Sanierungsfall mit Chancen

GONDORF. Dank einer 4,7-Millionen-Euro-Garantie des Bundesverbands der Genossenschaftsbanken kann die Raiffeisenbank östliche Südeifel auf Sanierungskurs gehen. Im Zuge der Sparmaßnahmen werden bis Ende März 2004 Geschäftsstellen in Auw und Erdorf geschlossen.

Es ging ums Ganze bei der Raiffeisenbank östliche Südeifel (Rös): Mit 78 Ja-Stimmen, bei 38-Nein-Stimmen, votierten die Mitglieder-Vertreter der Rös in geheimer Abstimmung für einen Vertrag mit dem Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Dieser Vertrag beinhaltet Garantien über 4,7 Millionen Euro für die Bank, die mittels Besserungsschein in den kommenden fünf Jahren wieder eingelöst werden sollen (der TV berichtete). Der Vertrag billigt dem BVR Rechte zu - beispielsweise eine Unterrichtungspflicht. Der BVR kann aber auch Vorstand und Aufsichtsrat auffordern, eine Fusion mit einer anderen Bank zu prüfen. Hätten die Vertreter nicht zugestimmt, hätte die Bankenaufsicht die Rös binnen weniger Tage geschlossen. Wie sehr die Probleme der eigenen Bank die Vertreter interessierten, wurde schon daran deutlich, dass 120 der insgesamt 169 Vertreter nach Gondorf gekommen waren. Und alle wollten nur das eine wissen: Wie kann eine gesunde Bank innerhalb weniger Monate zum Sanierungsfall werden? Die Antwort lieferte Vorstand Holger Klein: "Das Bankgewerbe sichert Kredite an Kunden überwiegend durch Immobilien." Und die haben durch die wirtschaftliche Situation an Wert verloren, da sie sich derzeit nur schwer an den Mann bringen lassen.Immobilien: Problem und Chance

Dies ist für die Rös Problem und Chance zugleich. Erholt sich der Markt, werden die Immobilien wieder mehr wert und die BVR-Garantien sind nicht mehr nötig. "Nach einer Erholung der wirtschaftlichen Lage werden die Werte der Vergangenheit wieder erzielbar sein. Natürlich kann dies zwei bis drei Jahre dauern", sagte Klein. Dass die Probleme aus der Bewertung von Immobilien herrühren, verdeutlichte auch Vorstand Edwin Jacobs. "Das Betriebsergebnis vor Bewertung, also vor der Risikovorsorge im Kreditgeschäft und sonstigen Wertkorrekturen, hat sich 2002 um fast 400 000 Euro auf rund 1,8 Millionen Euro verbessert", sagte er. Auch im Kredit- und Verbundgeschäft legte die Rös zu. Am Ende aber muss aufgrund der Wertberichtigungen die Rücklage der Bank herangezogen werden, um 98 000 Euro als Dividende an die Mitglieder ausschütten zu können. Die Diskussion war geprägt von Bestürzung über das "katastrophale Ergebnis", wie es mehrere Redner ausdrückten. Auch der Vertrag mit dem BVR wurde kritisch hinterfragt. Guido Walscheid wollte wissen, was passiert, wenn man dem Vertrag nicht zustimmt. "Dann hat die Bank keine Spielräume mehr", erklärte Jacobs, da die Rös sonst selbst für die Wertberichtungen gerade stehen müsse, was wiederum die Rücklagen auf einen kleinen Rest zusammenschmelzen lasse. Und dies bedeute, dass die Bank fast keine Kredite mehr vergeben könnte.Ex-Vorstand Günther Klein wird persönlich

Für Vertreter Rüdiger Buschmann marschiert die Rös geradewegs in eine Fusion. Die Bank habe keine Handlungsfreiheit mehr. "Die Bank darf in Zukunft nur noch neues Geschäftspapier eigenständig bestellen", sagte er. Und obwohl Aufsichtsratsvorsitzender Ludwig Kreutz inständig darum gebeten hatte, keine persönlichen Angriffe vorzutragen, nutzte der ehemalige Vorstand, Günther Klein, die Gelegenheit, dem neuen Vorstand Edwin Jacobs fehlenden Willen zur Zusammenarbeit vorzuhalten. Dieser Aussage widersprachen Jacobs und Holger Klein jedoch entschieden. Und auch die Vertreter äußerten Unmut über die Anschuldigungen. Mit der angekündigten Schließung der Geschäftsstellen in Auw und Erdorf - insgesamt hat die Rös derzeit 14 Geschäftsstellen und eine fahrbare Zweigstelle - beschäftigten sich vor allem die Vertreter aus den betroffenen Orten. So monierte ein Vertreter aus Erdorf, dass von den alten Vorständen versprochen worden sei, die Vertreter zu befragen, ehe Geschäftsstellen geschlossen werden. Der Wunsch nach Mitbestimmung zeigte sich auch, als es um die Verkleinerung des Aufsichtsrats ging. Die Mitglieder-Vertreter setzten durch, dass das Kontrollgremium künftig nicht aus sechs, sondern aus neun Mitgliedern besteht. Zudem sollen im Aufsichtsrat die Regionen des Geschäftsgebiets vertreten sein. Neben dem wiedergewählten Hans-Josef Jakoby, verstärken Ralf Karst (Zemmer), Leo Comes (Spangdahlem), Heinz Schoel (Bitburg) und Rüdiger Buschmann (Welschbillig) das Gremium.

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