Schieber offen, Gülle draußen

Üttfeld-Binscheid · Aus einem Sammelbehälter eines landwirtschaftlichen Betriebs in Üttfeld-Binscheid sind vor einigen Tagen mehrere Kubikmeter Gülle ausgetreten und über die Straße gelaufen. Nach Angaben der Behörden und der Betreiber konnte man den Schaden in Grenzen halten.

 Der Strom aus Exkrement und Wasser auf der Straße. Foto: privat

Der Strom aus Exkrement und Wasser auf der Straße. Foto: privat

Foto: (e_pruem )

Üttfeld-Binscheid. Gülle auf der Straße: Bürger aus Üttfeld haben den TV darauf hingewiesen, dass Ende voriger Woche in der Biogasanlage der Eul-Müller GbR Gülle ausgetreten und über die Straße hinab in Richtung Mannertal geflossen sei. Ein Foto zeigt, wie breit der dünnflüssige Strom war.
Etwa "zwei bis drei Kubikmeter", sagt Franz Eul, der seit gut einem Jahr mit seinem Kollegen Herbert Müller die Biogasanlage im Üttfelder Ortsteil Binscheid betreibt, seien ausgetreten. Weniger als von manchen befürchtet. "Das sah schlimmer aus, als es war." Herbert Müller weist außerdem darauf hin, dass die Flüssigkeit nicht aus der Anlage selbst geflossen sei, sondern aus dem zehn Jahre alten Gülle-Entnahmebehälter, "wie ihn jeder landwirtschaftliche Betrieb hat". Der Behälter sei praktisch die letzte Station, bevor die Gülle auf die Felder gefahren werde. Es habe sich daher nicht um einen technischen Schaden an der Anlage gehandelt.
Im Dorf, wo sich viele - und auch der Ortsgemeinderat in einem einstimmigen Beschluss - gegen die Errichtung der Anlage ausgesprochen hatten - wird unterdessen der Vorwurf geäußert, man habe den Vorfall "unterm Deckel" halten wollen.
Das aber ist nach Angaben der Behörden nicht richtig: Alle seien informiert worden, sagt Klaus Theis von der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld, der selbst an Ort und Stelle war - ebenso wie Vertreter der VG-Werke, der Kreisverwaltung und der Straßenmeisterei. Es sei sofort eine Sperre im Mannerbach errichtet und verunreinigtes Wasser abgepumpt worden. Auch die Straße sei von den Landwirten gereinigt worden - vor allem das dabei benutzte Wasser, sagt Herbert Müller, sei in den Bach geraten. Kurz: "Die haben das Menschenmögliche gemacht", sagt Theis. "Der Vorwurf stimmt nicht." Auch die Kreisverwaltung bestätigt den Bauern korrektes Handeln: "Die Kanäle wurden gespült, das belastete Wasser wurde, so gut es ging, aufgefangen und auf Felder aufgebracht, Heuballen wurden zur Rückhaltung im Mannerbach eingesetzt", sagt Pressesprecher Ansgar Dondelinger. In Bitburg schätzt man, dass fünf bis zehn Kubikmeter ausgetreten seien.
Wie aber kam es zum Vorfall? Ein Schieber, der den Behälter verschließt und nur geöffnet wird, wenn Gülle geladen wird, habe offen gestanden, sagt Eul. Warum - das könne niemand sagen. Die Anlage werde täglich kontrolliert, ein technischer Fehler liege nicht vor. Ob jemand den Schieber absichtlich geöffnet hat - darüber will er nicht mutmaßen. Allerdings ziehen die Betreiber nach Absprache mit den Behörden nun eine Konsequenz: Alle Gerätschaften sollen mit Schlössern versehen werden, damit so etwas nicht noch einmal geschehen kann.
Die Anlage verarbeitet tierische Reststoffe und Futterreste, die auf den Höfen anfallen: Die Stoffe werden vergoren, das Methan entzogen, danach kann das Gemisch als Dünger verwendet werden. Das Methan wird umgewandelt und zur Stromerzeugung verwendet. Stundenleistung: 75 Kilowatt. fpl
Extra

Tierische Abfälle sind ein guter Dünger: Kot und Harn enthalten etliche Stoffe, die das Pflanzenwachstum fördern. Aber auch stickstoffhaltiges Nitrat: Wird davon mehr aufgetragen, als die Pflanzen verarbeiten können, gelangt es ins Grundwasser, in Bäche und Flüsse. Das fördert unter anderem das Wachstum von Algen, die den dort lebenden Tieren den Sauerstoff entziehen. fpl

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