Schmadten Klausi und der Fußball

Binscheid · Dichter, Satiriker, Wissenschaftler, Professor - und gebürtiger Pronsfelder: Klaus Hansen ist, kann und macht wirklich so allerhand. Auch Lesungen: wie demnächst im Haus Mannertal in Binscheid. Da trägt er seine Fußballgeschichten vor. Anstoß ist am Freitag, 24. Juni, 19.30 Uhr.

 Schmadten Klausi kennt sich aus mit dem guten Kick. Seinerseits ist Klaus Hansen, wie er eigentlich heißt, leidenschaftlicher Anhänger des MSV Duisburg. Foto: privat

Schmadten Klausi kennt sich aus mit dem guten Kick. Seinerseits ist Klaus Hansen, wie er eigentlich heißt, leidenschaftlicher Anhänger des MSV Duisburg. Foto: privat

Foto: (e_pruem )

Binscheid. "Geniale Doppelpässe zwischen Ball und Birne" - so rühmt die Berliner taz die Fußballtexte von Klaus Hansen. Der Autor spiele "mit den Worten wie Özil mit dem Ball", findet die Rheinische Post aus Düsseldorf.
Klingt nach einem guten Kick - und wie sich das anhört, kann man demnächst, vom Autor vorgetragen, auch in der Eifel erleben, bei seiner Lesung im Binscheider Haus Mannertal am Freitag, 24. Juni. Passend zur Europameisterschaft in Frankreich liest Hansen an diesem spielfreien Abend - tags darauf ist Achtelfinale - aus seinen Fußballgeschichten.
Fußballgeschichten? Wie kommt ein Gelehrter dazu? Und wie kommt er überhaupt aus Pronsfeld weg? Dort ist Klaus Hansen nämlich 1948 geboren. Heute lehrt der Professor für Politik- und Kommunikationswissenschaften an der Hochschule Niederrhein. Er hat zahlreiche fachliterarische Bücher, Magazine und Schriften verfasst und herausgegeben, er schreibt außerdem Buchrezensionen, Satirisches und experimentelle Gedichte, immer wieder auch rund ums große Gekicke.
Er sei, sagt er im TV-Gespräch, im Alter von acht Jahren aus der Eifel, "meinem Paradies", gekidnappt worden - "von den eigenen Eltern". Der ernsthafte Hintergrund: Sein Vater, gelernter Hufschmied, brauchte Arbeit. Und die fand er in Duisburg, in der Industrie. Apropos Schmied: Das seien sehr viele in der Familie gewesen. Weshalb er im Dorf, erzählt Klaus Hansen, auch nur "Schmadten Klausi" genannt worden sei. "Meinen wahren Nachnamen hab ich erst viel später erfahren."
Klausi, der es in Duisburg anfangs furchtbar fand, ging dort in eine Schule, die direkt neben dem Vereinsgelände des MSV lag: "Seitdem ist das mein Herzensverein." Und, ganz schlimm, vorige Woche abgestiegen. In die dritte Liga.
Erstligatauglich (diese Überleitung musste jetzt einfach sein) sind hingegen Hansens Fußballtexte. Und seine geradezu philosophischen Gedanken zum Sport: Das Stadion zum Beispiel, sagt er, "ist eine öffentliche Bedürfnisanstalt, wo du ungestraft die Sau rauslassen kannst. Für uns Zivilbürger ein wunderbares Ventil." Denn wo anders als dort "können wir uns so eine moralische Niedertracht leisten"? Immerhin gehe es ja darum, ungestraft "die eigenen Leute anzufeuern und die anderen niederzumachen". Hand aufs Herz: Keiner gehe zum Spiel und sage: "Ich will, dass der Bessere gewinnt."
Sonst wär's ja Tennis


Zu Hansens Büchern und Geschichten zählen Werke mit so schönen Titeln wie "Der Kopf ist das dritte Bein des Fußballers" oder "Ballbesitz ist Diebstahl" - eine Haltung, die vielleicht dem Umstand geschuldet ist, dass er am gleichen Tag Geburtstag hat wie Karl Marx, am 5. Mai nämlich.
Sein Schreiben trug ihm unter anderem den "Kevin-Prince-Boateng-Preis für werbefreien Fußball" ein, im Jahr 2010 von Satiriker Wiglaf Droste und Verleger Klaus Bittermann gestiftet. Hat auch nicht gerade jeder. Und hat auch niemand danach wieder bekommen, den Preis.
Hansens Verbindung in die paradiesische Heimat riss nie ab: Seit er elf war, sei er jeden Sommer mit dem Fahrrad nach Pronsfeld in die Ferien gefahren. "Auch mit dem ein oder anderen Freund." Einer davon: Ein weiterer Klaus, Nachname Jensen, Ex-Oberbürgermeister von Trier. Den Pfadfinderkumpel, samt Ministerpräsidentinnengattin, traf er erst vor wenigen Wochen wieder: Als Hansen mit seinem Vortrag unter dem Titel "Zum Fressen gern" in der Trierer Tufa die Ausstellung "Viecher und wir" eröffnete (der TV berichtete).
Klaus Hansens bisher jüngstes Buch, "Jedem Anpfiff wohnt ein Zauber inne", ist 2013 im Kunstanstifter Verlag Mannheim erschienen, das nächste Werk wird gerade vorbereitet. Titel: "Als das Flutlicht noch schwarzweiß war."
Rund um Hansens literarische Steilpässe im Haus Mannertal wird ein Vier-Gänge-Menü serviert, Alexandra Weyres verwandelt, so verspricht die Ankündigung, "über Töpfe und Pfannen geschlagene Flanken zu kulinarischen Treffern".
Vielleicht nimmt man ja ein Pils dazu, denn "Fußball ohne Bier", sagt Klaus Hansen, "ist Tennis."
Die Teilnahme am Abend kostet 38 Euro. Die Organisatoren bitten um frühzeitige Buchung unter Telefon 06559/660.
Extra

 Mannschaftsaufstellung nach Klaus Hansen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Mannschaftsaufstellung nach Klaus Hansen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

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Das Haus Mannertal ist eine mehr als hundert Jahre alte Dorfwirtschaft, Herrin im historischen Haus ist seit einigen Jahren Köchin Alexandra Weyres, in Frankreich und der Schweiz ausgebildet. Nicht nur ihre Küche wird international gelobt, sondern auch ihr Programm aus Konzerten und Lesungen. Mehr zum Haus und Programm unter <%LINK auto="true" href="http://www.haus-mannertal.de" text="www.haus-mannertal.de" class="more"%> red/fpl

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