Saisonbeginn mit Handicap

Bitburg/Wißmannsdorf · Die Golf-Resort KG, die die 18-Loch-Anlage in Wißmannsdorf betreibt, hat beim Amtsgericht Bitburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Der Trie rer Anwalt Thomas Schmidt wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er hegt keine Zweifel, dass der Betrieb auf der Anlage auch in Zukunft läuft.

Bitburg/Wißmannsdorf. Der Trierer Anwalt Thomas Schmidt wurde vom Amtsgericht Bitburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Schmidt, der auch Sanierer des Nürburgrings ist, betont: "Dem Saisonbeginn steht nichts entgegen. Der Spielbetrieb ist gesichert." Auch die Arbeitsplätze der zehn Mitarbeiter, die auf der 18-Loch-Anlage beschäftigt sind, seien sicher. Eigentlich alles in bester Ordnung - zumindest für die mehr als 700 Mitglieder des Bitburger Golfclubs, die sich nun nach langem Winter auf den Saisonbeginn freuen. Ein Saisonbeginn, bei dem hinter den Kulissen an einem Neustart der Gesellschaft gefeilt wird, die den Platz betreibt.
Ein Mann, der fehlt


Die Golf-Resort Bitburger Land Dr. Ebertz KG steht nach dem Tod von Herbert Ebertz (siehe Extra) vor einer Herausforderung, da Ebertz der einzig voll haftende Gesellschafter war. Rechtlich bedeutet das: "Da es eine KG ohne Komplementär nicht geben kann, befindet sich eine solche Gesellschaft dann per se in Auflösung", erklärt Schmidt. Grundsätzlich gibt es verschiedene Wege, mit einer solchen Situation, die laut Schmidt häufiger vorkommt, umzugehen: Die KG wird in eine offene Handelsgesellschaft (OHG) umgewandelt. Das würde bedeuten, dass die bisher nur eingeschränkt haftenden Gesellschafter - unter ihnen neben Privatleuten und Unternehmen auch die Ortsgemeinde Wißmannsdorf und die Verbandsgemeinde Bitburg-Land - voll haften müssten. Die zweite Option wäre, die KG zu liquidieren, also aufzulösen. Das wollen die Gesellschafter, ähnlich wie die volle Haftung, vermeiden.
"Wir tragen Verantwortung für die Anlage, die zehn Mitarbeiter und betrachten es auch als unsere Verpflichtung gegenüber Herbert Ebertz, sein Lebenswerk in unserer Heimat weiterzuführen", sagt Hans Joachim Kurth, einer der 65 Kommanditisten. Bitburg-Lands Bürgermeister Josef Junk: "Diese Anlage ist für das Bitburger Land sehr bedeutend, ein Publikumsmagnet, der weit über die Grenzen der Region hinaus Gäste in die Eifel zieht." Solidarisch haben die Gesellschafter beschlossen, mit Hilfe eines Insolvenzverwalters die Gesellschaft wieder handlungsfähig zu machen.
"Das ist ein kluger Schritt, das Instrumentarium des Insolvenzrechts zu nutzen, die Gesellschaft neu zu ordnen und für die Zukunft auf ein sicheres Fundament zu stellen", sagt Schmidt. Schließlich sei es ja Ziel eines Insolvenzverfahrens, ein Unternehmen, wenn möglich, zu sanieren. Davon, dass es eine Zukunft für den Platz in Wißmannsdorf gibt, ist der Anwalt überzeugt.
Ein möglicher Weg wäre beispielsweise, eine GmbH zu gründen, die die Aufgabe des verstorbenen Komplementärs übernimmt, was im Ergebnis dann zu einer GmbH & Co. KG führen würde. "Um konkret eine Aussage zu machen, wie die Gesellschaft im Ergebnis aussehen wird, ist es noch zu früh", sagt Schmidt und ergänzt: "Ich bin aber zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden."
Ein Platz, der zu den besten zählt



Schmidt erstellt in den kommenden vier bis acht Wochen ein Gutachten, auf dessen Basis das Amtsgericht entscheidet, ob ein Antragsgrund für ein Insolvenzverfahren vorliegt. Die Anlage in Wißmannsdorf zählt nach einer Studie des Golfmagazins zu den zehn schönsten Golfplätzen in Deutschland. Schmidt: "Die Sorge, dass diese Anlage schließen müsste, sehe ich ganz und gar nicht. Das ist ein sehr gepflegter Platz mit einem gut laufenden Sportbetrieb."Extra

Eine Kommanditgesellschaft (KG) ist eine Personengesellschaft, in der sich mindestens zwei Gesellschafter zusammengetan haben, um eine Firma zu betreiben. Mindestens einer von ihnen, der Komplementär, haftet uneingeschränkt mit seinem Privatvermögen für die Verbindlichkeiten der KG. Die übrigen Gesellschafter, die Kommanditisten, haften je nach Höhe ihrer Einlage beschränkt. In der Golf-Resort Bitburger Land Dr. Ebertz KG war Herbert Ebertz Komplementär. Die Gesellschaft zählt 65 Kommanditisten. Das Handelsrecht sieht vor, dass eine KG, deren einziger Komplementär ausscheidet, eine KG in Auflösung ist. schoExtra

Der Kölner Unternehmer Herbert Ebertz, promovierter Volkswirt, hat sich vor allem durch den Aufbau und Ausbau der Dorint-Hotelgruppe einen Namen gemacht. 1995, damals zählte die Dorint-Gruppe knapp 50 Hotels, wurde Ebertz mit der Auszeichnung "Hotelier des Jahres" geehrt. Ebertz war auch Initiator der Idee, in Nachbarschaft des Dorint-Hotels am Stausee in Biersdorf einen Golfplatz anzulegen - und fand für diese Idee viele Mitstreiter. 1994 wurde die 18-Loch-Anlage samt Clubhaus für damals zwölf Millionen D-Mark gebaut; Einweihung 1995. Ebertz, der die Eifel mochte und dort ein Ferienhaus bauen wollte, war 1977 auch Initiator des Ferienparks Daun. 2007 zog sich der Unternehmer aus dem aktiven Geschäft seiner Immobiliengesellschaft zurück. Ebertz ist am 6. Februar im Alter von 73 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. scho

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