Schrittmacher für Bitburgs Herz
Bitburg · Ein Baum oder mehr? Graues Pflaster oder lieber beige? Bis zum Herbst soll ein Vorschlag auf dem Tisch liegen, wie der Postplatz aussehen soll. 380 000 Euro investieren Stadt und Land in die Gestaltung. Baubeginn ist für Frühjahr 2014 geplant.
Bitburg. Zaungäste gibt es Tag für Tag. Kaum ein Passant, der am Postplatz keinen Blick in die Baugrube wirft. Etwa sechs Meter tief ist das Loch, das dort nun klafft.
"Wenn der Erdaushub fertig ist, haben wir etwa 12 000 Kubikmeter Erde abgetragen. Das sind etwa 1700 LKW-Ladungen", sagt Heinrich Masselter, Projektleiter bei der Trierer Wohnungsbaugesellschaft GBT, die Ende 2011 den Zuschlag für die Umgestaltung des Platzes bekommen hat. Riesige Bretterwände wurden montiert, um die Poststraße abzufangen. "Als Nächstes folgen Fundamente und Bodenplatte", sagt Masselter. Er rechnet damit, dass der Neubau Anfang 2014 "aus dem Boden raus kommt".
Im Frühjahr will die Stadt dann auch mit der Neugestaltung des Platzes beginnen. Zwei Drittel der Kosten von 380 000 Euro kommen als Zuschuss vom Land, das Bitburg im Rahmen des Förderprogramms aktive Stadtzentren unterstützt.
Welches Pflaster? Grau oder beige, großteilig oder kleinteiliges Format, gerade oder quer verlegt? Was ist mit Pflanzen? Kommen wieder Bäume auf den Platz, wenn ja wie viele und wohin? Wo sollen welche Art von Sitzmöbeln aufgestellt werden? Der Teufel steckt im Detail - und genau mit solchen Details beschäftigt sich derzeit der Gestaltungsausschuss, in dem Vertreter der Stadtratsfraktionen, der Verwaltung, der GBT sowie des Gewerbevereins zusammenarbeiten. Ziel ist, dass bis spätestens Herbst ein Vorschlag auf dem Tisch liegt, über den dann der Bauausschuss entscheidet.Team diskutiert über Details
"Wir sind noch ganz am Anfang", sagt Bauamtsleiter Heinz Reckinger. Deshalb gibt es auch noch keine Skizze. "Lediglich die groben Rahmenbedingungen, die bereits Bestandteil des Wettbewerbsentwurfes der GBT waren, sind klar", sagt Reckinger. Heißt: Es wird Treppenstufen zur Poststraße und zur Hauptstraße hin geben, um das Gefälle des Platzgeländes abzufangen. Zu den Stufen, die in Bitburg bereits für Aufruhr gesorgt haben, sagt Bürgermeister Joachim Kandels: "Keine Sorge: Alles wird barrierefrei." Der Platz wird über die Hauptstraße an einer Stelle ebenerdig zu erreichen sein. Jenseits der Stufen - und dem Ziel, diese auf ein Minimum zu begrenzen - steht noch nicht viel fest.
"Ziel ist es, dass der Platz später multifunktional nutzbar ist", sagt Kandels. Multifunktional heißt: Zum einen soll der Platz zum Verweilen einladen, aber ebenso für Veranstaltungen - ob Wein- und Sektgala, Weihnachtsmarkt oder Folklore-Festival - nutzbar sein.
Für den Bürgermeister beginnt nun "die Operation am offenen Stadtherzen", wie er sagt: "Ich bin überzeugt, dass das ein lebendiger Platz wird, über den die Bitburger gerne flanieren, wo sie gerne einkehren, sich ausruhen oder eben auch feiern." Bis dahin wird an der Baustelle noch viel bewegt, und Tag für Tag halten Passanten einen Augenblick inne, um einen Blick hinter den Bauzaun zu werfen.
Leser-Echo: Kinderschaukel, Brunnen, Wasserband, Sitzbänke, Lichtspiele, Segeltuchdach: Was würden Sie sich für den Postplatz wünschen? Schreiben Sie uns Ihre Ideen an:
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Offiziell heißt der Platz am südlichen Ende der Bitburger Fußgängerzone Am Spittel. Doch eigentlich sagt in Bitburger jeder Postplatz. Fakt ist: Mit einem Hospital, worauf sich der offizielle Name Spittel bezieht, ist der Platz ebenso verbunden wie mit der Post. Einst stand dort das St. Johannishospital, das 1295 erstmals urkundlich erwähnt ist. Der reiche Bürger Heinrich von der Pforten stiftete sein ganzes Erbe zur Gründung dieses Hospitals für Durchreisende, alte und schwache Menschen. Die Bürgerstiftung existiert noch heute. Nach der Besetzung der Franzosen wurde 1794 das Krankenhaus als Gefängnis genutzt. 1803 befand sich erstmals eine Briefsammelstelle im ehemaligen Hospitalgebäude, das 1865/66 abgerissen wurde. 1880 wurde die Post in die Erdorfer Straße verlegt, bis 1899 das neue Postgebäude auf dem Hospitalplatz stand, das aber im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. In der NS-Zeit hieß der Platz Horst-Wessel-Platz. Nach dem Krieg musste die Post wieder in die Erdorfer Straße, bis 1957 das neue Postgebäude errichtet war, das Anfang 2013 abgerissen wurde. scho