einarbeitungsphase des neuen Bürgermeisters oder der neuen Bürgermeisterin wäre aus Beckers Sicht zu kurz, wenn es erst 2018 losginge.
Inzwischen scheint der passionierte Läufer sich aber auch alt genug für den Ruhestand zu fühlen - obwohl er seiner eigenen Auskunft nach "quietschfidel und munter" ist. 2014 wird er 66. 51 Jahre lang sei er berufstätig gewesen. "Das reicht auch", sagt Becker, der seit 2002 Bürgermeister ist und schon seit 1971 bei der VG-Verwaltung arbeitet.

Auch wenn die Arbeit ihm nach wie vor Spaß mache, sei es nun Zeit, loszulassen. Und so wird der Mann, der Kommunalpolitik vor den letzten Wahlen als Lebenselixier bezeichnet hatte, bald mehr Zeit haben, sich der Familie, der Kirchengemeinde oder dem Sport zu widmen. Das Rennen um Beckers Nachfolge hat nun zwar begonnen. Doch da der Startschuss so überraschend kam, steht für die Parteien noch nicht fest, wer an den Start geht.Meinung

Ein Schritt, der Respekt verdient
Das Klischee von Männern, die bis zur letzten Sekunde an ihrer Macht kleben, funktioniert spätestens seit dem Rücktritt des Papstes nicht mehr. Ein Rücktritt, der nicht als Schwäche gedeutet wurde, sondern ganz im Gegenteil viel Respekt geerntet hat. Auch Rudolf Beckers Entscheidung, sein Bürgermeisteramt überraschend vorzeitig niederzulegen, verdient Respekt. Spricht diese Entscheidung doch dafür, dass für Becker das Wohl der Verbandsgemeinde an erster Stelle steht. In der Tat dürfte es für die VG besser sein, wenn der Nachfolger das Ruder bereits fest in der Hand hat, ehe die stürmische Phase der Kommunalreform beginnt. k.hammermann@volksfreund.de

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