Schmuckstück mit ungewisser Zukunft

Blankenheim · Wer zwischen Köln und Trier Bahn fährt, kennt die Station Blankenheim-Wald. Die Gemeinde diskutiert gerade über den möglichen Kauf des Gebäudes. Viele Fragen sind aber noch offen: Vor allem, was dann dort geschehen soll.

 Das Gebäude in Blankenheim sollten hoffentlich unbewaffnete Bürger auch in Zukunft noch nutzen können. Foto: Manfred Hilgers

Das Gebäude in Blankenheim sollten hoffentlich unbewaffnete Bürger auch in Zukunft noch nutzen können. Foto: Manfred Hilgers

Blankenheim. Es müssen raue Sitten geherrscht haben - damals, 1913. Wenn man nach der Entstehung des Bahnhofsgebäudes in Blankenheim-Wald forscht, stößt man unter anderem auf die Internetseite der Ahrtalbahn. Dort ist zu lesen: "In den Wirtschaften hingen Anschläge in italienischer Sprache, wonach jeder, der Schieß- oder Stichwaffen oder Schlagringe mit sich führt, ausgewiesen wird". In italienischer Sprache, weil viele Gastarbeiter aus Italien und Kroatien am Bau der Bahn beteiligt waren.
Dorf geschichte(n)


Die ursprünglichen Gebäude in Blankenheim-Wald waren sogar noch älter. Die seien in den Jahren 1873 bis 1875 erbaut worden und hätten an Gleis 1 Richtung Köln gelegen, schreibt Manfred Jehnen auf www.ahrdorf.de. Weiter steht dort: "Durch die Eröffnung der Bahnstrecke Ahrdorf - Blankenheim (Wald) im Jahre 1913 entstand auf der (gegenüberliegenden) Westseite ein neues Empfangsgebäude mit angebautem Güterschuppen." Und daran waren womöglich besagte italienische und kroatische Gastarbeiter beteiligt.
Noch nichts beschlossen


Über Schieß- oder Stichwaffen in der nichtöffentlichen Sitzung des Gemeindeentwicklungsausschusses ist nichts bekannt, auch wenn der besprochene mögliche Erwerb des Bahnhofsgebäudes durch die Gemeinde ziemlich umstritten ist. Mitglieder des Ausschusses hatten sich zuvor das Gebäude angesehen, um dessen Zustand einschätzen zu können. "Es wurde aber noch keine Entscheidung über einen Kauf getroffen", sagte Dieter Hüllbüsch, Fachbereichsleiter der Gemeinde Blankenheim. Zwar liege ein Vertrag von der Deutschen Bahn vor, doch es seien noch Gespräche nötig. Dafür werde man sich mit den Verhandlungspartnern zusammensetzen.
Was nach einem möglichen Kauf mit dem Gebäude geschieht, ist unterdessen offen. "Die Gedanken sind frei", sagt Hüllbüsch, angesprochen auf die Ideen von Blankenheimer Bürgern. Da ist zum Beispiel der Lehrer Markus Schmitz, der mit anderen Bürgern ein Konzept erarbeitet hat. Schmitz nennt den Betrieb einer kleinen Gastronomie, eines Kiosks und eines E-Bike-Verleihs. Zudem könnte es Fremdenzimmer geben.
Aufseiten der Gemeinde hält sich die Euphorie in Grenzen. "Es ist fraglich, ob derartige Nutzungen überhaupt wirtschaftlich betrieben werden können", sagt Dieter Hüllbüsch. Zudem hat die Gemeinde Zweifel an der Sanierbarkeit des Gebäudes. Dieser Aspekt solle allerdings noch geklärt werden, sagt Hüllbüsch.
Markus Schmitz ist sicher, dass da etwas machbar ist. Schließlich wäre es doch überaus schade, wenn das Gebäude seinen 100. Geburtstag nicht mehr erleben würde.

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