Sämtliche Regeln werden ignoriert

Echternacherbrück · Die Anwohner in der Mindener Straße in Echternacherbrück sind stinksauer. Seitdem die benachbarte Bitburger Straße wegen einer umfassenden Sanierung komplett gesperrt ist, fahren viele Autos nun durch die Anliegerstraße. Dass die Umleitung anders ausgeschildert ist, wird vielfach ignoriert. Genau wie die Tempo-30-Zone und die Einbahnstraßenregelung.

Echternacherbrück. In den vergangenen Jahrzehnten wurde bereits einiges privatisiert oder von seiner Monopolstellung befreit. Sei es die Bahn, die Post oder aber die Stromversorgung. Unterläge das Kassieren von Bußgeldern ebenfalls den Gesetzen der freien Wirtschaft, so hätten die Anwohner in der Mindener Straße in Echternacherbrück wenigstens finanziell etwas davon. Denn in ihrer Straße werden derzeit so ziemlich alle Regeln missachtet. Würde man also dort regelmäßig Verstöße mit Bußgeldern ahnden, käme richtig Geld in die Kasse. Doch zuständig sind dafür weiterhin die Ordnungsbehörden. Deshalb bleibt den Anwohnern der Mindener Straße eben nur eines: der Ärger.
"Wir haben schon am oberen Ende ein zusätzliches Schild aufgestellt, aber es hält sich trotzdem keiner dran", sagt Ortsbürgermeister Ralf Schrauf, der selbst in der Straße wohnt. "Denn eigentlich dürften die gar nicht hier durchfahren", erklärt Schrauf. Schließlich ist die Mindener Straße eine Anliegerstraße.
Schneller über Luxemburg


Dass viele Autofahrer trotzdem dort durchfahren, hängt damit zusammen, dass derzeit die örtliche Hauptverkehrsachse, die Bitburger Straße, umfassend erneuert wird und deshalb auch komplett gesperrt ist (siehe Extra). Die Umleitung, die eingerichtet wurde, führt auf der anderen Sauerseite über den luxemburgischen Nachbarort Echternach. "Und der Witz ist", sagt Anwohner Andreas Heinz, "dass es über die luxemburgische Seite eigentlich schneller geht."
Viele Verkehrsteilnehmer sehen das offensichtlich aber anders. Sie fahren durch die Mindener Straße, obwohl sie keine Anlieger sind, und missachten darüber hinaus zum Großteil auch die Geschwindigkeitsbeschränkung. Denn die Anliegerstraße ist eine Tempo-30-Zone. Damit nicht genug: Ein Teil der Autofahrer ist nämlich nicht nur unberechtigt und zu schnell, sondern auch in die falsche Richtung unterwegs. Dass die Mindener Straße im Bereich zwischen Freibad und Anschluss Bitburger Straße eine Einbahnstraße ist, wird einfach ignoriert.
Richtig schlimm sei das vor allem während des Berufsverkehrs, sagt Anwohnerin Anna Bauerfeind-Metzen, die selbst schon morgens und nachmittags Fahrzeuge gezählt und dabei, an nur einem Tag, mehrere hundert Verkehrsmissachtungen notiert habe. Darunter auch zahlreiche Verstöße gegen die Einbahnstraßenregelung.
Auch die Polizei kennt das Problem und hat schon mehrfach vor Ort kontrolliert. "Wir haben es zuerst noch mit Ermahnungen versucht", sagt Otmar Kaufmann von der Polizeiinspektion Bitburg. Doch das habe wenig gebracht. "Als wir ein paar Tage später wieder kontrolliert haben, waren zum Teil die Gleichen dabei", erklärt der Polizist. "Und dann haben wir natürlich zur Kasse gebeten." Aber es sei nicht möglich, dort dauerhaft zu kontrollieren. Das hinnehmen müssten die Anwohner allerdings nicht, sagt Kaufmann. Es sei erlaubt, die Fahrzeuge zu fotografieren und die Bilder an die Polizei weiterzuleiten, damit diese dann die Fahrzeughalter ermitteln und in der Angelegenheit vorgehen könne, erklärt er. Zudem werde die Polizei auch weiterhin kontrollieren. "Wir bleiben an der Sache dran", versichert der Polizist.
Das hoffen auch die Anwohner der Mindener Straße. Denn mit dem Ende der Sommerferien nehme auch der Berufsverkehr wieder zu, sagt Ortsbürgermeister Schrauf. "Und dann wird es noch schlimmer." Wenn er die Möglichkeit hätte, würde er selbst kontrollieren, meint Schrauf. "Ich bin ja schließlich auch Polizist", sagt er. "Allerdings arbeite ich bei der Kripo in Trier", fügt er hinzu, "und deshalb habe ich leider keinen Verwarnungsblock."Extra

Rund 1,5 Millionen Euro werden in die Echternacherbrücker Ortsdurchfahrt (Bitburger Straße) investiert. Neben einer kompletten Sanierung der Straße werden auch die Kanäle und Wasserleitungen erneuert. Während der Arbeiten, die voraussichtlich bis Mitte 2015 dauern, ist die Bitburger Straße komplett gesperrt. Eine Umleitung für Autos ist über die Grenzbrücke der Bundesstraße 257 und Echternach (Luxemburg) und die alte Grenzbrücke bis nach Echternacherbrück und umgekehrt ausgeschildert. Der Schwerverkehr über 7,5 Tonnen wird großräumig über die Grenzbrücke der B 257 und weiter auf der Luxemburger Seite bis nach Bollendorf und umgekehrt umgeleitet. Für Lastwagen, die aus Richtung der B 51 kommen und Richtung Diekirch (Luxemburg) fahren, empfiehlt der Landesbetrieb Mobilität, über die B50 und Vianden (Luxemburg) zu fahren. uhe

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