Sammeln nach Vorschrift

BITBURG/PRÜM. Sie treffen sich an einem Samstag im Jahr und sammeln gemeinsam den weggeworfenen Müll der Gesellschaft ein. Auch bei der 21. Auflage der Aktion "Saubere Landschaft", die am heutigen Samstag in vielen Dörfern im Kreis stattfindet, werden wieder Hunderte ehrenamtliche Helfer mitmachen. Doch eine neue Müll-Verordnung der Kreisverwaltung sorgt für Unmut.

Es war schon alles vorbereitet. Johannes Junk, Ortsbürgermeister von Meckel, hatte große Pläne für den Aktionstag "Saubere Landschaft". Gemeinsam mit freiwilligen Helfern und der engagierten Jugendfeuerwehr wollte er Blaumann und Arbeitshandschuhe anziehen und den Ort vom Müll befreien. Gut für das Ortsbild und nicht zuletzt für das Gemeinschaftsgefühl. Doch Junk hat die Aktion abgeblasen. Nicht weil er den Dreck-weg-Tag schlecht findet. Im Gegenteil. Ein Schreiben der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm, die den teilnehmenden Ortsgemeinden kostenlos einen Müllcontainer zur Verfügung stellt, hat ihn zu sehr verärgert. Die Verwaltung weist die Gemeinden darauf hin, dass es nicht nur darum gehe, den Müll einzusammeln, sondern ihn auch richtig zu trennen. In dem Brief heißt es, dass man die Teilnehmer "nochmals unmissverständlich auf ihre neuen Pflichten hinweisen" möchte. In fünf Punkten listet der Regiebetrieb Abfallwirtschaft genau auf, was die fleißigen Müllsammler alles dürfen und was nicht. Beispielsweise müssen verwertbare Abfälle wie Holz, Metall, Reifen und Elektrogeräte getrennt vom übrigen Müll eingesammelt werden. Der verwertbare Abfall muss dann gesondert - das heißt ohne Container - entweder zur Deponie nach Plütscheid oder zur Direktannahmestelle bei der Firma Remondis in Bitburg gebracht werden. Im Verwaltungsdeutsch geht es weiter: "Sollte sich herausstellen, dass dennoch Verwertungsabfälle beinhaltet sind, wird der Container nicht abgefahren und die Gemeinde verpflichtet nachzusortieren. Fallen falsch sortierte Abfälle erst in Bitburg auf, wird auf Kosten der Gemeinde nachsortiert." Zudem werden in dem Schreiben Kontrollen angekündigt. "Ich sehe das nicht ein. Ich bin froh, dass wir überhaupt ehrenamtliche Helfer haben", sagt Meckels Ortsbürgermeister. Seine Konsequenz: "Da machen wir nicht mit." An dem Aktionstag wird Meckel in diesem Jahr zwar nicht teilnehmen, doch ein Dorfverschönerungsprojekt wird es dennoch geben. "Die Auflage, die die Kreisverwaltung macht, sind nicht in Ordnung, aber die Aktion als solche ist gut", sagt Junk. Daher wird er mit der Jugendfeuerwehr und zusätzlichen Helfern demnächst Hecken schneiden und den Platz um das Gemeindehaus auf Vordermann bringen. Ähnlich sieht es in Nattenheim aus. Auch dort wurde die Aktion "Saubere Landschaft" abgesagt. "Durch die neuen Auflagen der Kreisverwaltung haben wir große Probleme auf uns zukommen sehen und uns daher dagegen entschieden", erklärt Ortsbürgermeister Peter Billen. Wenn der Container im Dorf stehe, könne er nicht ausschließen, dass Bürger beispielsweise während der Nacht Sachen in den Container werfen, die da nicht hineingehören. Gemeinden fürchten zusätzliche Kosten

Gemäß der neuen Regeln müsste die Gemeinde im Zweifelsfall die Kosten für die Entsorgung tragen. "Das ist uns zu riskant. Aus diesem Grund wollen wir dieses Jahr aussetzen und abwarten, welche Erfahrungen die anderen Gemeinden mit den neuen Auflagen sammeln", erklärt Billen seine Beweggründe. Junks Ärger und Billens Skepsis kann auch Leo Maus, Ortsbürgermeister von Hüttingen/Kyll, nachvollziehen. Ein Abblasen der Aktion kam für ihn jedoch nicht in Frage. Dafür hält er diesen Umwelttag für zu wichtig. Daher hat Maus mit der Kreisverwaltung eine andere Lösung gefunden. In den vergangenen Jahren haben Hüttingen und Gondorf gemeinsam den Müll in einen 20 Kubikmeter Container entsorgt. Aufgrund der neuen Vorschriften werden in diesem Jahr zwei Container à zehn Kubikmeter in Hüttingen aufgestellt. In den einen wandern Reifen, Elektroschrott & Co., in den anderen der restliche Müll. "Mit dieser Lösung bin ich vorerst zufrieden, aber für nächstes Jahr muss man mit der Kreisverwaltung eine vernünftige Lösung suchen. Sonst laufen uns noch die ehrenamtlichen Helfer weg, denn ohne die läuft gar nichts", weiß Maus. Der TV veröffentlicht gerne möglichst aktuell eingereichte Fotos (1600 Pixel) und kurze Texte zu den Sammel-Aktionen und bittet darum, Fotos und Texte an folgende Adresse zu mailen: eifel@volksfreund.de.

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