Theater 100 Jahre Tell-Spiele in Malberg: Warum die Aufführungen damals ein Politikum waren

Malberg · Vor 100 Jahren wurden in Malberg die Tell-Spiele aufgeführt – Anlass für eine Ausstellung, die am Sonntag im Schloss Malberg eröffnet wurde. Im Juli gibt es eine Neuauflage von Schillers Drama im Runden Garten des Schlosses.

 Der Historiker Georg Mölich aus Köln und der Leiter des Kreismuseums Bitburg-Prüm, Burkhard Kaufmann, erläuterten in ihren Vorträgen die politischen und wirtschaftlichen Umstände und Zusammenhänge von vor 100 Jahren. Dabei wurde deutlich, dass Aufführungen des Freiheitsdramas Wilhelm Tell bei der französischen Besatzungsmacht nicht gerne gesehen waren.

Der Historiker Georg Mölich aus Köln und der Leiter des Kreismuseums Bitburg-Prüm, Burkhard Kaufmann, erläuterten in ihren Vorträgen die politischen und wirtschaftlichen Umstände und Zusammenhänge von vor 100 Jahren. Dabei wurde deutlich, dass Aufführungen des Freiheitsdramas Wilhelm Tell bei der französischen Besatzungsmacht nicht gerne gesehen waren.

Foto: Höser Rudolf

Der Förderverein Schloss Malberg erinnert in der Ausstellung, unterstützt vom Kreismuseum Bitburg-Prüm, an das historische Ereignis vor 100 Jahren. „Mit den Vorträgen des Historikers Georg Mölich aus Köln und von Burkhard Kaufmann, dem Leiter des Kreismuseums Bitburg-Prüm, wollen wir uns heute an den politischen und wirtschaftlichen Kontext sowie die damals handelnden Personen erinnern lassen“, kündigte Inge Solchenbach, Vorsitzende des Fördervereins Schloss Malberg, die Redner an und begrüßte die Gäste.

Warum die Aufführung von „Wilhelm Tell“ vor 100 Jahren ein Politikum war

„Die Weimarer Zeit ist im Bewusstsein der Menschen wesentlich von dem „Berliner“ Bild geprägt“, erläuterte Mölich. Auch seien die Schulbücher in dieser Zeit von der negativen Sichtweise auf die Weimarer Republik bestimmt gewesen. „Die Niedergangsgeschichte stand im Vordergrund, die Geschichte wurde von Ende her betrachtet. Inzwischen wird die Weimarer Zeit viel intensiver vom Anfang her gedacht und bewertet“, erklärte Mölich. Das Leben im Rheinland und in der Eifel war seinerzeit durch den verlorenen Krieg und die folgende Besatzung gekennzeichnet.

Gleichwohl waren den Menschen eigene Freiheitsgedanken nicht fremd. Da lag die Sage des „Wilhelm Tell“ mit der Befreiung vom Tyrannen Gessler durch den berühmten Apfelschuss nahe. Schillers Freiheitsdrama aufzuführen war allerdings nicht unproblematisch. Die Besatzer sahen das nicht gerne, verschiedentlich gab es Verbote der Aufführung.

So viele Besucher kamen damals zu Wilhelm Tell

In Malberg fanden die Tellspiele in den Jahren 1922, 1924 und 1929 statt. „Im Jahr 1923 hätten die Malberger auch gerne gespielt. Man erlebte aber den Höhepunkt der Besatzungszeit und eine Aufführung des Tell war unmöglich“, erinnerte Burkhard Kaufmann. „Die Franzosen wollten das Rheinland für sich behalten, aber die Menschen wollten nicht zu Frankreich. Mit der Aufführung des Tell wollten die Leute ihren Freiheitswillen kundtun“, so Kaufmann weiter. Diesen Freiheitswillen unterstrichen sie durch ihre zigtausendfache Teilnahme an den Aufführungen. Nach Malberg kamen mehr als 100.000 Besucher, begünstigt durch die Anbindung an die Eisenbahn.

Die Ausstellung vermittelt auf zahlreichen Tafeln die Geschehnisse jener Zeit und damit einen Blick in die Welt der Eifel vor 100 Jahren.

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