Schrittmacher für das Innenstadt-Herz

Ein Platz mit großen Chancen: Die Umgestaltung des "Spittels" ist ein Schlüsselprojekt zur Stärkung der Bitburger Innenstadt. Wegen der hohen Bedeutung des Vorhabens sind auch die Bürger gefragt. Heute, 28. Januar, 19 Uhr, haben Sie Gelegenheit, Ihre Visionen und Ideen bei einer Einwohner-Versammlung im Haus Beda einzubringen und sich über das wichtige städtebauliche Projekt zu informieren. Viele Vorschläge wurden dazu schon diskutiert.

Bitburg. (scho) Ende 2005 hat die Stadt Bitburg das Postgebäude samt dem etwa 4400 Quadratmeter großen Areal im Herzen der Innenstadt für rund 1,6 Millionen Euro gekauft. "Im ständigen Austausch mit den Bürgern wird die Stadt einen Grundlagenplan mit Vorgaben erarbeiten, wie das Gelände sinnvoll genutzt werden kann. Auf dieser Basis wird es dann einen Investoren-Wettbewerb geben", sagt Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit. Gemeinsam ist den bisherigen Vorschlägen die Erkenntnis, dass das Post-Areal sinnvoller Weise nur im Zusammenhang mit der umliegenden Bebauung und Infrastruktur (Krankenhaus, Südschule, Kirchweg bis zum Parkplatz "Altes Gymnasium") entwickelt werden sollte und letztlich auch zur Stärkung der Trierer Straße beitragen soll - also auch der Verbindungs-Achse zwischen den beiden "Bi(t)-Polen" Saarstraße und Innenstadt mehr Leben bringt. Bei der Frage, ob das aus den 50er Jahren stammende Postgebäude erhalten werden soll oder nicht, scheiden sich hingegen die Geister. Im Groben lassen sich drei Varianten unterscheiden: Großflächiger Einzelhandel: Wird das Postgebäude abgerissen, könnte sich großflächiger Einzelhandel (wie etwa derzeit mit rund 8000 Quadratmetern am Rautenberg geplant) gleich am Rande der Fußgängerzone ansiedeln. Diesen Standort für ein Fachmarkt-Zentrum brachte als Alternative zum Rautenberg zuletzt die CDU-Fraktion ins Gespräch (der TV berichtete). Mit zwei Parkdecks wären ebenerdig 1600 Quadratmeter Verkaufsfläche drin - noch mehr Fläche wäre denkbar, wenn auch die Südschule weicht, was einst Projektentwickler Hans-Josef Rogge Ende 2005 vorschlug.Kleinteiliger Einzelhandel mit Postgebäude: Bei dieser Variante bliebe das Postgebäude erhalten und böte im Erdgeschoss rund 1300 Quadratmeter Verkaufsfläche für kleinere Läden. Dafür hatten sich SPD- und Grünen-Fraktion stark gemacht, die sich dort jenseits kleinerer Läden auch Gastronomie mit Biergarten, Eifel-Shop, Vereinsräumen und mehr vorstellen können (der TV berichtete). Wegen der Nähe zum Krankenhaus schlugen die Grünen zudem Seniorenresidenzen und ein Reha-Zentrum in der jetzigen Südschule vor und brachten die Idee der "grünen Lunge" rund um das Areal ins Gespräch. Die SPD hingegen will die Südschule erhalten. Unabhängig davon ist bei dieser Variante auch an hochwertiges Wohnen und Flächen für Dienstleister gedacht, die sich um einen Innenhof auf der rückwärtigen Seite des jetzigen Postgebäudes gruppieren. Kleinteiliger Einzelhandel mit größerem Platz: Diese Variante setzt den Schwerpunkt ebenfalls auf Wohnen, Dienstleister und kleinere Läden - allerdings mit einem größeren Platz. Dafür müsste das Postgebäude weichen. Einen solchen übergeordneten großen städtischen Platz, der das "Wir-Gefühl" stärkt und sich als zentraler Veranstaltungsort eignet, hatte zuletzt Willi Notte von der Liste Streit für Bitburg gefordert (der TV berichtete). MeinungSchlüssel zum Schlüsselprojekt Wohin die Reise beim "Spittel" am Ende auch immer gehen mag, eins steht jetzt schon fest: Der Weg ist gut gewählt. Eine solch zentrale städtebauliche Frage im ständigen Austausch mit den Bürgern zu entwickeln, ist zwar aufwendiger, mobilisiert aber zusätzliches kreatives Potenzial und stärkt das Zusammengehörigkeits-Gefühl sowie das Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft der Stadt. Die Bürger ernst zu nehmen und einzubeziehen trägt zudem dazu bei, dass diese den zentralen Innenstadt-Platz dann auch als "ihren Platz" wahr- und annehmen. Insofern ist die Bürger-Beteiligung sicher der Schlüssel zum Schlüssel-Projekt. Denn so wird das Ergebnis von vorneherein auf eine breitere Basis gestellt, was die nötige Akzeptanz sichert und den politischen Entscheidungs-Gremien Orientierung gibt. Nun ist es an den Bitburgern, diese Chance zu nutzen, sich mit ihrem Ideenreichtum und ihrer Ortskenntnis einzubringen und zu informieren, damit im Herzen der Stadt ein gutes Stück Bitburg mit kräftigem Pulsschlag voran gebracht werden kann. d.schommer@volksfreund.deHINTERGRUNDWarum der Spittel Spittel heißt: Um 1300 gründete der Bitburger Heinrich von der Pforten das "Hospital zum Trost der Armen und Kranken" im Süden der Innenstadt. Der Hospitalbau wurde im 18. Jahrhundert von einem Reisenden als "das größte Gebäude der Stadt" bezeichnet. Im hinteren Bereich erstreckten sich die Hospitalgärten, davor der Hospitalplatz. Während der Zeit der französischen Herrschaft diente der Hospitalbau zeitweise auch als Kaserne, Gefängnis und Schreinerwerkstatt. Die Stiftung Bürgerhospital wirkt hingegen - dank einem klugen Schachzug der damaligen Stadtväter - bis heute. Im 19. Jahrhundert residierte der Bitburger Kaplan im Hospital. Im Zweiten Weltkrieg wurden die letzten Reste der Hospitalbauten völlig zerstört - es blieb der Name des Platzes "Am Spittel". (scho)

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