Steigende Wohnungspreise und hoher Ausländeranteil Immer mehr Luxemburger ziehen in die Südeifel — Wie das die grenznahen Dörfer verändert

Echternacherbrück/Irrel/Bollendorf/Ferschweiler · Die Wohnungspreise in den grenznahen Eifeldörfern explodieren. Vor allem Luxemburger und Pendler ziehen in die Südeifel. Wie verändert sich das Dorfleben dadurch?

Das Dorfbild von Echternacherbrück verändert sich. Dort entstehen immer mehr hochpreisige Neubauwohnungen.

Das Dorfbild von Echternacherbrück verändert sich. Dort entstehen immer mehr hochpreisige Neubauwohnungen.

Foto: TV/Nora John

Die Südeifel ist eine der beliebtesten Wohngegenden in der ganzen Region. Echternacherbrück direkt an der luxemburgischen Grenze hat seine Einwohnerzahl von Ende der 90er-Jahre bis heute fast verdoppelt. Eine wichtige Rolle dabei spielen die vielen Pendler und luxemburgischen Staatsbürger, die in den vergangenen Jahren hergezogen sind.

Das belegen die Zahlen des Statistischen Landesamtes. Nur noch jeder dritte Einwohner von Echternacherbrück hat einen deutschen Pass. Je weiter man sich von der Grenze entfernt, desto geringer wird der Ausländeranteil. In Irrel sind schon nur noch ein Viertel der Einwohner Ausländer.

So haben sich die Wohnungspreise in den Eifeldörfern an der luxemburgischen Grenze entwickelt

Am Wohnungsmarkt macht sich die Beliebtheit der grenznahen Dörfer ganz besonders bemerkbar. Vor fünf Jahren konnte man sich eine Wohnung direkt an der luxemburgischen Grenze im Schnitt für unter 2000 Euro pro Quadratmeter kaufen. Heute sind es bis zu 4000 Euro für eine Neubauwohnung in guter Lage.

„Ein entscheidender Faktor für den zu verzeichneten Preisanstieg ist natürlich auch die starke Nachfrage aus Luxemburg“, sagt Andreas Häfner, Leiter der Immobilienabteilung der Volksbank Eifel. Wegen der Nachfrage aus dem Nachbarland sei es für Unternehmer sehr attraktiv, Bauprojekte in den Dörfern entlang der Grenze umzusetzen. Denn obwohl die Preise im Vergleich zu anderen Eifelregionen hoch sind, fänden die Luxemburger eine für sie günstigere Wohnsituation vor. Echternacherbrück und Irrel seien besonders gefragt, sagt der Immobilienexperte. „Sie weisen eine gute Versorgungsinfrastruktur auf und sind dadurch zunehmend attraktiv für diesen Interessentenkreis.“ Deshalb seien die Wohnungen dort auch bei älteren Generationen sehr beliebt.

Dagmar Mehling-Ewen, Bereichsleiterin Immobilien der Kreissparkasse Bitburg-Prüm, merkt aber an: „Eine Veränderung des Marktes hat bereits eingesetzt.“ Aufgrund der gestiegenen Zinsen habe die Nachfrage nach Immobilien nachgelassen. Wegen der Nähe zu Luxemburg seien die Objekte zwar weiterhin gefragt, „die Preise jedoch stagnieren und werden erst mal nicht weiter steigen.“

Wie sich die grenznahen Dörfer in der Südeifel verändern

Die Immobilienexperten bestätigen vor allem eine Entwicklung: Immer mehr Luxemburger und Luxemburgpendler ziehen in die Südeifel, und durch die gestiegene Nachfrage wurden Wohnungen in Grenznähe in den vergangenen Jahren immer teurer. Verändert sich durch die Zuwanderung auch das Dorfleben? Darüber haben wir mit den Bürgermeistern einiger Eifeldörfer gesprochen.

Bollendorfs Ortsbürgermeisterin Silvia Hauer bestätigt die Entwicklung. Über die Hälfte der 800 in Bollendorf lebenden Ausländer seien Luxemburger. „Die meisten kommen aber leider eher zum Schlafen, während sie überwiegend in Luxemburg arbeiten, meist dort auch einkaufen und häufig auch dort in Vereinen aktiv sind.“ Darunter leide das Dorfleben, da sie „nur bedingt bis gar kein Interesse daran zu haben scheinen, sich im Ort, seinen Aktivitäten und seinen Vereinen einzubringen.“ Es gebe aber auch Ausnahmen, betont Hauer. „Einige engagieren sich gerne und sind sehr gut integriert.“

Die Ortsbürgermeisterin bemerkt die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt: „Der Zuzug hat unseren eh schon angespannten Immobilienmarkt deutlich verschärft. So stehen immer weniger Wohnungen, Häuser und Grundstücke zur Verfügung, was die Preise massiv in die Höhe getrieben hat.“ Das führe dazu, dass einige junge Bollendorfer Familien wegziehen oder bereits weggezogen sind, da Wohnraum im Ort für sie nicht mehr bezahlbar sei.

Herbert Theis, Ortsbürgermeister von Irrel, sieht die Situation weniger kritisch. „Das hält unser Dorf lebendig. Ganz besonders, wenn sich die Einwohner in den örtlichen Vereinen engagieren oder zu deren Angeboten und Veranstaltungen kommen.“ Das sei aber keine Frage der Herkunft, sagt er.

Allerdings komme auch Irrel langsam an seine Grenzen, da es im Dorf nur noch wenige freie Bauflächen gäbe. „Wir versuchen, die Entwicklung künftig mehr auf eine kleinteilige Bebauung hin zu steuern, die für junge Familien interessant ist“, nennt Theis einen Lösungsansatz.

Gerhard Krämer, Ortsbürgermeister von Echternacherbrück, erkennt in der Entwicklung der vergangenen Jahre sowohl Vor- als auch Nachteile. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass unser Dorf wächst und so schnell nicht aussterben wird“, sagt er. Als Problem hingegen sieht er, dass sich nicht alle Zugezogenen integrieren wollen. Es gebe zwar auch genug Nicht-Deutsche, die im Vereinsleben mitmachten, es sei aber vor allem der „harte Kern“, der das Dorf lebendig halte.

In Echternacherbrück führe die Entwicklung am Immobilienmarkt zu einer Verschiebung der Altersdemografie, sagt Krämer. „Junge Leute haben nicht die finanziellen Mittel, sich hier eine Wohnung leisten zu können.“ Dadurch steige der Altersschnitt.

Edmund Brück, Erster Beigeordneter in Ferschweiler, kann eine solche Entwicklung in seinem Dorf nicht bestätigen: „Das Vereinsleben funktioniert immer noch super“, sagt er. Es gebe unter den Zugezogenen genügend, die sich gut integrierten. Auch Brück bemerkt viele Luxemburger, die nach Ferschweiler ziehen wollen, weil sie günstigen Wohnraum suchen. „Ein Eifeler lässt sich aber nicht verdrängen“, sagt er. Allerdings könnte auch hier die Verfügbarkeit von Wohnungen zum Problem werden. „Neue Wohnungen sind direkt weg“, bestätigt Brück.

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