Schulen Talent sitzt an jeder Ecke

Prüm · Jede Menge Bewegung zwischen Brandschutz und Begabtenförderung: Am Regino-Gymnasium Prüm kommt gerade allerhand in Gang.

 Schule verbessern, Talente fördern (von links): Miriam Repplinger, Arzu Gülsen, Carlos Linden und Albrecht Petri im Regino-Gymnasium.

Schule verbessern, Talente fördern (von links): Miriam Repplinger, Arzu Gülsen, Carlos Linden und Albrecht Petri im Regino-Gymnasium.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

„Schule machen heißt Räume schaffen“, sagt Albrecht Petri, Direktor des Regino-Gymnasiums. Und im Fall der Prümer Traditionseinrichtung an schönster Adresse – neben der Basilika, in der früheren Benediktinerabtei – gilt das mit den Räumen derzeit doppelt, im übertragenen wie im wörtlichen Sinn.

Sogar hinter dem Hauptgebäude haben sie Räume geschaffen – weil es ihnen drinnen zu eng wurde: grüne, gestapelte Container, in denen seit zwei Jahren unterrichtet wird. Der Grund: Im Dachgeschoss der Schule dürfen sie das nicht mehr, denn es ist nicht brandgeschützt (der TV berichtete).

Seitdem wartet man auf den Umbau, aber nicht nur wegen der Feuergefahr. Denn die Aufgabe ist noch größer – und heißt Gesamtsanierung der Schule: neue Heizanlage, neue Dämmung, das Ganze nach den Regeln des Denkmalschutzes, barrierefrei und, siehe oben, brandgeschützt.

Petri aber denkt jenseits der Umbauten noch an etwas anderes, denn „auch wenn gebaut wird, geht ja Schule weiter“. Und deshalb kommt auch noch eine pädagogische Baustelle dazu: die Begabtenförderung. Die Prümer Schule ist als eins von fünf Gymnasien im Land vom Bildungsministerium und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion dafür ausgewählt worden. Auch wegen ihrer bereits bestehenden Förderung „von Begabungen im außerunterrichtlichen Bereich“, sagt Petri, darunter die Angebote in Musik, Sport und Schauspiel.

Jetzt gehe es darum, potenzielle Begabungen zu entdecken, die etwa in stilleren, eher zurückhaltenden Kindern schlummern. Und die Lehrer auf die Spur zu bringen, bei welchem Kind ein Talent entdeckt und geweckt werden kann. Wohlgemerkt: Es gehe um begabte Kinder und Jugendliche, nicht um Hochbegabte, sagt Petri. Und darum, diesen Kindern „differenzierte Lernangebote zu machen“. Ein Beispiel wäre etwa, dass Schüler Lektüretexte auf unterschiedlichem Schwierigkeitsniveau erarbeiten – ihre Ergebisse aber dann wieder in Kurs oder Klasse einbringen. Angebotsdifferenzierung nennt es der Schulchef. Das sei „das Zauberwort“.

Am Regino will man damit bereits  in der Orientierungsstufe anfangen. Die Lehrer erhalten dafür Fortbildungen, vom Land finanziert. Aber auch die Schüler, sagt der Chef, „haben dabei ein Wörtchen mitzureden“. Daher begleiteten Schülersprecherin Arzu Gülsen und Carlos Linden von der Schülervertretung den Orientierungsstufenleiter Rainer Mäling und die für das Begabten-Projekt zuständige Kollegin Miriam Repplinger nach Ludwigshafen: Dort wurde eine Startveranstaltung für alle am Projekt beteiligten Schulen ausgerichtet.

Davon zeigten sich die Schülervertreter beeindruckt: weil dort in Workshops gezeigt worden sei, wie andere Schulen das Thema angegangen seien. Es nahm ihnen auch die Sorge, dass es sich um etwas Elitäres handeln könne: Denn diese spezielle Förderung sei auch für sie, sagt Arzu Gülsen, anfangs „etwas Fremdes gewesen. Aber man merkt ja selbst: Wir haben viele Begabte an unserer Schule. Und das muss gefördert werden.“

Für Carlos Linden klang das Projekt zunächst nach Hochbegabtenförderung, jetzt sieht er es anders. Und spricht sich auch aus einem weiteren Grund dafür aus, das Thema Begabung zu normalisieren: Denn es könne manch einem „die Angst nehmen, als Streber zu gelten“. Und vielleicht, ergänzt Arzu Gülsen, „ist das ja auch eine Inspiration für andere Schüler, sich ein bisschen mehr anzustrengen“.
Rainer Mäling betont, dass „die ohnehin schon intensive pädagogische Begleitung in der Orientierungsstufe im Rahmen der Initiative noch weiter ausgebaut wird, um noch individueller auf die Kinder eingehen zu können. Die Beratung der Eltern ist mir wichtig und kommt im Konstrukt der Initiative etwas zu kurz. Aber wir machen das.“

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