Schönecker überraschen in Mainz

Schönecken · Bei einer Infoveranstaltung im Ort erfahren die Bürger, was im Zukunfts-Check Dorf bisher herausgekommen ist. Innenminister Roger Lewentz diskutiert mit den Gästen und sagt, was sich in seiner Einschätzung geändert hat.

Schönecker überraschen in Mainz
Foto: Uwe Hentschel

"Vor fünf Jahren war hier noch nichts, nur eine Brache mitten im Dorf", sagt Matthias Antony. Ein halbes Jahrzehnt später steht er nun genau dort, im einstigen Nichts, auf der Bühne der Schönecker Gemeindehalle, um dort in seiner Eigenschaft als Ortsbürgermeister die Menschen zu begrüßen. Wenige Tage zuvor hat Schönecken beim Kreiswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft den ersten Platz belegt. Das allerdings ist nicht der Grund, warum 300 Besucher ins Forum im Flecken (so heißt die Gemeindehalle) gekommen sind.

Es geht um den Zukunfts-Check Dorf, an dem nach der erfolgreichen Pilotphase vor gut drei Jahren derzeit 170 Gemeinden teilnehmen. Schönecken gehört übrigens nicht dazu, wie Antony zu Beginn seiner Begrüßung einräumt. Das jedoch liegt nicht etwa am Konzept des Dorf-Checks, sondern unter anderem daran, dass die Schönecker ihre Bestandsanalyse bereits hinter sich haben. "Als wir unseren Aufbruch zelebriert haben, gab es noch keinen Zukunfts-Check Dorf", erklärt der Ortsbürgermeister. "Wir hätten uns solche Werkzeuge sicher gewünscht", so Antony. Doch weil es diese damals eben noch nicht gegeben habe, sei es in Schönecken so gemacht worden, wie man es für richtig gehalten habe. Dass die Gemeinde damit richtig gehandelt hat, belegen Projekte wie das Forum im Flecken und nicht zuletzt die erfolgreiche Teilnahme am Dorfwettbewerb. Mit annähernd 1500 Einwohnern ist das gut acht Kilometer von Prüm entfernte Schönecken eines der größten Dörfer im Eifelkreis. Wobei die individuelle Zukunftsfähigkeit einer Gemeinde weder von der Größe noch von der Einwohnerzahl abhängt, wie Landrat Joachim Streit betont. Entscheidend sei vielmehr das Eigenleben der Gemeinden, sagt Streit. Und um dieses ist es allem Anschein nach recht gut bestellt.

"Der Zukunfts-Check Dorf ist die größte Bürgerbewegung im Eifelkreis", sagt der Landrat. Initiator des Dorf-Checks ist der Dorferneuerungsbeauftragte des Eifelkreises, Edgar Kiewel, Projektmanager der eigens dafür eingestellte Andreas Heiseler. Von den 170 Gemeinden, die im Rahmen der kreisweiten Initiative fachlich und finanziell von Kreis und Land unterstützt werden, haben laut Heiseler bereits 109 Gemeinden mit dem Dorf-Check angefangen. In den übrigen Dörfern steht der Auftakt in den kommenden Wochen und Monaten noch an. Die Bestandteile des Projekts sind dabei in allen Gemeinden die gleichen. Es geht um Bürgerbeteiligung und um eine Bestandsaufnahme, um eine sich daraus ergebende Potenzialanalyse und nicht zuletzt um einen Maßnahmenkatalog, in dem jede Gemeinde die Projekte festhält, die sie umsetzen möchte. Der Dorf-Check ist damit die Fortschreibung des Dorfentwicklungskonzepts - mit dem Unterschied, dass die Gemeinden dieses Konzept selbst erstellen und sich dadurch eine teure Fortschreibung durch ein externes Büro sparen. Der Grad der fachlichen Betreuung durch die Kreisverwaltung ist dabei recht unterschiedlich, wie Heiseler sagt. Manche Gemeinden seien auf ein höheres Maß an Unterstützung angewiesen, bei anderen wiederum sei der Zukunfts-Check ein reiner Selbstläufer. Unterschiede gebe es auch bei der Beteiligung. "In Philippsheim zum Beispiel war bei der Auftaktveranstaltung die Hälfte des Dorfs anwesend", sagt der Projektmanager. "Und in Neidenbach mussten wir sogar auf die Kirche ausweichen, weil gar nicht alle ins Gemeindehaus gepasst hätten." Bei den Themen, die die Bürger bewegen, gebe es viele Gemeinsamkeiten, sagt Heiseler. Ganz oben auf der Liste stünden die Verbesserung des Internets und der Mobilität sowie Angebote für Senioren und Jugendliche.

Letzteres trifft auch auf Rittersdorf zu, das bereits mit einem neuen Angebot reagiert hat. So wurde dort inzwischen ein ehrenamtlicher Besuchsdienst für Senioren eingerichtet. Für den rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz, der ebenfalls zur Veranstaltung gekommen ist und auch an der abschließenden Podiumsdiskussion teilnimmt, hat das kreisweite Projekt Modellcharakter für das ganze Land. Wenngleich er zugeben muss, dass er den Erfolg der Initiative total unterschätzt hat: "Dass sich so viele Gemeinden melden würden, lag außerhalb meines Erwartungshorizonts."

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