Safran-Hähnchen statt Knödel

Messerich/Wißmannsdorf · Silvester und Weihnachten wie jedes Jahr ausschließlich im engsten Kreis der Familie zu feiern, ist nicht jedermanns Sache: Deshalb haben sich einige Eifeler über die Feiertage wieder Gäste aus dem Orient, China, Indien oder den USA nach Hause eingeladen.

 Die iranische Studentin Negar Aghanourian (rechts) verbringt Weihnachten und Silvester bei einer deutschen Gastfamilie mit Gastvater Gerd Göbel und Gastmutter Irene Göbel in Messerich. TV-Foto: Christian moeris

Die iranische Studentin Negar Aghanourian (rechts) verbringt Weihnachten und Silvester bei einer deutschen Gastfamilie mit Gastvater Gerd Göbel und Gastmutter Irene Göbel in Messerich. TV-Foto: Christian moeris

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 Jede Menge los: Bei der Christmas-Party mit mehr als 40 Gästen aus sieben Länder geht es bunt und lustig zu. Freunde und Bekannte aus China, Indien, Kamerun und Südkorea reisen dafür extra mit dem Flieger an. Fotos (2): privat

Jede Menge los: Bei der Christmas-Party mit mehr als 40 Gästen aus sieben Länder geht es bunt und lustig zu. Freunde und Bekannte aus China, Indien, Kamerun und Südkorea reisen dafür extra mit dem Flieger an. Fotos (2): privat

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Safran-Hähnchen statt Knödel
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Messerich/Wißmannsdorf. Nicht Weihnachtsgans mit Knödeln und Rotkohl, sondern Safran-Hähnchen mit Beeren und Reis: So orientalisch speiste Familie Göbel aus Messerich (Verbandsgemeinde Bitburger Land) am ersten Weihnachtstag.
Denn die Eifeler haben über die Feiertage nicht nur Tochter und Sohn zu Gast, sondern auch die Iranerin Negar Aghanourian. Die 26-jährige Studentin aus Teheran feiert heute bei der Familie Göbel auch noch den Jahreswechsel. Am ersten Weihnachtstag schwang sie in Messerich gleich den Kochlöffel und zauberte den Göbels ein orientalisches Menü auf den Tisch. "Sie stand den ganzen Tag in der Küche. Denn iranische Speisen sind sehr zeitaufwendig und lecker", sagt Gastmama Irene Göbel (59).
"Die Eifel ist grün. Man hat schöne Aussichtspunkte - und zum Glück gibt es Heizungen", sagt die Iranerin, die an der Universität in Stuttgart Elektrotechnik studiert.
"Über die Feiertage sind alle deutschen Kommilitonen und Freunde bei ihren Familien, und ich würde alleine im Studentenwohnheim sitzen", erzählt die Iranerin. Deshalb habe sie sich beim Verein "Experiment" nach einer Gastfamilie umgeschaut und ist so bei Familie Göbel in Messerich gelandet. Für die Studenten ist das Austauschprogramm kostenlos, denn die Gastfamilien bieten freie Kost und Logis. "Man hat dabei wirklich das Gefühl, etwas Gutes zu tun", erklärt Gastvater Gerd Göbel. "Durch die Freude, die man dabei hat, wird das eigene Engagement aber mehr als zurückgezahlt."
Trotz der kulturellen Unterschiede zwischen Gastfamilie und der Studentin aus dem islamischen Kulturkreis verlaufen die Feiertage bei den Göbels in Messerich seltsam unaufgeregt: "Irene ist wie meine Mama", sagt Negar, die seit dem Herbst 2015 in Stuttgart studiert und ein beinahe akzentfreies Hochdeutsch spricht. "Ich bin keine religiöse Person. Zwischen den Menschen, ob aus dem Iran oder Deutschland, gibt es meiner Meinung nach keine großen Unterschiede."
Noch internationaler geht es seit Jahren Weihnachten in Wißmannsdorf-Hermesdorf (VG Bitburger Land) zu. Dort schmeißt die 34-jährige Eifelerin Karin Jung, die als Betreuerin minderjähriger Flüchtlinge arbeitet, jedes Jahr an Heiligabend ihre Christmas-Party mit mehr als 40 Gästen aus sieben Ländern. Freunde und Bekannte aus China, Indien, Kamerun und Südkorea reisen dafür extra mit dem Flieger an.
Dazu kommen syrische Flüchtlinge, die in der Eifel leben, ebenso wie Soldaten von der US-Airbase Spangdahlem, "die sonst ebenfalls Weihnachten alleine in der Bude hocken würden", erklärt Jung.
"Es ist doch die urchristliche Idee, für jeden, der alleine ist, sein Haus zu öffnen."
Aber auch viele ihrer deutschen Freunde feiern mittlerweile lieber in der internationalen Gemeinschaft als zu Hause bei ihren Familien. Jung: "Für meine deutschen Gäste ist die internationale Feier eine willkommene Ausrede. Viele sagen, zu Hause sei die Feier spröde, gezwungen und weniger herzlich."

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