Sattes Bunt auf Mager-Wiesen

SCHÖNECKEN. Kein Käse, aber viel seltene Flora und Fauna: In der "Schönecker Schweiz" führen neue Wanderwege durch blühende Sommerlandschaften – ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit der Landes-Stiftung "Natur und Umwelt".

"Wir haben es so schön hier in der Eifel", schwärmt der Schönecker Ortsbürgermeister Paul Ludwig beim TV-Ortstermin im Grünen. "Aber wir zeigen es nicht deutlich genug." Rund um den Burgflecken soll sich das ändern: Zusammen mit der Stiftung "Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz" hat die Gemeinde in der "Schönecker Schweiz" seit 2003 kräftig entbuscht und aufgeräumt, um den gerade auf Trocken- und Kalk-Magerrasen gedeihenden seltenen Pflanzen eine Überlebenschance zu bieten. Schafe halten Büsche kurz

Die Flächen werden zudem vom Hunsrücker Schäfer Robert Gellweiler den ganzen Sommer lang mit 500 Tieren beweidet, damit unerwünschte Großgewächse keine Gelegenheit mehr erhalten, sich dort erneut breit zu machen. "Es ist ja nicht nur, dass man die Flächen anlegt", sagt Paul Ludwig. "Die müssen auch offen gehalten werden, sonst nützt das Ganze ja nichts." Um die bunten Wiesen auch für Besucher zugänglich zu machen, sind mittlerweile außerdem rund acht Kilometer neue Wanderwege eingerichtet worden. Sechs Info-Tafeln erklären dem Spaziergänger, was er in der Eifel-Schweiz zu sehen bekommt. "Ein herrlicher Wanderweg" sei so entstanden, auf dem jetzt auch Führungen angeboten werden sollen, sagt Paul Ludwig: "Damit jeder sehen kann, welches Leben sich im Gras verbirgt." Und was verbirgt sich da? Zum Beispiel seltene Schmetterlinge, Heuschrecken, Wildbienen oder Hummeln. Für den Uhu - auch in Schönecken zu Hause - sind die Flächen ein bevorzugtes Jagdrevier. Am Boden wachsen viele Klee- und Orchideenarten, Enzian oder Wiesen-Salbei. Das Projekt "Wiederherstellung und Erhalt von Trockenrasen in Rheinland-Pfalz" läuft noch bis 2006. Eines der landesweit vier betreuten Gebiete liegt in Schönecken. Ein weiteres befindet sich ebenfalls in der Eifel, bei Gönnersdorf im Oberen Kylltal. 1,1 Millionen Euro werden dafür insgesamt ausgegeben, 70 Prozent übernimmt die EU (Projekt "Life-Natur"), den Rest das Land. Bislang sind, wie Moritz Schmitt von der Landesstiftung berichtet, in der Schönecker Schweiz 13,8 Hektar Fläche von Bäumen und Buschwerk befreit worden. "Zusätzlich wird diesen Herbst eine Fläche von etwa zwei Hektar am Rattenberg gerodet. Hierbei handelt es sich um einen aufgeforsteten, wertvollen und orchideenreichen Trockenrasen mit Wacholder", sagt der Biologe. Auch Teile des ehemaligen Steinbruchs werden noch freigestellt. Insgesamt sind in Schönecken 20 Hektar Fläche in die Maßnahme eingebunden. Der Rundweg durch die SCHÖNECKER SCHWEIZ beginnt am gleichnamigen Parkplatz (Ortseingang links, wenn man aus Richtung Prüm kommt). Er führt unter anderem auch über die Burg. Gesamtlänge: acht Kilometer, kürzere Routen sind ebenfalls möglich. Entlang der Strecke sind Tafeln aufgestellt, die über alles Wissenswerte informieren.KALKMAGER- oder TROCKENRASEN findet man über wasserdurchlässigem Kalkgestein. Ihr Mangel an Nährstoffen und Wasser schafft - bei gleichzeitig großen Temperaturschwankungen - ein extremes Mikroklima, in dem eine speziell angepasste, artenreiche Pflanzengemeinschaft entstehen kann. Allerdings ist diese Flora nicht sehr konkurrenzstark, sie wird von Büschen und Gräsern überdeckt. Daher werden die ausgewählten Flächen von diesem Bewuchs befreit.

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