Sagenhaft und ziemlich hoch: Der Ernstberg

Hinterweiler · Unter dem Namen Ernstberg kennt ihn jeder. Auf Karten und in der Literatur älteren Datums wird er auch manchmal Erresberg genannt. Nach der Hohen Acht ist er der zweithöchste Berg der Eifel. Seine 699 Meter zu erwandern lohnt sich, denn er ist sehenswert und sagenumwoben.

Hinterweiler. Von den mächtigen Vulkankegeln, die wie ein schützender Wall die Kreisstadt Daun mit ihren Vororten umgeben, ist der Ernstberg wohl der beeindruckendste. Zur Gemarkung Hinterweiler gehörend, dicht bei Kirchweiler und Waldkönigen gelegen, besteht sein Gipfel aus Schweißschlacken eines Vulkans, der bereits vor rund zwei Millionen Jahren aktiv war. Deutlich erkennbar ist sein nach Osten offener Kraterwall, aus dem die Basaltmassen ausgeflossen sind.
DORF GESCHICHTE(N)


Mächtige Lavafelsen bedecken seinen Gipfel. Die Kuppe des Ernstberges ist vollkommen umwaldet. Nur an wenigen Stellen kann man weit ins Land hinausschauen. Besonders an der Martinswand, einem steil abfallenden Hang, belohnen herrliche Blicke jeden Besucher, der sich dem etwas steileren Aufstieg unterzieht. "Bei Schulausflügen hat unser Lehrer uns dort immer die Hufabdrücke des Pferdes gezeigt, mit dem Sankt Martin diese Wand hinunter gesprungen ist", erinnert sich eine Eifelerin. An einigen Stellen des Buchenwaldes wuchert das Silberblatt, auch Mondviole genannt. Es ist eine selten zu findende Pflanze. Ihre Blüten sind lila oder weiß und duften stark. Die reifen Früchte werfen ihre Fruchtklappen ab, zurück bleibt eine auffällige Scheidewand. Sie glänzt und verleiht dem Wald dann eine eigenartige silbrige Stimmung.
Wesentlich auffallender sind mehrere Höhlen unterhalb des Gipfels. Sie sind durch Steinentnahme und Mühlsteinbrüche entstanden. Vom frühen Mittelalter an bis in die 1930er Jahre wurden aus dem Ernstberg Mühlsteine gebrochen. "Zahlreiche Steinbrucharbeiter aus vielen Nachbardörfern, sogar aus dem Mayener Raum, haben dort gearbeitet und Geld verdient", weiß Gerd Mertes. "Der Ernstberger Basalt war ein guter Stein. Wegen seiner großen Härte und Festigkeit nutzte er sich nur geringfügig ab." Die Zeit der Eifler Mühlsteingewinnung ist zu Ende. All die vielen kleinen Mühlen gibt es nicht mehr, sie sind Opfer des "Mühlensterbens" nach dem letzten Krieg geworden.
Einige Höhleneingänge sind aus Sicherheitsgründen versperrt, denn ihre Gänge führen Hunderte Meter tief in den Leib des Berges. An zahlreichen Stellen sind bereits Deckenteile eingestürzt. Die größte Höhle mit allen Nebengängen soll 200 Meter lang gewesen sein.
Der Ernstberg bot auch Anlass für mehrere Sagen. Da ist die Rede von einem Schloss, in dem eine wunderschöne Frau ihrer Erlösung harrt, und auch von Zwergen, die Schätze in ihrem unterirdischen Höhlenreich hüten.
Am bekanntesten ist jedoch die Sage von "Klein Theis\'chen". Dieser kleine Mann war ebenfalls ein Mühlsteinbrecher. Eines Tages betrat er den Höhleneingang, auf der Suche nach dem sagenumwobenen Gang, der zum Nerother Kopf führen sollte. Er war noch nicht tief im Berg, da brach ein Stollengang ein. Alle Leute aus den Nachbardörfern kamen, um ihn auszugraben. Immer wieder riefen sie: "Klein-Theis\'chen, lebst du noch?" Und er rief zurück: "Ja, ich lebe noch!" Mit Mühe und großer Eile versuchten die Retter, den kleinen Theis auszugraben. Doch immer wieder rutschten Fels und Geröll nach. Die Tage verstrichen. Am siebten Tag riefen die Leute erneut: "Klein-Theis\'chen, lebst du noch?" Aber da bekamen sie keine Antwort mehr. Ein Schild an einer Höhle mit der Aufschrift "Klein Theis\'chens Loch" verrät noch immer den Eingang zu jenem Unglücksstollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort